Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Rebell

Titel: Der Rebell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
Vom Netzwerk:
Amtseid noch nicht abgelegt. Wenn du in der Hauptstadt eintriffst, wird Buchanan immer noch im Weißen Haus regieren.«
    »Und wenn Lincoln sein Amt antritt? Werden wir dann aus Washington abreisen?«
    Abrupt stand er auf, und sie bereute ihre Frage. Sie hatte sich doch vorgenommen, nicht mit ihm zu streiten. Sobald Florida von der Union abfiel, würde er den Dienst bei der US-Army auch ohne die ständigen Ermahnungen seiner Frau quittieren.
    »Ian — ich freue mich auf Washington. Aber unser Kind könnte im Norden geboren werden ...«
    »Zweifellos. Trotzdem wird es die Staatsbürgerschaft von Florida besitzen.«
    »Bleibst auch du ein Bürger von Florida? Ganz egal, was geschehen wird?«
    »Gewiß, meine Liebe — was immer man auch von mir halten mag.«
    Irgendwie klangen diese letzten Worte unheimlich. Nein, ich will nicht mit ihm streiten, erinnerte sie sich erneut. Trotzdem hätte sie ihn herausgefordert, aber . . . »Ian!«
    »Ja?«
    »O Ian, Julian hat recht! Das Baby bewegt sich! Fühl's doch!«
    Er neigte sich zu ihr hinab, und sie legte seine Hand auf ihren Bauch. Zu ihrer Genugtuung strampelte das Baby noch heftiger.
    Plötzlich zog er seine Hand zurück, als hätte er sich verbrannt.
    »Ian ...«
    »In der Tat, das Baby ist gesund«, sagte er heiser.
    Glückstränen stiegen ihr in die Augen. Inständig wünschte sie, Ian würde sie in die Arme nehmen.
    Aber er küßte nur ihre Stirn, viel zu flüchtig. »Paß gut auf dich auf — und auf unser Baby.«
    Ehe sie antworten konnte, eilte er aus dem Zimmer.

17
    »Ian!«
    Inmitten der Menschenmenge entdeckte er seinen Vetter Brent, der glücklicherweise groß genug war, um die meisten schwatzenden Leute zu überragen. Ian winkte ihm zu und bahnte sich einen Weg durch das Gedränge in der Halle des Thayer Inn, das der Charleston Battery direkt gegenüberlag. Vielleicht war es ein Fehler, Brent in diesem alten Hotel zu treffen, das er noch nie so überfüllt gesehen hatte.
    Als er seinen Vetter endlich erreichte, umarmten sie sich. »Ein Wahnsinn, wie's hier zugeht, was?« meinte Brent lachend. »Komm, ich habe uns Plätze an der Bar gesichert. Die Zimmer sind schon reserviert. Darum hat Sydney sich gekümmert, sobald sie erfuhr, man würde die gesetzgebende Sitzung von Columbia hierher verlegen, weil dort die Pocken ausgebrochen sind. Natürlich hätten wir zur Plantage reisen können. Aber wir wollen die aufregenden Ereignisse nicht versäumen. Hast du gehört, was passiert ist?«
    Selbstverständlich war Ian bereits informiert. Die Regierung von South Carolina hatte einen Kongreß einberufen, um die Sezession zu erörtern. Am 17. Dezember hatte die erste Versammlung in der Institute Hall stattgefunden. Nun sollten ein paar Tage lang die Einzelheiten besprochen werden. Das alles hatte Ian auf dem Weg nach Charleston erfahren. Es war zu spät gewesen, um Alainas Reise in die Stadt zu verhindern, und er konnte nur hoffen, ihr Schiff würde unbeschadet hier ankommen. Nicht, daß er im Augenblick irgendwelche Feindseligkeiten bemerkt hätte. Auf den Straßen herrschte eine euphorische Stimmung, und die Leute benahmen sich, als würde ihnen eine zweite Unabhängigkeitserklärung bevorstehen — was gewissermaßen auch zutraf. Vorerst spielte es noch keine Rolle, wie viele Soldaten in dieser Stadt die Uniform der US-Army trugen.
    Während des Dezembers 1860 hatten einige besonnene Männer verzweifelt einen Kompromiß angestrebt. Der Kongreß der Vereinigten Staaten hatte fieberhaft gearbeitet, die Regierung von Virginia einen >Friedenskongreß< anberaumt. Aber Ian hätte allen Beteiligten erzählen können, daß in Washington sehr wenig geschah. Präsident Buchanan wartete einfach nur ab, bis Lincoln das Amt übernehmen würde.
    »Soeben hörte ich im Hafen, die Entscheidung sei so gut wie gefallen«, berichtete Ian.
    »Und alle Engelschöre werden erklingen«, meinte Brent sarkastisch. Er war gegen die Sezession, aber ein Südstaatler mit Leib und Seele. Niemals würde er die blaue Uniform tragen und bestenfalls neutral bleiben.
    »Einen ungünstigeren Treffpunkt hätte ich mir nicht aussuchen können, um meine Frau wiederzusehen«, seufzte Ian, als sie sich zu der alten Eichentheke durchkämpften. Offensichtlich hatte Brent mit dem Barkeeper „Freundschaft geschlossen, denn er brauchte nur eine Hand zu heben, und der Mann füllte zwei Whiskeygläser.
    »Keine Bange, sie amüsiert sich großartig.«
    »Ist sie schon da?« fragte Ian verwundert. »Das Schiff

Weitere Kostenlose Bücher