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Der Rebell

Titel: Der Rebell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
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bester Obhut. Niemand würde Sie verdächtigen, da Sie scheinbar nur auf dem Heimweg wären. Außerdem könnten Sie mit Nordstaatlern verhandeln, die uns unterstützen wollen.«
    Wie betäubt starrte Alaina ins Leere. Natürlich, im Lazarett wurden dringend Medikamente gebraucht. Nur zu gut wußte sie, welche Höllenqualen die Verwundeten
    und Verstümmelten erlitten, weil man ihnen nicht genug Morphium oder Laudanum verabreichte. »Ist mein Schwager über Ihre Pläne informiert, Doktor?« fragte sie leise.
    »Nein. Nun, werden Sie uns helfen?«
    In dieser Nacht träumte sie von sterbenden Soldaten, hörte trauernde Mütter schluchzen. Wimmernd öffnete sie die Augen, stand auf und lief zu Seans Bettchen. Er schlief tief und fest. Als sie ihn in die Arme nahm, greinte er protestierend. Wenn ihm etwas zustieße — das würde sie nicht überleben ...
    Am nächsten Morgen traf sie Dr. Percy im Lazarett und erklärte, sie würde den Auftrag übernehmen.
    »Also ist die Mokassinschlange geboren«, bemerkte er lächelnd. »Glauben Sie mir, Ma'am, Sie haben nichts zu befürchten.«
    Sie widersprach nicht und verschwieg ihm, daß sein Neffe dieselben Worte benutzt hatte. Bei dieser Erinnerung empfand sie kalte Angst.

24
    Kurz vor Weihnachten bekam Julian Urlaub und fuhr nach Cimarron, begleitet von Alaina, Sean und Lilly.
    Während sich das Flußschiff dem Ziel näherte, war er ungewöhnlich still. Er stand an der Reling, betrachtete seine Eltern und Tia, die am Kai standen, und Alaina bemerkte, daß er plötzlich zu zittern begann.
    Aber sobald er von Bord ging, lächelte er seine Familie strahlend an.
    Entzückt empfing Tara ihr erstes Enkelkind aus den
    Armen der Schwiegertochter und drückte es selig an
    sich.
    Als Julian seinen Vater heftig umarmte, glaubte Alaina ihn erleichtert schluchzen zu hören. Beinahe wäre sie selbst in Tränen ausgebrochen. Wehmütig beobachtete sie, wie liebevoll er seine Mutter und Tia küßte, und fühlte sich wie ein Eindringling. Sie war keine richtige McKenzie.
    Doch dann wurde auch sie herzlich umarmt. »Komm her, meine Tochter!« rief Jarrett und drückte sie an die Brust. »Wohl oder übel muß ich eine Rebellin in meiner Familie akzeptieren.« Obwohl sein geliebtes Heim im tiefen Süden lag, war er ein eingefleischter Unionist. »Willkommen daheim«, fügte er hinzu, und sie mußte erneut mit den Tränen kämpfen.
    Dann nahm sie ihre Schwiegermutter beiseite und flüsterte: »Habt ihr irgend etwas von Ian gehört?«
    »Ja. Wir haben gute Freunde, die unsere Briefe weiterleiten. Offenbar geht's ihm gut. Aber ich sorge mich Tag und Nacht um ihn. Er treibt ein gefährliches Spiel. Nun, jetzt seid ihr hier. Zwei unserer Kinder und unsere Schwiegertochter verbringen das Weihnachtsfest auf Cimarron — und unser Enkel! O Gott, Jarrett, wir sind Großeltern! Wie alt wir geworden sind!«
    »Nicht alt, nur weise«, entgegnete er und grinste belustigt.
    Sie gingen ins Haus, wo Sean gründlich inspiziert wurde, von Kopf bis Fuß. Etwas indigniert ließ er die Prozedur über sich ergehen. Aber er spürte die Liebe seiner Familie und fühlte sich auf Cimarron sofort heimisch. Sein Erbe, dachte Alaina. Und mein Zuhause — obwohl ich die Feindin des Panthers bin ...
    Am nächsten Morgen hörte sie beim Frühstück, wie Jarrett seinem Sohn erklärte, Cimarron sei nur deshalb nicht niedergebrannt worden, weil er ausgezeichnete Wachtpo
    sten engagiert habe und weil man Julian für einen der wenigen Rebellenärzte halte, die tatsächlich Menschenleben retten konnten.
    Fröhlich wurden Geschenke ausgetauscht, und später ging Alaina mit ihrer Schwiegermutter in Ians Zimmer. Sie hatte in seinem Bett geschlafen und sich voller Wehmut an den Honigmond erinnert — eine andere Zeit, eine andere Welt.
    »Wenn du doch bei uns bleiben würdest!« seufzte Tara, als sie sich auf ein Sofa setzten.
    Unbehaglich wich Alaina ihrem Blick aus. »Ich muß Julian im Lazarett helfen. Außerdem möchte ich bald nach Belamar fahren.«
    »Dein Mann würde dir sicher erklären, du wärst hier besser aufgehoben.« In Taras Stimme schwang ein sanfter Vorwurf mit.
    »Tut mir leid. So vieles spricht dagegen ... Ich glaube nun einmal an das Recht der Südstaaten auf Unabhängigkeit. Da ihr anderer Meinung seid, würde ich mich in eurem Haus unwohl fühlen. Ich kann einfach nicht vergessen, was meinem Vater zugestoßen ist. Deshalb werde ich mich niemals für die Union einsetzen. Es tut mir so leid, daß Ian ... Hat er was

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