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Der Regenmacher

Der Regenmacher

Titel: Der Regenmacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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einstweiligen Anordnung und der Vorladung. Er hat sich bereit erklärt, sie Cliff an seiner Arbeitsstelle auszuhändigen. Ich bitte ihn abermals, es nach Möglichkeit so zu tun, daß der Junge nicht in Verlegenheit gebracht wird.
    Wir warten eine Stunde im Gerichtssaal. Drummond und seine Leute haben sich auf der einen Seite zusammengeschart. Ich, Deck, Cooper Jackson, Hurley und Grunfeld bilden eine Gruppe auf der anderen. Ich stelle mit einiger Belustigung fest, daß die Typen von Great Benefit sich von ihren Anwälten fernhalten; aber vielleicht ist es auch umgekehrt. Underhall, Aldy und Lufkin sitzen mit düsteren Gesichtern in der hintersten Reihe. Sie warten auf ein Erschießungskommando.
    Um zwölf wird Lunch in das Geschworenenzimmer gebracht, und Kipler entläßt uns bis halb zwei. In meinem Magen herrscht ein derartiges Chaos, daß ich unmöglich Essen darin behalten könnte. Auf der Fahrt quer durch die Stadt zu Robins Wohnung rufe ich Kelly über mein Autotelefon an. Kelly ist allein. Sie trägt einen weiten Jogginganzug und geborgte Turnschuhe. Sie konnte weder Kleidung noch Kosmetika mitnehmen. Sie geht unsicher, unter großen Schmerzen. Ich helfe ihr zu meinem Wagen, öffne die Tür, schiebe sie behutsam hinein, hebe ihre Beine an und schwenke sie herum. Sie beißt die Zähne zusammen und beklagt sich nicht. Die Prellungen in ihrem Gesicht und an ihrem Hals sind in der Sonne viel dunkler.
    Beim Verlassen der Wohnanlage ertappe ich sie dabei, wie sie sich umsieht, als rechnete sie damit, daß Cliff aus dem Gebüsch springt. »Das haben wir gerade eingereicht«, sage ich und gebe ihr eine Kopie der Scheidungsklage. Sie hält sie vors Gesicht und liest, während wir uns durch den Verkehr schieben.
    »Wann bekommt er sie?« fragt sie.
    »Wahrscheinlich gerade jetzt.«
    »Er wird durchdrehen.«
    »Er ist schon durchgedreht.«
    »Er wird hinter dir her sein.«
    »Das hoffe ich. Aber er wird es nicht tun, weil er ein Feigling ist. Männer, die ihre Frauen schlagen, sind die allerniedrigste Kategorie von Feiglingen. Mach dir keine Sorgen. Ich habe eine Waffe.«
    Das Haus ist alt und unterscheidet sich in nichts von den anderen in der Straße. Der Rasen ist tief und breit und dicht beschattet. Die Nachbarn hätten Mühe, irgendeine Bewegung auszumachen. Ich halte am Ende der Zufahrt an und parke hinter zwei anderen Wagen. Ich lasse Kelly im Auto und klopfe an einen Seiteneingang. Über eine Sprechanlage werde ich aufgefordert, mich auszuweisen. Sicherheit hat hier oberste Priorität. An allen Fenstern sind die Vorhänge zugezogen, und den Hintergarten begrenzt ein mindestens zweieinhalb Meter hoher Holzzaun.
    Die Tür wird halb geöffnet, und eine kräftig gebaute Frau mustert mich. Ich bin nicht in der Stimmung für Konfrontationen. Ich habe fünf Prozeßtage hinter mir und bin nahe daran, ausfällig zu werden. »Ich möchte zu Betty Norvelle«, sage ich.
    »Das bin ich. Wo ist Kelly?«
    Ich deute mit einem Kopfnicken auf den Wagen.
    »Bringen Sie sie herein.«
    Ich könnte sie ohne weiteres tragen, aber die Rückseiten ihrer Beine sind so zerschlagen, daß es für sie leichter ist, selbst zu gehen. Wir manövrieren uns den Fußweg entlang und auf die Veranda. Ich habe das Gefühl, als eskortierte ich eine neunzigjährige Großmutter. Betty lächelt sie an und führt uns in einen kleinen Raum. Es ist eine Art Büro. Wir lassen uns nebeneinander an einem Tisch nieder; Betty sitzt uns gegenüber. Ich habe heute morgen mit ihr gesprochen, und sie will eine Kopie der Scheidungsklage. Sie überfliegt sie schnell. Kelly und ich halten uns bei den Händen.
    »Sie sind also ihr Anwalt«, sagt Betty, die ineinanderliegenden Hände registrierend.
    »Ja. Und außerdem ihr Freund.«
    »Wann sollen Sie wieder zum Arzt kommen, Kelly?« »In einer Woche«, sagt Kelly.
    »Sie brauchen im Augenblick also keine medizinische Betreuung?«
    »Nein.«
    »Medikamente?«
    »Nur ein paar Schmerztabletten.«
    Sie ist mit dem Papierkram zufrieden. Ich schreibe einen Scheck über zweihundert Dollar aus – eine Kaution und die Gebühr für den ersten Tag.
    »Wir sind kein lizensiertes Unternehmen«, erklärt Betty. »Dies ist eine Zuflucht für mißhandelte Frauen, deren Leben in Gefahr ist. Sie gehört einer Frau, die selbst mißhandelt worden ist, und ist eine von mehreren in dieser Gegend. Niemand weiß, daß wir hier sind. Niemand weiß, was wir tun. Und wir möchten, daß es so bleibt. Sind Sie beide bereit, diese Vertraulichkeit zu

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