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Der Regenmacher

Der Regenmacher

Titel: Der Regenmacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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ihm, daß ich völlig erledigt bin, und verspreche, daß wir uns später treffen werden. Wir stehen beide noch unter Schock und brauchen Zeit zum Nachdenken, allein. Ich fahre zu Miss Birdies Haus und absolviere meine tägliche Routine, indem ich einmal alle Zimmer abgehe. Nur ein Tag wie jeder andere. Nichts Besonderes. Ich setze mich auf ihre Terrasse, starre zu meiner kleinen Wohnung hinauf und fange zum erstenmal an, Geld auszugeben. Wie lange wird es dauern, bis ich mein erstes hübsches Haus kaufe oder baue? Was für einen neuen Wagen soll ich mir anschaffen? Ich versuche, diese Gedanken zu verdrängen, aber es ist unmöglich. Was fängt man mit sechzehneinhalb Millionen Dollar an? Ich kann es einfach nicht fassen. Ich weiß, daß Dutzende von Dingen schiefgehen können. Das Urteil könnte aufgehoben und der Fall vor einem anderen Gericht neu verhandelt werden; das Urteil könnte für nichtig erklärt werden, und ich bekäme gar nichts; die Geldstrafe könnte von einem Berufungsgericht drastisch herabgesetzt oder vollständig verworfen werden. Ich weiß, daß diese schrecklichen Dinge passieren können, aber im Augenblick gehört das Geld mir.
    Ich träume, während die Sonne untergeht. Die Luft ist klar, aber sehr kalt. Vielleicht kann ich morgen damit anfangen, das Ausmaß dessen, was ich getan habe, zu begreifen. Im Augenblick wärmt mich der Gedanke, daß eine Menge Gift aus meiner Seele herausgeschwemmt worden ist. Fast ein Jahr lang habe ich mit einem verzehrenden Haß auf dieses mysteriöse Wesen gelebt, das sich Great Benefit nennt. Ich war erfüllt von Bitterkeit gegen die Leute, die dort arbeiten. Sie haben eine Folge von Ereignissen in Gang gesetzt, die Donny Ray das Leben kosteten. Ich hoffe, Donny Ray ruht in Frieden. Bestimmt wird ein Engel ihm sagen, was heute passiert ist.
    Sie sind bloßgestellt und für ihre Missetaten bestraft worden. Ich hasse sie nicht mehr.
    Kelly zerteilt ihr schmales Stück Pizza mit einer Gabel und ißt winzige Häppchen. Ihre Lippen sind immer noch geschwollen und ihre Wangen und Kiefer sehr empfindlich. Wir sitzen auf ihrem Bett, mit ausgestreckten Beinen, den Rücken an der Wand; der Pizzakarton liegt zwischen uns. Auf einem Fünfundvierzig-Zentimeter-Sony, der in dem kleinen Zimmer nicht weit von uns auf einer Kommode steht, sehen wir uns einen Western mit John Wayne an.
    Sie trägt denselben grauen Jogginganzug, keine Socken oder Schuhe, und ich sehe eine kleine Narbe an ihrem rechten Knöchel, den er ihr im letzten Sommer gebrochen hat. Sie hat ihr Haar gewaschen und zu einem Pferdeschwanz zusammengerafft. Sie hat ihre Fingernägel lackiert, leuchtendrot. Sie versucht Konversation zu machen, aber sie hat so starke Schmerzen, daß sie es nicht recht schafft, lustig zu sein. Wir reden nicht viel. Ich bin noch nie zusammengeschlagen worden, und es fällt mir schwer, mir die seelischen Nachwirkungen vorzustellen. Die körperlichen Schmerzen sind relativ leicht zu begreifen, nicht aber der psychische Schock. Ich frage mich, wann er wohl beschlossen haben mag, aufzuhören, Schluß zu machen und sein Werk zu bewundern.
    Ich versuche, nicht daran zu denken. Wir haben nicht darüber gesprochen, und ich habe auch nicht die Absicht, dieses Thema zur Sprache zu bringen. Kein Wort von Cliff, seit ihm die Papiere zugestellt wurden.
    Sie hat hier an diesem Zufluchtsort eine andere Frau kennengelernt, eine Mutter von drei Teenagern, die so verängstigt und traumatisiert ist, daß sie kaum imstande war, einen einfachen Satz zu beenden. Sie ist im Nebenzimmer. Im Haus herrscht Totenstille. Kelly hat ihr Zimmer nur einmal verlassen, um auf der Hinterveranda zu sitzen und frische Luft zu schöpfen. Sie hat versucht zu lesen, aber ihr linkes Auge ist noch immer fast gänzlich zugeschwollen, und auf dem rechten kann sie zeitweise nur verschwommen sehen. Der Arzt hat gesagt, es wäre kein permanenter Schaden.
    Sie hat ein paarmal geweint, und ich verspreche ihr immer wieder, daß dies die letzten Schläge waren. Es wird nie wieder passieren, und wenn ich den Dreckskerl mit eigenen Händen umbringen muß. Und ich meine es ernst. Ich bin ganz sicher, daß ich, falls er sich ihr noch einmal nähern sollte, ihm das Gehirn wegpusten könnte.
    Verhaftet mich. Klagt mich an. Macht mir den Prozeß. Gebt mir zwölf Leute auf den Geschworenenbänken. Ich habe eine Glückssträhne.
    Ich erzähle ihr nichts von dem Urteil. Hier, wo ich neben ihr in diesem dunklen, kleinen Zimmer sitze und John

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