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Der Regen in deinem Zimmer - Roman

Der Regen in deinem Zimmer - Roman

Titel: Der Regen in deinem Zimmer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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lügen. »Weil ich nach dem Tod meiner Mutter einen Groll auf alle hatte, und die beste Art, das zu zeigen, war, mich neben dich zu setzen. Ich wollte dich gar nicht kennenlernen, du warst mir völlig schnuppe. Es war die einfachste Methode, mir die anderen vom Leib zu halten und mir selbst zu beweisen, dass nichts mehr so sein würde wie früher. Doch jetzt ist es anders. Inzwischen kennen wir uns ein bisschen …« Ich komme mir total blöd vor mit meiner unfreiwilligen Kleinmädchenstimme, außerdem ist sowieso nichts mehr zu retten.
    »Ganz genau, du hast recht«, sagt er wütend, »jetzt kenne ich dich, leck mich am Arsch und geh wieder zu deinem Freund. Ihr seid das perfekte Paar.«
    »Ich habe einen Fehler gemacht, aber ich bin nicht mit ihm ins Bett gegangen. Wenn du das glaubst, irrst du dichgewaltig. Wie gesagt, es war ein Fehler und ich komme mir vor wie der letzte Trottel, aber in dem Moment habe ich daran nichts Schlimmes gefunden. Es war mir einfach nicht klar. Ich musste einfach mal raus und dachte, du hättest eh nicht viel für mich übrig. Aber als du dann bei mir vorbeigekommen bist, habe ich begriffen, dass ich mich geirrt habe.«
    »Also ist es jetzt meine Schuld, ja? Weil ich dich nicht anrufe, machst du mit einem anderen rum! Weißt du, was dein Problem ist?«, sagt er verächtlich. »Mal willst du mit mir zusammen sein, und dann willst du wieder allein sein und in Ruhe gelassen werden, aber wenn was ist, muss dich der erstbeste Arsch retten, habe ich recht?« Er bückt sich nach seiner Jacke und sieht mich an. »Mit dir bin ich fertig.« Dann geht er weg.
    »Fertig? Wie denn das?«, brülle ich ihm wutentbrannt nach. »Wir haben doch gar nicht angefangen!« Er bleibt nicht stehen, geht einfach weiter, dreht sich nicht einmal um. Ich ertrage es nicht, ihn einfach davongehen zu sehen, und renne ihm nach. »Wo gehst du hin? Bleib doch mal stehen«, flehe ich und halte ihn am Arm fest.
    Er reißt sich los. »Mit dir bin ich fertig.«
    Plötzlich packt mich blinder, ätzender Zorn. »Und wieso bist du mir dann nachgelaufen?«, schreie ich hinter ihm her. »Du kannst auch nur den harten Mann markieren, oder? Und weißt du, wieso? Weil du einen Sack voll beschissener Probleme hast.« Ich drehe das Messer in der Wunde. »Du hast deine Mutter mit diesem Drecksack im Stich gelassen, weil du nicht den Mumm hast, dich deinen Problemen zu stellen. Weglaufen ist ja auch viel einfacher, nicht wahr?«
    Ich habe den Satz noch nicht beendet, da ist er schon beimir. Er packt mich bei den Armen und schlägt seine Stirn gegen meine.
    »Es tut mir leid, dass deine Mutter gestorben ist«, presst er mit mühsam unterdrücktem Zorn hervor und umklammert dabei meine Arme so fest, dass es wehtut, »aber mein Leben geht dich nichts an. Ist das klar? Du weißt einen Scheißdreck von mir, einen Scheißdreck!«
    Weinend schließe ich die Augen und nicke. »Lass mich los, bitte, du tust mir weh«, wispere ich.
    Er lässt von mir ab. Schluchzend falle ich auf die Knie. »Du bist kein bisschen besser als dieses Arschloch«, sage ich leise, »geh, geh weg.«
    Fluchend beugt er sich zu mir herunter, um mir aufzuhelfen.
    Ich stoße ihn zurück und rappele mich hoch.
    »Geh weg«, sage ich noch einmal. »Was immer zwischen uns gewesen ist, jetzt ist es endgültig vorbei. Ich will dich auch nicht wiedersehen.« Ich versuche mich zu fassen und mache mich auf den Weg zur Straße. Er bleibt allein zurück.
    Nicht ein einziges Mal drehe ich mich nach ihm um. Es ist mir egal, ob ich ihn wiedersehe. Jetzt will ich nur nach Hause und an nichts mehr denken.

Zwei Regenbögen
    Eines Nachmittags, ich saß gerade in meinem Zimmer und lernte, bist du hereingekommen und hast gesagt, draußen seien zwei Regenbögen. Ich bin aufgestanden, zum Fenster gegangen, habe die Gardine zur Seite geschoben, und da hoben sich zwei leuchtende Regenbogen klar vom Himmel ab. Bis vor wenigen Augenblicken hatte es heftig geregnet, und es war kaum zu fassen, dass plötzlich die Sonne schien.
    »Die enden im Meer, lass uns hinfahren und nachsehen«, hast du lächelnd gesagt, und wir sind ins Auto gestiegen und ans Meer gefahren. Wir waren glücklich, uns war, als würden wir etwas zugleich Zauberhaftes und Kindisches tun, doch zum ersten Mal schien deine Krankheit beide Augen zuzudrücken.
    An jenem Tag mit dir habe ich den Goldtopf gefunden, versteckt in deinen Augen, die unermüdlich lachten, während du hinterm Steuer saßt und zu allem eine Bemerkung machtest,

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