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Der Regen in deinem Zimmer - Roman

Der Regen in deinem Zimmer - Roman

Titel: Der Regen in deinem Zimmer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Meine Mutter entschuldigte sich und bat mich, den Trainingsanzug zu kaufen, schließlich sei einer so gut wie der andere. Ich wollte noch etwas zu der Verkäuferin sagen, schwieg aber, um meine Mutter nicht noch mehr in Verlegenheit zu bringen.
    Im Auto musste ich mich entsetzlich zusammenreißen, um nicht in Tränen auszubrechen. Die Angst schnürte mir die Kehle zu, und ich brachte keinen Ton heraus, die Worte waren zu Sand geworden.

27. Dezember
    Als ich aufwache, ist das Bett neben mir leer und in der Wohnung ist es vollkommen still. Fröstelnd stehe ich auf und taste nach dem Lichtschalter. Gelbliches Licht erfüllt das Zimmer und lässt alles noch unwirklicher erscheinen. Ich sammle meine Sachen auf, ziehe mich hastig an und gehe in die Küche. Gabriele hantiert am Gasherd mit der Kaffeemaschine. »Guten Morgen«, sagt er und dreht sich kaum um. »Willst du einen Kaffee?« – »Ja, danke.« Verlegen bleibe ich am Türpfosten stehen. »Wenn du dich frisch machen willst, ich hab dir saubere Handtücher ins Bad gelegt. Es ist alles für dich bereit. Petrit kommt erst später wieder.« – »Danke.« Ich fahre mir mit der Hand durchs Haar. Dann drehe ich mich um und schleiche ins Bad. Ich bin ihm dankbar für seine Umsicht. Als ich wieder herauskomme, ist der Kaffee fertig, und neben der Tasse auf dem Tisch steht ein Tellerchen mit Keksen. Wir vermeiden es tunlichst, uns anzusehen, während wir schweigend unseren Kaffee trinken, ich halb auf dem Tisch sitzend, er gegen den Herd gelehnt, derweil das bläuliche, frühmorgendliche Licht durch die Fenstertür fällt.
    »Gut geschlafen?« Er wirft mir einen raschen Blick zu.
    »Ja, und du?«
    »Auch. Ich schlafe gern, wenn es regnet.«
    »Ich auch, total.« Ich muss daran denken, wie ich in der Nacht aufgewacht bin und dem Regen gelauscht habe.
    »Gehst du jetzt gleich?«, fragt er, wäscht die Tasse ab, stellt sie neben das Spülbecken, dreht sich um und kommt zu mir.Sacht nimmt er mich in die Arme und drückt seine Lippen an meinen Hals. »Ja, ich muss los, meine Großmutter macht sich bestimmt Sorgen«, flüstere ich, das Gesicht in seinem blauen Sweatshirt vergraben. »Ich geb dir meine Handynummer, ruf mich an, wenn du willst«, raunt er und fängt an, mich zu küssen und zu streicheln. Eine Ewigkeit stehen wir so in der Küche, eng umschlungen, und schließlich kehren wir ins Zimmer zurück.
    Als ich nach Hause komme, ist meine Großmutter schon auf und steht in der Küche. Mechanisch bete ich die Entschuldigung herunter, die ich mir unterwegs zurechtgelegt habe, um ihren Fragen zuvorzukommen. »Ich hab bei Sonia geschlafen. Nach der Party haben wir noch ewig gequatscht und ich hab nicht mehr auf die Uhr gesehen.« Ihr angespanntes, übermüdetes Gesicht verrät, dass sie mir kein Wort glaubt. Sie mustert mich einen Moment. »Das nächste Mal rufst du an, auch wenn es spät ist, damit ich mir keine Sorgen machen muss.« Eigentlich wollte sie etwas anderes sagen, doch sie hat nicht die Kraft, mir Vorhaltungen zu machen.
    Plötzlich fühle ich mich unendlich müde. Ihr bekümmerter Blick liegt wie Blei auf meinem Gewissen. Ich lasse mir später etwas einfallen, um es wiedergutzumachen.
    Im Flur halte ich vor der Zimmertür meiner Mutter inne.
    Ich ertappe mich oft dabei, dass ich davor stehe und mich nicht hineintraue.
    Der Wohnung wurde ein Zimmer amputiert. Es ist da, aber zugleich auch nicht. Es ist eine geschlossene Tür und dahinter nur Dinge, Gegenstände.
    In den letzten Monaten haben wir alles weggeräumt, aberdie eine oder andere Kleinigkeit taucht trotzdem noch auf: ein Einkaufszettel, eine auf eine leere Zuckertüte gekritzelte Telefonnummer.
    Alles, was wir gefunden haben, haben wir verwahrt und in eine ihrer Schubladen gelegt, als könnte sie uns irgendwann danach fragen.
    Alles, was dir gehörte, ist jetzt in deinem Zimmer, in dieser kranken Lunge, zu der deine Abwesenheit geworden ist.

28. Dezember
    Auch heute war ich mit Gabriele zusammen, aber es war nicht so toll wie gestern. Nicht, dass wir gestern wer weiß was gemacht hätten, außer den ganzen Nachmittag in seinem Zimmer abzuhängen, aber es war schön. Erst haben wir miteinander geschlafen und dann einen dieser Uraltfilme gesehen, die um die Feiertage immer im Fernsehen laufen. Es war lustig, mir ging’s gut. Heute sollte er mich um zwölf anrufen, aber um zwei hatte er sich noch immer nicht gemeldet, also hab ich angerufen, und wir haben uns bei Petrit verabredet, doch ich hatte nicht den

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