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Der Rebell

Titel: Der Rebell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
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schrillen Schrei einer Frau über die Wellen heran.

12
    »Was zum Teufel geht da vor?« Ian stand an der Reling und beobachtete die Soldaten, die immer noch feuerten.
    »Keine Ahnung«, erwiderte Jerome, segelte hart am Wind und beschleunigte die Fahrt. Geschickt justierte Julian das Segel. »Gleich sind wir da.«
    Der Schrei hallte in Ians Ohren wider. O Gott, warum habe ich sie so lange allein gelassen, warf er sich verzweifelt vor.
    »Dafür gibt's sicher eine plausible Erklärung«, meinte Julian. »Das Militär kann nicht auf Teddy schießen.«
    »Natürlich nicht«, stimmte Ian zu. Jetzt näherten sie sich dem Sandstrand.
    »Seid ihr bewaffnet?« fragte Jerome.
    »Leider habe ich nur meine Arzttasche bei mir«, entgegnete Julian.
    »In meinem Jackett stecken die Colts«, sagte Ian.
    »Zwei? Wirf mir einen rüber. Ich habe nur mein Gewehr.«
    »Gib's mir!« bat Julian, und Jerome erfüllte ihm den Wunsch. Dann fing er Ians Colt auf, und sie setzten das Boot auf Sand. Während sie ins Wasser sprangen und an Land rannten, krachten neue Schüsse.
    »Runter, Alaina!« schrie Teddy. »Wirf dich zu Boden!«
    »Du auch, Papa!«
    Inzwischen waren die Soldaten näher an die entlaufenen Sträflinge herangekommen.
    »Pack den Alten!« rief einer der bärtigen Männer. »Benutz ihn als Schild!«
    »Komm zu mir, Papa!« flehte Alaina. »Wir müssen aus der Schußlinie ...«
    Teddy begann zu laufen. Aber er war nicht schnell genug. Der jüngere Mann hinkte auf ihn zu und schlang ihm von hinten einen Arm um den Hals. Dann starrte er
    Alaina an. Offenbar entdeckte er sie erst jetzt. Ihr Vater hatte ihm vermutlich die Sicht versperrt.
    »Schnapp dir die Frau!« drängte der Flüchtling seinen älteren Gefährten.
    Ein starker Arm schnürte Teddy die Luft ab, und sein Gesicht färbte sich dunkelrot.
    »Lassen Sie meinen Vater los!« schrie Alaina wütend. Ohne an die Gefahr zu denken, die ihr selbst drohte, stürmte sie zu Teddys Angreifer und trommelte mit beiden Fäusten gegen seinen Rücken.
    »Pack sie, Thayer!« rief der junge Mann.
    Der ältere Sträfling gehorchte und umfing Alaina mit kraftvollen Armen. Verbissen wehrte sie sich und bekämpfte ihren Peiniger wie eine Tigerin. Dann hörte sie ein Klicken und sah, wie der andere Flüchtling eine Pistole an Teddys Schläfe hielt. In den glanzlosen hellblauen Augen des entlaufenen Sträflings lag ein seltsamer, beklemmender Ausdruck — der Blick eines Mannes, der seit vielen Tagen hungerte und vor nichts zurückschreckte. Grinsend entblößte er unregelmäßige Zähne voller Tabakflecken.
    »Hören Sie auf mit dem Unsinn, Ma'am! Sonst verteile ich das Gehirn Ihres Papas auf ihrem schönen weißen Kleid. Ein nettes kleines Ding, was, Thayer? Damit hätte ich in diesem Höllenloch gar nicht gerechnet. Genau die richtige Geisel. Die würde ich gern die ganze Nacht bei mir behalten.«
    »Vergreifen Sie sich nicht an meiner Tochter.« Teddys Stimme klang ruhig und entschieden. Er schien den Stahl an seiner Schläfe gar nicht zu spüren. »Ich kann Sie im Mangrovenwald verstecken, drüben auf dem Festland. Dort würden hundert Mann eine Woche lang vergeblich nach Ihnen suchen.«
    Entschlossen schüttelte Alaina den Kopf. »Darum kümmere ich mich, Papa ... Nehmen Sie endlich Ihren drecki
    gen Arm von der Kehle meines Vaters, Sie Bastard! Merken Sie nicht, daß Sie ihn erwürgen? Lassen Sie ihn los, und ich bringe Sie beide in Sicherheit.«
    Das Lächeln des jungen Sträflings jagte ihr einen Schauer über den Rücken. »Gut, das Mädchen kommt mit uns.«
    Dann krachten wieder Schüsse, und der Mann, der Alaina festhielt, fluchte erbost. »Diese verdammten Soldaten schießen auf uns, obwohl wir Geiseln genommen haben. Schnell, Ma'am!«
    »Papa . . .«, begann sie. Aber sie konnte Teddy nicht mehr sehen, denn Thayer zerrte sie unbarmherzig zur Ostküste der Insel.
    An dieser Stelle sah das Meer seicht aus, so als könnte man durch schenkelhohe Wellen zum Festland waten. Aber die Flut stieg. Auf halber Strecke würde das Wasser über ihren Köpfen zusammenschlagen. Alaina ließ sich zum Ufer ziehen, weil ihr nichts anderes übrigblieb. Aber dieser Fluchtweg war ihre Chance. Sie hoffte, die Männer würden entscheiden, daß sie ihren Vater nicht brauchten. Selbst wenn der junge Sträfling ihn hinter ihr ins Meer stieß — Teddy konnte ausgezeichnet schwimmen.
    Nach ihrem Akzent zu schließen, stammten die Geiselnehmer aus den Nordstaaten. Vielleicht hatten sie keine Gelegenheit,

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