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Der Regen in deinem Zimmer - Roman

Der Regen in deinem Zimmer - Roman

Titel: Der Regen in deinem Zimmer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Kinofan. Ich sage ihm nicht, dass das die große Leidenschaft meiner Mutter war, kann aber nicht umhin, mir vorzustellen, wie sie zusammensitzen und sich über ihre Lieblingsfilme unterhalten. Die Zeit vergeht wie im Flug, es ist, als wären wir uralte Freunde, die sich nach einer Ewigkeit wiedersehen. Als wir das Lokal verlassen, bin ich beruhigt und fühle mich richtig gut, und als er mich zu sich nach Hause einlädt, um einen Film zu sehen, sage ich selbstverständlich ja. »Ist das für deine Mutter okay?« – »Keine Sorge, meine Mutter ist zum Abendessen eingeladen und kommt erst spät wieder. Aber die hat sowieso nichts dagegen, wenn ich ab und zu jemanden mitbringe. Solange du die Gardinen nicht in Flammen setzt und die Pflanzen nicht gießt, ist alles in Ordnung.«
    Giovannis Haus ist wunderschön. Zweistöckig, die Einrichtung weiß und hell, wie aus einer Zeitschrift. Als wir eintreten, bin ich sprachlos. »Krieg dich wieder ein, es ist nur ein Haus, nicht Versailles«, sagt Giovanni grinsend.
    »Es ist wunderschön.« Ich lächle zurück. »Danke. Freut mich, dass es dir gefällt. Komm, wir gehen nach oben, ich zeig dir den Rest.«
    Eine dunkle Holztreppe mit Plexiglasgeländer führt nach oben. Dort gibt es drei Schlafzimmer und zwei wohnzimmergroße Bäder. Giovannis Zimmer ist riesig, außer dem Bett stehen darin noch ein Sofa und eine niedrige TV -Bank. Überflüssig zu erwähnen, dass darauf ein Plasma-Fernseher steht, dessen Flachbildschirm fast so groß ist wie die Leinwand eines Programmkinos. Das Kopfteil des niedrigen Bettes hat dieselbe Farbe wie die Schranktüren. Auf dem dunkel bezogenen Puff am Fußende liegt ein Stapel frisch gebügelter Jeans. Ein massiver Holzschreibtisch und ein Bücherregal aus satiniertem Metall vervollständigen die Einrichtung. Es gibt weder Poster noch Fotos oder sonstigen Nippes, und alles ist perfekt aufgeräumt. Das nennt man wohl minimalistisch. Giovanni zeigt auf eine Reihe DVD s und sagt, ich solle aussuchen, worauf ich Lust habe. Ich greife nach einer Komödie, die ich schon gesehen habe, aber das sage ich ihm nicht, denn ich sehe sie gern noch mal, und so machen wir es uns auf dem Sofa bequem. Giovanni legt mir einen Arm um die Schultern und breitet mir ein superweiches Plaid über die Beine, das er aus dem Schrank gefischt hat. Er greift nach einer der beiden Fernbedienungen in seinem Schoß, dimmt das Licht und schaltet den DVD -Rekorder ein.
    Während wir den Film sehen, erwische ich mich ein paarmal dabei, wie ich an Gabriele denke, an sein karges Zimmer, daran, wie es mit ihm war, auch wenn manchmal alles verquast erscheint und die richtigen Worte schwer zu finden sind. Irgendwas von ihm fehlt mir jetzt, etwas, das es in diesem wunderschönen, durchgestylten Zimmer nicht gibt, seine stille, gelassene Gegenwart.
    Nach der Hälfte des Films haben wir aufgehört zu lachen, jeder hängt seinen Gedanken nach. Plötzlich dreht sichGiovanni zu mir und küsst mich sanft auf den Hals und dann noch einmal direkt unters Ohr. Unmerklich rücke ich von ihm ab, vielleicht ein bisschen zu unmerklich, denn er begreift die Message nicht und macht weiter, zieht mich an sich und sucht mit seinem Mund nach meinem. Die Szene im Mouse kommt mir wieder hoch, und mir wird mulmig. Mit beiden Händen schiebe ich ihn weg und sage leise, dass ich das nicht will. Sofort komme ich mir total bescheuert vor. Wieder so eine beknackte Aktion von mir, nur diesmal, schwant mir, komme ich nicht so glimpflich davon, denn als ich ihm sage, dass ich jetzt wohl besser gehe, verändert sich seine Miene schlagartig.
    »Und wo willst du hin, zu deinem Penner-Freund?« Er lächelt aggressiv, seine Augen sind plötzlich eisig. In ihnen liegen ein Hass und eine Wut, die mich sofort in Alarm versetzen. Ich antworte nicht.
    »Also, wo willst du hin?«, wiederholt er schneidend.
    »Nach Hause«, stammele ich. Ich versuche zu lächeln und will aufstehen, doch er packt mich beim Handgelenk und zieht mich mit einem Ruck aufs Sofa zurück. Ich fange an zu zittern, mein Blick schießt panisch umher, als säße ich in der Falle.
    »Du gehst nirgendwo hin, klar?«, zischt er mir ins Gesicht und umklammert mein Handgelenk noch fester. Als ich versuche, mich loszumachen, wirft er sich mit seinem ganzen Gewicht auf mich.
    Ich schreie, er soll mich in Ruhe lassen, versuche mit aller Kraft, ihn wegzustoßen, doch er ist stärker, mit einer Hand drückt er mir die Arme überm Kopf nieder, mit der anderen reißt er

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