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Der Regen in deinem Zimmer - Roman

Der Regen in deinem Zimmer - Roman

Titel: Der Regen in deinem Zimmer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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und wühle darin herum, bis es zum Vorschein kommt.
    »Entschuldige, ich hab’s reingeschmissen, als ich mir den Helm aufgesetzt habe, und dann habe ich nicht mehr draufgeguckt. Aber du hast mich ja gefunden.«
    »Ich habe dich gefunden.« Er fängt an, mir mit den Füßen Sand auf die Schuhe zu schippen.
    »Lass das, ich krieg den ganzen Sand in die Schuhe.« Lachend weiche ich ein paar Schritte zurück.
    »Dann schüttelst du ihn eben wieder raus, wo ist das Problem?« Er sagt es ganz ernst, ich weiß nicht, ob er Spaß macht oder nicht. Ich höre auf zu lachen und weiche immer weiter zurück, doch er folgt mir und schippt mir unermüdlich Sand auf die Schuhe. Sein Gesichtsausdruck ist schwer zu deuten, und ich weiß nicht mehr, was ich sagen soll. Als ich stehen bleibe, geht er einfach weiter, bis wir ganz dicht voreinander stehen. Ausdruckslos sieht er mich an, ohne ein Wort zu sagen.
    »Wollen wir uns ein bisschen setzen?«, schlage ich vor und hoffe, dass er nicht noch immer sauer auf mich ist.
    Wortlos wirft er die Jacke auf den Boden und setzt sich, ich setze mich neben ihn. Ich sehe uns dasitzen, Seite an Seite, vor uns das Meer. Hin und wieder betrachte ich sein Profil, während er eine Zigarette raucht. Es ist alles so schön, dass die Angst ganz allmählich nachlässt und ich an diesem endlos erscheinenden Strand den Mut finde, ihm alles zu sagen. Ganz leise und zögernd fange ich an, doch dann erzähle ich in einem Zug, ohne ihn anzusehen. Es folgt eine unwirkliche Stille. Ich weiß nicht, wie ich mich fühle und ob das, was ich getan habe, richtig oder falsch war. Jetzt ist es passiert, es ist sinnlos, sich das zu fragen. Gabriele steht auf, streift sich den Sand von der Hose und sieht mich kopfschüttelnd an. Dann dreht er sich um und stürmt mit langen, schnellen Schritten zur Straße hinauf. Ich sehe ihm nach und verspüre einen Kloß im Hals, der sich beim besten Willen nicht herunterschlucken lässt. Dann bleibt er plötzlich stehen, dreht sich um und kehrt mit ebenso langen, aggressiven Schritten zurück.
    Als wir uns wieder gegenüberstehen, schleudert er seine Jacke zu Boden und starrt mich aufgebracht an.
    »Wieso?«, brüllt er mir ins Gesicht. »Wieso bist du mit ihm ausgegangen? Du hast mit ihm geschlafen, stimmt’s?«
    »Nein, ich hab dir die Wahrheit gesagt, du musst mir glauben. Wenn es so wäre, hätte ich’s dir doch nicht erzählt!«
    Seine Arme hängen hilflos herab, und in seinem Blick spiegeln sich Zorn und Verzweiflung.
    »Wenn es so war, wie du sagst, weshalb hast du ihn nicht angezeigt?«, fragt er, als würde er laut denken.
    »Es wäre mein Wort gegen seines gewesen. Wer hätte mir denn geglaubt?« Ich breite die Arme aus. »Schau, noch nicht mal du glaubst mir. Und außerdem hatte ich Angst und wusste nicht, wem ich es sagen sollte.«
    »Wieso bist du mit ihm ausgegangen?«, fragt er wieder, plötzlich ganz ruhig.
    »Du hattest mich nicht angerufen, und ich fühlte mich einsam«, sage ich unsicher. »Er ist bei mir vorbeigekommen, und ich dachte, es ist nichts dabei, wenn … wenn ich mich mit ihm verabrede.« Ich sehe ihm in die Augen und begreife, dass er mir niemals verzeihen wird und dass es ein entsetzlicher Fehler war, ihm alles zu erzählen. »Ich hab es dir erzählt, weil ich dich nicht anlügen wollte«, sage ich und hoffe inständig, dass er mir glaubt. »Du bedeutest mir was.« Meine Stimme schwankt, denn ich weiß, wie lächerlich das jetzt klingen muss.
    »Aber klar doch, das habe ich gemerkt. Wofür hältst du mich eigentlich, für einen Volltrottel?«
    »Ich habe dir die Wahrheit gesagt, mit Giovanni war nichts, hast du verstanden?«, brülle ich unter Tränen, die ich nicht mehr zurückhalten kann.
    »Erzähl mir keinen Scheiß«, brüllt er zurück, außer sich vor Wut. »Erzähl mir keinen Scheiß.« Er kommt noch näher.
    »Wieso hätte er mich sonst bedrohen sollen? Du hast es doch gesehen, als wir vor der Schule standen.«
    »Einen Scheiß hab ich gesehen, ich hab nur gesehen, dass ihr miteinander geredet habt.«
    »Das stimmt nicht, du hast gesehen, dass ich Angst hatte. Du willst es nur nicht zugeben.«
    »Ich hab gesehen, dass du mich verarschen willst, das hab ich gesehen. Von Anfang an, seit du dich an meinen Tisch gesetzt hast. Stimmt’s?«
    »Das stimmt nicht, ich hab mich nicht zu dir gesetzt, um dich zu verarschen.«
    »Und wieso dann? Lass mal hören.«
    Ich zögere einen Moment, doch dann fasse ich mir ein Herz. Es hat keinen Sinn mehr zu

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