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Der Rebell

Titel: Der Rebell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
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hinaus. Im Bücherregal reihten sich historische und politische Werke aneinander, aber es enthielt auch
    Abenteuerromane und Klassiker wie Molière und Shakespeare.
    Jennifer saß auf dem Bett neben Alaina, die reglos und zusammengekrümmt dalag, immer noch in ihrem feuchten, zerrissenen weißen Kleid. Hin und wieder erklang ein leises Schluchzen.
    Hilflos streichelte Jennifer die Schultern ihrer Freundin, schaute zu den beiden Männern auf und schüttelte den Kopf.
    »Ich möchte ihr ein Beruhigungsmittel geben«, erklärte Julian.
    »Ja, das wird ihr helfen.« Jennifer stand auf und ging zu ihren Vettern. Zögernd wisperte sie: »Ian, du solltest wissen ...«
    »Was?«
    »Eigentlich solltest du es auf andere Weise erfahren ...«
    »Sprich doch endlich, Jennifer!«
    »Im Augenblick wird Alaina nicht daran denken. Aber
    — sie erwartet ein Baby.«
    »Ein Baby«, wiederholte er tonlos. Alaina hatte ihm nichts davon geschrieben. Keinen einzigen Brief hatte er von ihr erhalten.
    Von wachsendem Zorn erfaßt, trat er ans Bett. Als er erneut ein qualvolles Schluchzen hörte, fühlte er sich hin und her gerissen zwischen dem Bedürfnis, seine Frau zu schütteln, und dem Wunsch, ihren tiefen Kummer zu lindern.
    »Herzlichen Glückwunsch, Ian«, flüsterte Julian.
    »Danke.« Nun müßte man feiern, Champagner trinken, die besten Zigarren rauchen, einander auf die Schulter schlagen ... »Julian, diese heftigen Emotionen werden ihr sicher schaden. Aber ich habe Angst vor den Nebenwirkungen eines Beruhigungsmittels. Als ich vor einigen Jahren im Fort Taylor stationiert war, bekam die Frau eines Offiziers eine hohe Dosis Laudanums, weil sie an
    starken Kopfschmerzen litt. Eine Woche später brachte sie ein totes Kind zur Welt.«
    »Deine arme Frau braucht Hilfe, Ian«, wandte Jennifer ein.
    »Keine Bange, ich werde das Medikament ganz vorsichtig dosieren«, versprach Julian. »Vielleicht wäre ein Glas Brandy die beste Arznei. Wenn sie schlafen könnte ...«
    Ian nickte, und seine Kusine ging zum Sekretär. Auf einem Silbertablett stand eine kristallene Brandykaraffe. Sie füllte ein Glas und drückte es in Ians Hand. »Jetzt lassen wir euch allein.«
    »Bis später.« Julian folgte ihr aus dem Zimmer.
    Als Ian die Schulter seiner Frau berührte, erschauerte sie, wandte sich ab und rückte von ihm weg.
    »Bitte, Alaina, trink das.« Mit sanfter Gewalt drehte er sie zu sich herum.
    Blicklos starrte sie ihn an, und ihre Augen schwammen in Tränen. Ian hob sie ein wenig hoch. Mit einem Arm stützte er ihren Rücken, mit der anderen Hand flößte er ihr Brandy ein. Zitternd lehnte sie an Ians Brust, begann wieder zu weinen, und er wiegte sie behutsam hin und her.
    Durch das Fenster sah er Sterne funkeln. Eine wunderbare Nacht ... Von einer solchen Nacht hatte er auf der Reise nach Belamar geträumt und sich vorgestellt, er würde bei seiner Frau liegen, brennend vor Verlangen, von der milden Brise gekühlt. Doch es war anders gekommen, und wenn er Alaina ausziehen würde, dann nur, um sie von der feuchten Kleidung zu befreien und zu wärmen.
    Seltsam — was das Herz wußte, mochte der Körper nicht akzeptieren. So weich und verlockend lag sie in seinen Armen, und er begehrte sie — trotz allem, was geschehen war. Nach seiner Hochzeit hatte er allen Frauen widerstanden, die dunklen Gassen von Washington ge-
    mieden, und eine Affäre mit Risa, die er liebte und bewunderte, war niemals in Frage gekommen.
    Mit Alaina konnte sich ohnehin keine vergleichen — mit Alaina, die ihm ihr wahres Wesen immer noch vorenthielt, die nun schluchzend an ihm lehnte.
    »Bitte, hör zu weinen auf«, flehte er.
    Verzweifelt würgte sie hervor: »Heute wollte ich's ihm sagen ... Er wäre so glücklich gewesen. Beim Lunch hätte ich's erzählt ... Aber er kam nicht zum Essen. Und jetzt ist er tot.«
    Ian verkniff sich die Bemerkung, daß sie ihrem Ehemann auch nichts verraten hatte. In all den Monaten hätte sie Zeit genug gehabt, um Teddy über ihre Schwangerschaft zu informieren.
    »Jetzt weiß er's, Alaina.«
    »Wie kannst du das behaupten?« Sie richtete sich auf und schaute ihn durch einen Tränenschleier an.
    Was immer ihn selbst bedrückte und erzürnte — es mußte warten. Sanft strich er ihr das zerzauste Haar aus der Stirn. »Weil er ein guter Mensch war und im Himmel ist. Der liebe Gott wird ihn wissen lassen, daß er in seinem Enkelkind weiterleben wird.«
    Schweigend schaute sie ihn an, minutenlang. Dann senkte sie die Lider und sank

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