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Der Regenmacher

Der Regenmacher

Titel: Der Regenmacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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man eigentlich die Behandlung bekommen sollte, auf die man Anspruch hat. Ich spreche langsam und gemessen, sehr eindringlich, und meine Worte machen Eindruck. Mein Tonfall ist gelassen, und ich schaue direkt in die Gesichter der zwölf Leute, die bereit sind, ihre Stimmen abzugeben.
    Ich referiere die Grundlagen der Police, ohne ins Detail zu gehen, und beschreibe kurz die Knochenmarkstransplantation. Ich weise darauf hin, daß die Verteidigung keinerlei Beweise vorgelegt hat, die Dr. Kords Aussage widersprechen. Dieses Verfahren ist durchaus nicht experimentell und hätte Donny Ray höchstwahrscheinlich das Leben gerettet.
    Meine Stimme wird etwas lauter, als ich zum amüsanten Teil der Geschichte komme. Ich referiere über die vorenthaltenen Dokumente und die Lügen, die Great Benefit der Jury aufgetischt hat. Diese Dinge haben während des Prozesses einen solchen Eindruck hinterlassen, daß es ein Fehler wäre, sie jetzt breit auszuwalzen. Das Gute an einem Vier-Tage-Prozeß ist, daß die Erinnerung an die wichtigen Aussagen noch ganz frisch ist. Ich verwende die Aussage von Jackie Lemancyzk und das statistische Material von Great Benefit und schreibe ein paar Zahlen an die Tafel: die Anzahl der Policen im Jahre 1991, die Anzahl der Ansprüche und, was das wichtigste ist, die Anzahl der Abweisungen. Ich mache es kurz und so übersichtlich, daß sogar ein Fünftkläßler es verstehen könnte und nicht wieder vergißt. Die Botschaft ist klar und unwiderlegbar. Die unbekannten Mächte, die Great Benefit kontrollieren, haben ein System beschlossen, das vorsieht, für einen Zeitraum von zwölf Monaten alle legitimen Ansprüche abzuweisen. Nach Jackies Aussage war es ein Experiment, um herauszufinden, wieviel Geld in einem Jahr abgeschöpft werden kann. Es war eine kaltblütige Entscheidung, der nichts zugrunde lag außer Habgier, ohne Rücksicht auf Menschen wie Donny Ray Black.
    Da wir gerade von Geld reden, nehme ich die Bilanz zur Hand und erkläre den Geschworenen, daß ich sie jetzt vier Monate lang studiert habe und es mir immer noch nicht gelungen ist, sie zu verstehen. Die Branche hat ihre eigenen, undurchschaubaren Buchhaltungspraktiken. Aber wenn man die von Great Benefit selbst gelieferten Zahlen nimmt, ist massenhaft Geld vorhanden. Ich schreibe die verfügbaren Geldmittel, die Rücklagen und die nicht ausgeschütteten Gewinne an die Tafel und addiere sie zu der Summe von vierhundertfünfundsiebzig Millionen. Das zugegebene Nettovermögen beläuft sich auf vierhundertfünfzig Millionen.
    Wie bestraft man ein derart reiches Unternehmen? Ich stelle diese Frage, und ich sehe funkelnde Augen auf mich gerichtet. Sie können es kaum abwarten!
    Ich benutze ein Beispiel, das schon seit vielen Jahren gebräuchlich ist. Prozeßanwälte lieben es, und ich habe ein Dutzend Versionen davon gelesen. Es funktioniert, weil es so simpel ist. Ich sage den Geschworenen, daß ich ein junger Anwalt bin, der die Groschen zusammenkratzen muß, um seine Rechnungen bezahlen zu können. Was ist, wenn ich hart arbeite und sehr bescheiden lebe, mein Geld spare und in zwei Jahren zehntausend Dollar auf der Bank habe? Ich habe schwer gearbeitet für dieses Geld, und ich will es nicht wieder verlieren. Und was ist, wenn ich etwas Unrechtes tue, sagen wir, die Beherrschung verliere und jemandem einen Schlag versetze und ihm dabei das Nasenbein breche? Natürlich muß ich für den tatsächlichen Schaden aufkommen, den ich bei meinem Opfer angerichtet habe. Aber ich muß außerdem bestraft werden, damit ich es nicht noch einmal tue. Ich besitze nur zehntausend Dollar. Wieviel davon muß ich zahlen, um einen Denkzettel verpaßt zu bekommen? Ein Prozent wären hundert Dollar, die mir weh tun könnten oder auch nicht. Ich würde ungern hundert Dollar herausrücken, aber es würde mir nicht sonderlich viel ausmachen. Was ist mit fünf Prozent? Würden fünfhundert Dollar ausreichen, mich dafür zu bestrafen, daß ich einem Mann die Nase gebrochen habe? Würde ich hinreichend leiden, wenn ich den Scheck ausschreibe? Vielleicht, vielleicht auch nicht. Was ist mit zehn Prozent? Ich wette, wenn ich gezwungen wäre, tausend Dollar zu zahlen, dann würde zweierlei passieren. Erstens würde es mir ehrlich leid tun. Und zweitens würde ich mein Verhalten ändern.
    Wie soll man Great Benefit bestrafen? Genau so, wie man mich oder wen auch immer bestrafen würde. Man sieht sich die Kontoauszüge an, findet heraus, wieviel Geld vorhanden ist, und

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