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Der Regen in deinem Zimmer - Roman

Der Regen in deinem Zimmer - Roman

Titel: Der Regen in deinem Zimmer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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enttäuscht und ich habe ihm betrunken besser gefallen.
    Ich biete ihm an, ihn nach Hause zu bringen, aber er lässt sich nur bis zum Platz mitnehmen und sagt, er gehe den Rest zu Fuß. Diesmal insistiere ich nicht und ziehe einen Schlussstrich unter meinen Versuch, Freundschaft mit jemandem zu schließen, der womöglich nur in meinem Kopf existiert. »Dann bis morgen«, sage ich und hoffe zumindest, in Zukunft einen Banknachbarn zu haben, der mich nicht mehr komplett ignoriert. »Morgen komme ich nicht«, erwidert er knapp. Es klingt nach einem spontanen Entschluss, als müsse er wieder ein bisschen Distanz zwischen uns schaffen. »Wir sehen uns die Tage.« Jetzt erscheint mir der Abschied noch trister, und am liebsten würde ich fragen, was er morgen vorhat und wieso er nicht kommt, aber er sieht nicht so aus, als wollte er es mir sagen. »Okay, dann bis bald.« – »Bis bald«, wiederholt er, dreht sich um und geht.
    Ich sehe ihm nach, wie er den Platz überquert, mit gesenktem Kopf und hängenden Schultern, die Hände in den Jackentaschen vergraben. Eine Maurerstatur hat er schon, und ein Maurerhirn ebenfalls. Plötzlich dreht er sich um und bleibt stehen. Winkend hebt er den Arm und sieht mich aus der Ferne an. Ich winke zurück und lächle. Ich bin zu weit weg, um sein Gesicht zu sehen, und auch er kann meines nicht erkennen. Als er sich wieder umdreht und weitergeht, weiß ich, dass das der echte Gabriele ist, der, der mir heimlich gefällt, der Herr über Zerolandia, schweigsam und verschlossen, Caravaggio in Maurerhosen.
    Am liebsten würde ich seinen Namen laut in die kalte Nachtluft rufen, aber stattdessen sehe ich ihm noch eine Weile nach und fahre verwirrter denn je nach Hause.

28. November
    In der Schule glotzen mich heute alle an. Ich könnte vergehen vor Scham. Kaum habe ich einen Fuß in die Klasse gesetzt, sind die größten Lästermäuler auch schon da und fragen mich, wie es mir geht. »Wieso?«, blaffe ich. »Vorgestern Nacht hast du vielleicht ausgesehen«, schießt Silvia schnippisch zurück und wirft Barbara, die die Szene von ihrem Tisch aus genüsslich beobachtet, einen vielsagenden Blick zu. »Na und, habt ihr noch nie ’ne Betrunkene gesehen?« Ich mache auf hochnäsig, als hätte ich die coolste Sache der Welt getan, aber eigentlich fühle ich mich elend und hoffe, man sieht es mir nicht an. »Und Gabriele?«, zischelt sie neugierig. »Gabriele was?« Ich sehe sie vernichtend an. »Er hat dich noch nach draußen gebracht, oder?«, bohrt sie dämlich grinsend nach. »Na und?« Gespielt gleichgültig sehe ich ihr in die Augen. »Ich meine ja nur so. Ihr habt ein echt hübsches Pärchen abgegeben.« Sie blickt triumphierend in die Runde. »Ach ja, und das findest du witzig?«, fauche ich in ihr viel zu breites schweinchenrosa Pickelgesicht und überlege fieberhaft, womit ich ihr richtig eins reinwürgen kann. »Hey, beruhig dich.« Sie weicht zurück. »Das war doch nur Spaß. Wir haben uns halt Sorgen gemacht.« – »Sicher«, antworte ich eisig, »das habe ich gemerkt.« Sie will etwas erwidern, aber ich komme ihr zuvor. »Kümmere dich um deinen eigenen Scheiß! Wenn dir das passiert wäre, hätten dich noch nicht mal die Putzleute am nächsten Tag weggemacht.« Sie wird blass, schüttelt den Kopf undwinkt ab, als wäre ich vollkommen irre und als hätte es eh keinen Zweck, mit mir zu reden. Böse funkele ich sie an, damit sie kapiert, dass sie bei der nächsten Bemerkung nicht mehr so gut wegkommt. Sie weiß ganz genau, dass ich sie mit links plattmachen könnte. Ich kann mich noch genau an ihr Gesicht erinnern, als sich eines ihrer Opfer nach der x-ten ätzenden Bemerkung übelst gerächt und auf die Tafel geschrieben hatte: »Silvia, du bist von innen genauso grottig wie von außen.« Unser stummes Duell wird jäh unterbrochen, als die voluminöse Silhouette unserer Mathelehrerin in der Tür auftaucht, und wir ziehen uns auf unsere Plätze zurück. Sofort beginnt die Lehrerin mit der Abfragerei und ruft ausgerechnet Silvia auf, die total ablost und eine Fünf kassiert. Ich freue mich wie eine Schneekönigin und vergesse alles: Gabriele, die Pizza, meinen peinlichen Auftritt im Mouse.
    Während der Pause weiche ich allen Blicken aus, schlüpfe aus der Klasse und schließe mich im Klo ein. Als ich zurückkomme, hat die Italienischstunde schon begonnen. Die ganze Stunde bringe ich damit zu, den Tisch nach Spuren von Gabriele abzusuchen, derweil die Ziegen vor mir nicht aufhören,

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