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Der Rebell

Titel: Der Rebell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
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allzu dringliche Angelegenheiten hinausschieben und ...«
    »Was für schwere Zeiten?« fiel Ian seinem Bruder ins Wort.
    Julian wechselte einen kurzen Blick mit Jerome. »Habt ihr's noch nicht gehört?«
    »Wovon redest du?«
    Jerome holte tief Atem. Dann antwortete er zögernd: »Lincoln wurde zum Präsidenten gewählt.«
    »Großer Gott!« rief Alaina entsetzt. »Ian, du mußt sofort deinen Dienst bei der Army quittieren.«
    »Und warum, wenn ich fragen darf?« erwiderte er mit beißender Ironie. Er hatte es kommen sehen und gehofft, die Vernunft würde siegen. Aber er ahnte, daß die meisten erbosten Baumwollstaaten Versammlungen einberufen würden, um die Sezession zu erörtern.
    »Verstehst du denn nicht, Ian?« Alainas Wangen röteten sich. Hastig hatte sie ihr Haar zu einem Nackenknoten geschlungen, der die klassische Schönheit ihrer Züge hervorhob. Das nasse Kleid klebte an ihrem Körper und betonte den gewölbten Bauch. Trotzdem gewann Ian den Eindruck, sie wäre in den letzten Tagen dünner geworden. »Jetzt wird Florida seine eigenen Streitkräfte formieren und ...«
    »Tatsächlich?« unterbrach er sie sarkastisch. »Ist mir irgendwas entgangen, Jerome? Hat sich Florida bereits von den Vereinigten Staaten losgesagt?«
    »Nicht, daß ich wüßte. Das Ergebnis der Wahl wurde eben erst bekanntgegeben.«
    »Wenn Lincoln Präsident ist ...«, begann Alaina.
    Aber Ian ließ sie nicht ausreden. »Falls Florida von der Union abfällt, werde ich entscheiden, in welchem Heer ich künftig dienen werde.«
    »Selbstverständlich mußt du aus der US-Army austreten«, erklärte sie ihm in solch kategorischem Ton, als gäbe es keine anderen Möglichkeiten.
    Von plötzlicher Wut erfaßt, ging er zu ihr, nahm ihr Gesicht in beide Hände und zwang sie, seinem Blick standzuhalten. »In den letzten Tagen habe ich stets Rücksicht auf deine Gefühle genommen, meine Liebe. Aber ich will verdammt sein, wenn ich dir gestatte, mir Vorschriften zu machen.«
    Sie war leichenblaß geworden. Entgeistert starrte sie ihn an. Dann riß sie sich los. Als sie zurückweichen wollte, hielt er ihre Schultern fest. »Ian, bitte ...« Ohne ein weiteres Wort schloß sie die Augen und brach in seinen Armen zusammen.

16
    Noch nie in ihrem Leben war sie so krank gewesen. Das wurde ihr hin und wieder bewußt. Aber manchmal wußte sie gar nichts, und das Leben erschien ihr wie eine seltsame Reihe realistischer Visionen.
    Sie schaute in die sanften blauen Augen ihres Vaters und fragte nach seinem Befinden. Nur vage erinnerte sie sich an seinen Tod. »Noch nie habe ich mich besser gefühlt, meine Tochter«, entgegnete er. »Sieh doch, wie die Limonenbäume gedeihen!«
    Dann verschwand Teddy, und Soldaten marschierten über ein Feld, immer mehr und mehr. »Feuer!« rief ein Feldwebel, und tausend Kanonen explodierten ...
    Sie fror und schwitzte zugleich. Hin und wieder blickte sie in Ians ernstes Gesicht, spürte die Berührung seiner Hände, hörte seine Stimme. »Du mußt was trinken.«
    »Nein ...«
    Sie konnte nicht schlucken, aber er zwang sie einfach dazu.
    Kraftlos schob sie die feuchten kalten Tücher beiseite, die er auf ihren Körper legte, und er bedeckte sie wieder damit. »Ich muß dich abkühlen, Alaina.«
    Irgendwann sah sie Jennifer aufmunternd lächeln, fühlte Teelas fachkundige Hände auf ihrer Stirn. Julian und Jerome neigten sich über sie. Einmal wanderte sie mit Teddy zwischen den Limonenbäumen dahin, über Hügel und durch Täler. Aber auf der Belamar Isle gab es keine Berge.
    »Trink das!« Unentwegt erklang dieser Befehl. Ein Dutzend Stimmen ...
    In der dritten Nacht nach ihrer Erkrankung fühlte sich Ian elend. Als Julian ihm mitteilte, das Fieber sei endlich gesunken, war er der Erschöpfung nahe.
    Wenn Alaina sich im Delirium umhergeworfen hatte, war er stets an ihrer Seite geblieben. Nur kurzfristig hatte er sie der Obhut seiner Familie überlassen, der er rückhaltlos vertraute. Nachdem seine Tante Teela eingetroffen war, hatte er ein paar Stunden geschlafen. Gemeinsam mit Jennifer hüllte sie den Körper der Patientin in feuchte Tücher, um das hohe Fieber zu bekämpfen.
    »Sie ist jung, und sie wird sich instinktiv gegen die Krankheit wehren«, versicherte Julian.
    Verständlicherweise sorgte sich Ian auch um das Baby, und sein Bruder gab ihm eine ehrliche Antwort auf die Frage, ob das Kind am Leben bleiben würde. »Alles ist möglich, Ian. In manchen Fällen haben ungeborene Babies wie durch ein Wunder die

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