Der Regenbogenkönig
San Francisco errichten können, ohne Aufsehen zu erregen”, vermutete Tanja. „Wir werden also morgen einen Ausflug aufs Land machen – das heißt, ich werde Felicia morgen schon zu meinem Bruder fahren.”
„Cool!“, rief Felicia. „Muss ich noch etwas mitnehmen, Buliko?”
Der Schnuffel zuckte mit den Schultern.
„Wie ist es denn dort oben? Kalt, warm?”
„Im Regenbogenreich ist es nie kalt! Wir haben keinen Schnee. Nur Regen”, erklärte Buliko schnell.
„Also Regenjacke”, nickte Felicia. „Und das Übliche eben.”
„Und gib Acht, dass mir dein Freund nichts anknabbert, solange wir weg sind”, sagte Tanja im Gehen. „Im Kühlschrank findet ihr etwas zu essen. Aber dein Freund soll sich hüten, in meinen Kühlschrank zu steigen!”
„Rattsisten”, knurrte Teng.
Die Arche Noah/ Die Alte im Nachthemd
Tanjas Überredungskünste hatten Wunder gewirkt. Felicias Eltern gaben dem Wunsch ihrer Tochter, die Ferien bei Tanjas Nichte zu verbringen, gerne nach. Sie kannten Felicias Abneigung gegen das Feriencamp und hatten eigentlich nur darauf bestanden, damit Felicia die Ferien über nicht alleine war – alle ihre Freunde und Freundinnen verbrachten die Ferien in diesem Camp.
Felicias Aufregung war groß, als sie am nächsten Morgen ihre schweren Taschen, die sie nur zur Tarnung gepackt hatte, in Tanjas Auto lud. Ein prall gefüllter Rucksack hing um ihre Schultern.
Tanja hatte Buliko hinter dem Beifahrersitz sorgfältig unter einer Decke versteckt. So konnte n weder er noch Teng von Felicias Eltern gesehen werden, als diese ihre Tochter mit viel Herzlichkeit und guten Wünschen auf die Reise schickten.
„ Du kannst jetzt herauskommen”, forderte Tanja Buliko auf, nachdem das Auto schon eine Weile in Bewegung war. „Ich fürchte nur, wir werden heute kein Glück haben, einen Regenbogen zu finden. Nicht ein Wölkchen am Himmel und der Wetterbericht hat Sonne pur vorausgesagt.”
„ Unsere Regenbögen brauchen keinen Regen. Das ist nur auf der Erde so, weil das Versprechen des Regenbogenkönigs immer nach dem Regen erscheinen soll”, erklärte Buliko.
„ Ich bin offen gestanden nicht sehr schlau in solchen Angelegenheiten”, gestand Tanja.
Buliko setzte sich auf. „Vor unzähligen Jahren war Gott einmal sehr wütend auf die Menschen der Erde, denn ihre Gedanken und Taten waren böse und Gott bereute, dass er sie geschaffen hatte. Deshalb beschloss er, eine Flut auszuschicken, die alles Leben auf der Erde verschlingen sollte. Nur einen Menschen warnte er, einen frommen und aufrechten Mann. Er hieß Noah. Gott wollte Noah und seine Familie verschonen, denn er mochte ihn. Deshalb erzählte er Noah von seinem Plan. Er trug ihm auf, eine Arche zu bauen. Und Noah tat, wie ihm Gott geheißen hatte. Er fertigte mit seiner Frau, seinen drei Söhnen und dessen Frauen die Arche an. Gott erklärte Noah genau, wie er vorgehen musste. Als Noah fertig war, trug Gott ihm auf, von jeder Tierart ein Paar in die Arche zu bringen. Das tat Noah. Dann ging er mit seiner Familie in die Arche. Es regnete vierzig Tage und Nächte. Gott ließ es so lange regnen, bis der letzte Flecken Erde mit Wasser bedeckt war. Kein Berg ragte mehr aus dem Wasser heraus und alles Leben starb, außer den Menschen und Tieren in der Arche.
Dann ließ es Gott aufhören zu regnen. Nach sieben Monaten stieß die Arche auf Grund und blieb auf dem Berg Ararat liegen. Dort mussten sie noch ein paar Monate warten, ehe das Wasser ganz zurückgegangen war und sie aussteigen konnten. Die große Sintflut war zu Ende. Zum Dank, dass er sie verschont hatte, baute Noah Gott einen Altar und brachte ihm ein Opfer. Und Gott freute sich darüber. Er versprach, die Erde fortan zu verschonen, denn er erkannte, dass das Böse im Menschen von Jugend auf da war. Und damit er und die Menschen sich an diesen Bund erinnern sollten, zog er den ersten Regenbogen in den Himmel. Nach einem Regen sollte der Bogen fortan als Zeichen für jenen Bund am Himmel stehen.”
„ Mann, das war ganz schön grausam von Gott, oder?”, merkte Felicia an. „Die gesamte Erde zu überfluten, meine ich.” Wie immer Kaugummi kauend, hatte sie Bulikos Erzählung gespannt gelauscht.
„ Es hat ihn geärgert, dass er etwas erschaffen hatte, das so böse war”, antwortete Buliko achselzuckend.
Plötzlich sprang Teng auf den Rücksitz und mischte sich ein: „Tatsache ist, dass die Menschen wirklich grässlich böse sind – nicht alle, aber die meisten. Wenn
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