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Der Reisende

Der Reisende

Titel: Der Reisende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
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einsetzen wird, um zu versuchen, Euch von Eurer Gemeinschaft zu trennen wie eine Latte von einem Baumstamm.«
    »Wenn Gold ins Spiel kommt«, sagte Alvin, »finden die Leute schnell heraus, wieviel Liebe und Treue ihnen in harter Münze wert sind.«
    »Und es ist ziemlich schändlich, meint Ihr nicht auch, wie gering der Preis manchmal sein kann.« Verily lächelte bedauernd.
    »Was ist Euer Preis?«
    »Wenn Ihr diesen Ort als freier Mann verlassen könnt, möchte ich Euch begleiten, von Euch lernen, Euch beobachten, bei allem mitwirken, was Ihr tut.«
    »Ihr kennt mich nicht mal und schlagt schon eine Ehe vor?«
    Verily lachte. »So ähnlich muß es sich wohl anhören.«
    »Und das auch noch ohne Mitgift«, sagte Alvin. »Es macht mir nichts aus, Arthur Stuart mitzunehmen, weil er weiß, wann er Schweigen bewahren muß, aber ich weiß nicht, ob ich jemanden mitnehmen kann, der in jeder wachen Minute etwas von mir wissen will.«
    »Ich bin Anwalt, also ist das Reden mein Geschäft, aber ich verspreche Euch, hätte ich nicht gewußt, wann und wie ich Schweigen bewahren muß, hätte ich in England nie bis zum Erwachsenenalter überlebt.«
    »Ich kann Euch nichts versprechen«, sagte Alvin. »Ich schätze also, Ihr seid doch nicht mein Anwalt, da ich Euer Honorar nicht bezahlen kann.«
    »Eins könnt Ihr mir versprechen«, sagte Verily. »Mir eine ehrliche Chance zu geben.«
    Alvin betrachtete das Gesicht des Mannes und kam zu dem Schluß, daß er sein Gesicht mochte, wenngleich er sich mehr denn je wünschte, Peggys Talent zu haben, in den Verstand eines Menschen sehen zu können, statt nur imstande zu sein, die Gesundheit seiner Organe zu überprüfen.
    »Ja, ich schätze, dieses Versprechen kann ich Euch geben, Verily Cooper«, sagte Alvin. »Eine ehrliche Chance werdet Ihr bekommen, und wenn dieses Honorar genug für Euch ist, seid Ihr mein Anwalt.«
    »Dann sind wir uns einig. Und nun werde ich Euch wieder schlafen lassen, abgesehen von nur einer Frage.«
    »Stellt sie.«
    »Dieser Pflug – wie wichtig ist es für Euch, daß der Pflug in Euren Händen bleibt und in keine anderen kommt?«
    »Wenn das Gericht verlangt, daß ich ihn aufgebe, werde ich aus diesem Gefängnis fliehen und mich eher den Rest meiner Tage verstecken, bevor ich zulasse, daß eine andere Hand den Pflug berührt.«
    »Laßt uns ganz genau sein. Kommt es auf den Besitz an, oder darauf, daß kein anderer ihn sieht und berührt?«
    »Ich verstehe Eure Frage nicht.«
    »Was ist, wenn jemand ihn in Eurer Anwesenheit sehen und berühren darf?«
    »Wie kann uns das helfen?«
    »Webster wird argumentieren, das Gericht habe das Recht und die Pflicht, sich davon zu überzeugen, daß es den Pflug gibt und daß er tatsächlich aus Gold besteht, um die Höhe des Schadenersatzes festzulegen, falls das Gericht zum Schluß kommen sollte, daß Ihr Mr. Makepeace Smith den Wert des Pflugs in bar entrichten müßt.«
    Alvin lachte laut auf. »Die ganze Zeit über, die ich im Gefängnis verbracht habe, ist es mir nie in den Sinn gekommen, daß ich den alten Makepeace vielleicht auszahlen kann.«
    »Ich glaube nicht, daß Ihr das könnt«, sagte Verily. »Ich glaube, er will den Pflug und den Sieg, nicht das Geld.«
    »Das mag sein, aber wenn er lediglich das Geld bekommen kann …«
    »Dann sagt mir, solange der Pflug in Eurem Besitz ist…«
    »Ich glaube, es kommt darauf an, wer ihn betrachtet und berührt.«
    »Wenn Ihr in seiner Nähe seid, kann niemand ihn stehlen, oder?«
    »Schätze, das stimmt.«
    »Habe ich also freie Hand?«
    »Makepeace darf ihn nicht berühren«, sagte Alvin. »Nicht, weil ich es aus reiner Gemeinheit verhindern wollte. Die Sache ist nämlich die: Der Pflug lebt.«
    Verily runzelte die Stirn.
    »Er atmet nicht und ißt auch nicht, oder so«, sagte Alvin. »Doch unter der Hand eines Menschen ist der Pflug lebendig. Es kommt dabei immer auf den Menschen an. Doch wenn Makepeace den Pflug berührt, während er inmitten einer schwarzen Lüge lebt – ich weiß nicht, was mit ihm geschehen würde. Ich weiß nicht, ob er dann je wieder ungefährdet Metall berühren kann. Ich weiß nicht, was Hammer und Amboß mit ihm anstellen werden, wenn seine Hände den Pflug berühren, während sein Herz so schwach ist.«
    Verily lehnte das Gesicht gegen die Gitterstäbe und schloß die Augen.
    »Geht es Euch nicht gut?« fragte Alvin.
    »Mir wird schlecht vor Aufregung, endlich dem Wissen ins Gesicht zu schauen«, sagte Verily. »Ganz schlecht. So

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