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Der Reisende

Der Reisende

Titel: Der Reisende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
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dieser Mann oder ein anderer gewesen war, der den Meuchelmörder auf ihn angesetzt hatte – ein elender Versuch, ein Attentat mit dem Messer in tiefster Nacht. Verily sah die Waffe und das bösartige Lächeln des Attentäters – offensichtlich hatte der Bursche einen Beruf gewählt, der es ihm ermöglichte, seine Vorlieben zu befriedigen – und veranlaßte, daß die Klinge sich vom Messer löste und laut scheppernd vor die Füße des Mannes fiel. Der gedungene Mörder hätte nicht entgeisterter sein können, hätte Verily einen Eunuchen aus ihm gemacht.
    Schlechte Menschen, aber sie hatten alle etwas gemeinsam: Sie zeigten ein lebhaftes Interesse an der Tugend und versuchten, sich mit diesem Gewand zu kleiden. Die Heuchelei mochte zwar einen schlechten Ruf haben, erwies dem Guten aber zumindest anständig Respekt.
    Doch diese Sklavensucher waren nicht hochherzig genug, um Heuchler zu sein. Nachdem sie sich nie über die Ebene von Reptilien und Haien erhoben hatten, waren sie sich gar nicht bewußt, wie verabscheuungswürdig sie waren, und machten daher keinen Versuch, zu verbergen, was sie waren. Man war fast versucht, ihre Dreistigkeit zu bewundern, bis einem wieder einfiel, wie wenig sie den Anstand achteten, um ihr Leben im Tausch gegen bloßes Geld damit zu verbringen, die hilflosesten ihrer Mitmenschen zu jagen und sie einem Leben mit Ketten, Bestrafung und Verzweiflung zurückzuführen.
    Verily war angenehm berührt, daß Daniel Webster von diesen Männern anscheinend fast genauso abgestoßen wurde wie er. Der Anwalt aus New England vermied es peinlichst, sie mit einem Händeschütteln zu begrüßen, und tat so, als müßte er seine Papiere ordnen, während sie eintrafen. Und er bemühte sich auch nicht, ihre Namen in Erfahrung zu bringen. Nachdem festgestellt worden war, daß die Gruppe, die man verpflichtet hatte, sich vollständig versammelt hatte, sprach er sie nur als Gruppe an, ohne einem von ihnen in die Augen zu sehen. Falls sie seine Distanziertheit bemerkten, ließen sie keine Bemerkung darüber fallen und zeigten auch keinen Groll. Vielleicht wurden sie ja immer so behandelt. Vielleicht taten jene, die sie anheuerten, dies stets mit Abscheu und wuschen sich die Hände, nachdem sie ihnen das Siegel des Sklaven gegeben hatten, den sie aufspüren sollten, und erneut, nachdem sie ihnen den Finderlohn gezahlt hatten. Begriffen sie nicht, daß stets der Mörder schmutzig war und nicht das Messer?
    Erst um halb elf am Morgen zeigten die Sucher, die alle an einem langen Tisch vor dem Richterstuhl saßen, sich zufrieden mit allen nötigen Informationen, die sie aus dem Siegel erhalten hatten, das einem gewissen Cavil Planter aus Oily Spring, Kenituck, gehörte. Dem Richter lag die eidesstattliche Zeugenaussage vor, die Mr. Webster im Haus von Mr. Planter in Carthage City sorgfältig aufgenommen hatte. Planter hatte aussagen wollen, daß sich in dem Siegelkästchen mehrere Nagel- und Haarstücke und etwas getrocknete Haut eines gewissen Arthur Stuart aus Hatrack River befanden; doch Webster hatte darauf bestanden, daß er eine genaue und rechtsgültige Aussage machte: nämlich, daß die Gegenstände in dem Siegel einem namenlosen Baby entnommen worden waren, das auf seiner Farm in Appalachee von einer Sklavin geboren worden war, die damals Mr. Planter gehört hatte und kurz darauf entflohen war – mit, wie Planter unbedingt hinzufügen wollte, der Hilfe des Teufels, der ihr die Macht zu fliegen verliehen hatte; so wurde zumindest unter den unwissenden und abergläubischen Sklaven geflüstert.
    Die Sucher waren bereit; die Jungen wurden einer nach dem anderen hineingeführt und stellten sich vor ihnen in einer Reihe auf. Alle Jungs trugen ganz normale Kleidung und waren mehr oder weniger gleich groß. Ihre Hände waren bedeckt, aber nicht mit Handschuhen, sondern mit Leinensäcken, die man über den Ellbogen zusammengebunden hatte. Weitsitzende Kapuzen aus einem feineren Sackmaterial bedeckten ihre Köpfe. Kein Fetzen Haut war zu sehen; man hatte sogar darauf geachtet, daß es keine Lücken zwischen den Knöpfen ihrer Hemden gab. Und nur für alle Fälle hing ein großes Plakat mit einer Zahl darauf am Hals eines jeden Jungen und bedeckte vollständig die Hemdbrust.
    Verily sah genau hin. Gab es irgendeinen Unterschied zwischen den schwarzen Söhnen Mock Berrys und den weißen Jungs? Etwas an ihrem Gang, ihrer Haltung? In der Tat, es gab Unterschiede zwischen den Jungs – des einen unbekümmerte Pose, des

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