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Der Rebell

Titel: Der Rebell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
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Boot Windrunner. Über dem Meer wölbte sich ein wolkenloser Himmel, eine sanfte Brise füllte die Segel und kühlte seine bronzebraunen, von der Sonne erhitzten Wangen.
    Jerome stand am Ruder, und Ian kostete seinen Müßiggang aus. Mit einem Regierungspostschiff war er von der Hauptstadt nach Charleston gefahren, dann mit einem Handelsschiff nach St. Augustine, wo er seinen Bruder zu einer Reise in den Süden überredet hatte. An Bord eines Navy-Schiffs waren sie zum Dock ihres Onkels gesegelt.
    Nun saß Julian neben Ian auf den Planken der Windrunner, ebenfalls mit nacktem Oberkörper. »O ja, ein prachtvoller Tag«, stimmte er zu und erwiderte den vorwurfsvollen Blick seines Vetters. »Wenn du willst, übernehme ich das Ruder, Jerome«, schlug er schuldbewußt vor, »und du ruhst dich ein bißchen aus.«
    »Bleib, wo du bist. Allzulange besitze ich die Windrunner noch nicht, und es macht mir immer noch Spaß, das Boot zu steuern.«
    Ian genoß den Wind im Gesicht, den Geruch des Wassers, die Weite des Himmels.
    Das alles hatte er in Washington vermißt. Im Norden ließ die Wärme des Sommers allmählich nach. Aber hier spürte man nur nachts die herbstliche Kälte. Die Sonne erwärmte seinen Körper und seine Seele und schien sogar die bedrohlichen Schatten zu mildern, die derzeit über dem Land lagen.
    In drei Tagen sollte die Präsidentenwahl stattfinden Die ganze Nation hielt den Atem an. Nach seinem Urlaub hatte Ian mit den Army-Kartographen zusammengearbeitet und neue Rekruten ausgebildet. Nur widerstrebend bereitete sich die Union auf den Krieg vor. Niemand wollte glauben, daß man den Konflikt tatsächlich auf dem Schlachtfeld austragen würde. Wenn es dazu kam, würde man die Hitzköpfe auf beiden Seiten bald zur Vernunft bringen. Nun mußte man erst einmal die Wahl und die damit verbundenen Beschlüsse der einzelnen Staaten abwarten.
    Ian hatte hart gearbeitet und jeden Abend seine bleierne Müdigkeit begrüßt, weil sie ihn daran hinderte, über seine verschiedenen Probleme nachzudenken.
    Schon am ersten Abend nach seiner Ankunft in Washington hatte er Risa gesehen. Sie lief die Stufen ihres Vaterhauses herab, umarmte und küßte in. In ihren violetten Augen glänzten Freudentränen. Sie duftete nach Lavendel, und ihr dunkles Haar fühlte sich wie Seide an. Nie zuvor hatte sie ihn so verführerisch geküßt. Aber er
    schob sie sanft von sich und erklärte ihr, was geschehen war.
    Tapfer verbarg sie ihre bittere Enttäuschung und versicherte, sie würde seine Handlungsweise verstehen. Zum Glück habe sie ihrem Vater verschwiegen, Ian würde vermutlich bald um ihre Hand anhalten. Mit ruhiger beherrschter Stimme betonte sie, deshalb sei kein ernsthafter Schaden entstanden.
    Trotzdem wußte er, wie tief er sie verletzt hatte. Und er selbst litt genauso schmerzlich. Risa war seine Zukunft gewesen, die Frau, die sein Leben teilen sollte — seine Freundin, Vertraute und Geliebte.
    Diese wunderbaren Zukunftspläne hatte er wegen seiner oberflächlichen Affäre mit Lavinia vereitelt, weil er in den Teich gesprungen war, um sich mit seiner vermeintlichen Geliebten zu vergnügen.
    Während seines Aufenthalts in Washington traf er Risa sehr oft. Obwohl sie versuchte, seine Freundin zu bleiben, verdunkelten sich ihre schönen Augen bei jeder Begegnung.
    Ihr Anblick bedrückte ihn ebenso wie die Gefahr, in der sein Land schwebte. Wenn er abends mit Freunden beisammensaß und Whiskey trank, gab es kein anderes Gesprächsthema. Überall bildeten sich Miliztruppen. Und manche arroganten Militärs prahlten, sie würde den Süden in einer einzigen Schlacht vernichten. Ian hatte es kaum erwarten können, Washington zu verlassen und der angespannten Atmosphäre zu entrinnen.
    »Warum schaust du so finster drein?« fragte Jerome. »Obwohl du den Tag so wunderbar findest?«
    Statt zu antworten, zuckte Ian nur die Achseln.
    »Denkst du an die Präsidentenwahl?« fragte Julian.
    »Ja.«
    Jerome starrte aufs tiefblaue Wasser. »Vielleicht wird ein akzeptabler Kandidat gewählt.«    
    »Hier im Süden steht Lincoln nicht einmal auf der Liste«, bemerkte Julian.
    »Aber jeder spricht vom Abfall der Südstaaten«, wandte Ian ein.
    »Und in allen Städten bilden sich Milizeinheiten«, ergänzte Julian. »Ich wurde bereits gebeten, als Arzt bei einer Truppe in St. Augustine zu dienen.«
    »Wenn es zum Abfall kommt, ist der Süden gerüstet.« Jerome starrte Ian mit schmalen Augen an. »Verdammt, hier könntest du zu Colonel

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