Der Reisende
des Kopfs glatt hinabhängt? Diese beiden Kämpfe hätte ich fast verloren. Es war verdammt knapp! Aber die anderen habe ich gewonnen. Nicht wahr, Holly?«
Der andere Fährmann schaute zu ihnen hinüber. »Ich hab deiner Prahlerei nicht zugehört, du elender räudefressender Eichhörnchenfurz«, sagte er freundlich.
»Ich hab dieser Lady gesagt, daß ich jeden Kampf gewonnen habe, jeden einzelnen.«
»Das stimmt allerdings«, sagte Holly. »Aber nur, weil du die meisten einfach erschossen hast, wenn du glaubtest, sie wollten sich mit dir prügeln.«
»Solche Lügen werden dich in die Hölle bringen.«
»Hab mir dort schon ein Zimmer ausgesucht«, sagte Holly, »und du wirst dort zweimal täglich meinen Nachttopf leeren.«
»Aber nur, damit du ihn danach auslecken kannst!« brüllte Mike Fink.
Peggy war von ihrer Grobheit natürlich abgestoßen, spürte aber auch den Geist der Kameraderie hinter ihrem Geplänkel.
»Ich verstehe nur nicht, Mr. Fink, warum Ihr Euch nicht an dem Jungen zu rächen versucht habt, der Euch besiegt hat.«
»Er war kein Junge«, sagte Fink. »Er war ein Mann. Ich schätze, er ist wohl schon als Mann geboren worden. Ich war der Junge. Ein brutaler Junge. Er kannte Schmerz, ich aber nicht. Er hat für den richtigen Grund gekämpft, ich nicht. Ich denke die ganze Zeit an ihn, Ma’am. An ihn und Euch. Wie Ihr mich angesehen habt, als wäre ich eine warzige Kröte auf einem sauberen Bettlaken. Ich hab gehört, er ist ein Schöpfer.«
Sie nickte.
»Warum duldet er dann, daß man ihn ins Gefängnis sperrt?«
Sie sah ihn fragend an.
»Na, kommt schon, Ma’am. Ein Bursche, der die Tätowierung von meinem Hintern wischen kann, ohne sie zu berühren, den kann man nicht in einem natürlichen Gefängnis halten.«
Das mochte stimmen. »Ich könnte mir vorstellen, daß er sich für unschuldig hält und dies bei einem Prozeß beweisen und seinen Namen reinwaschen will.«
»Tja, dann ist er ein verdammter Narr, und ich hoffe, Ihr sagt ihm das, wenn Ihr ihn seht.«
»Und warum sollte ich ihm diese bemerkenswerte Mitteilung ausrichten?«
Fink grinste. »Weil ich etwas weiß, was er nicht weiß. Ich weiß, daß es in Carthage City einen Burschen gibt, der Alvin tot sehen will. Er will, daß Alvin nach Kenituck abgeliefert wird …«
»Ausgeliefert?«
»Das bedeutet, daß ein Staat einen anderen bittet, ihm einen Gefangenen zu überstellen.«
»Ich weiß, was es bedeutet«, sagte Peggy.
»Warum fragt Ihr dann, Ma’am?«
»Fahrt mit Eurer Geschichte fort.«
»Aber wenn sie Alvin in Ketten legen und er Tag und Nacht von Wärtern bewacht wird, werden sie ihn gar nicht nach Kenituck zu keinem Prozeß nicht bringen. Ich kenne ein paar der Jungs, die sie angeheuert haben, um ihn wegzubringen. Sie wissen, daß sie auf irgendein Zeichen einfach weggehen und ihn in den Ketten allein lassen sollen.«
»Warum habt Ihr das nicht den Behörden gesagt?«
»Ich sage es Euch, Ma’am«, erwiderte Mike Fink grinsend. »Und ich habe es bereits mir und Holly gesagt.«
»Ketten werden ihn nicht halten«, sagte Peggy.
»Meint Ihr wirklich?« fragte Mike. »Der Junge hat mir die Tätowierung aus einem bestimmten Grund von meinem Hintern genommen. Ich schätze, wenn Hexagramme keine Macht über ihn hätten, hätte er meins nicht entfernt, meint Ihr nicht auch? Wenn er mein Hexagramm also loswerden mußte, schätze ich, kann jemand, der sich auf Hexagramme versteht, vielleicht Ketten machen, die ihn so lange halten, daß jemand mit einer Flinte kommen und ihm den Kopf wegschießen kann.«
Aber in seiner Zukunft hatte sie nichts dergleichen gesehen.
»Das wird natürlich nie passieren«, sagte Mike Fink.
»Warum nicht?« fragte sie.
»Weil ich diesem Jungen das Leben verdanke. Zumindest mein Leben als Mann, als Mann, der sich ruhigen Gewissens im Spiegel betrachten kann, obwohl ich nicht mehr halb so schön bin wie zu dem Zeitpunkt, bevor er sich mit mir befaßt hat. Ich hatte diesen Jungen in meinem Griff, Ma’am. Ich wollte ihn töten, und er wußte es. Aber er hat mich nicht getötet. Um zur Sache zu kommen, Ma’am, er hat mir bei diesem Kampf beide Beine gebrochen. Aber dann hat er mir Gnade erwiesen. Er hatte Mitleid. Er muß gewußt haben, daß ich mit gebrochenen Beinen die Nacht nicht überleben würde. Ich hatte zu viele Feinde, auch mitten unter meinen Freunden. Also legte er die Hände auf meine Beine und richtete sie. Richtete meine Beine, so daß die Knochen stärker als zuvor waren. Was
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