Der Reisende
übereinstimmte, lächelten nun. Sie wußten offensichtlich, daß die anderen gelogen hatten, und genossen deren Qualen.
»Ich habe nicht gelogen«, sagte der Sucher, der den weißen Jungen genannt hatte.
»Ich auch nicht«, sagte der andere trotzig. »Und ich bin noch immer der Ansicht, daß ich recht habe. Ich weiß nicht, wie die anderen Jungs sich so irren konnten.«
»Aber Ihr … Ihr glaubt nicht, daß Ihr recht habt, oder? Ihr nehmt nicht an, daß das Sklavenbaby durch irgendein Wunder weiß geworden ist, oder?«
»Nein, Sir. Ich muß mich … geirrt haben.«
»Gebt mir Eure Lizenz. Sofort.«
Der unglückliche Sucher erhob sich und gab dem Richter eine Lederhülle. Der Richter zog ein Stück Papier mit einem Amtssiegel daraus hervor. Er schrieb auf den Rand und dann auf die Rückseite; dann unterzeichnete er und drückte sein eigenes Siegel darauf. »Da habt Ihr es«, sagte er zu dem Sucher. »Solltet Ihr jemals ertappt werden, daß Ihr Euren Beruf des Sklavensuchens im Staate Hio ausübt, werdet Ihr verhaftet und vor Gericht gestellt werden, und solltet Ihr verurteilt werden, werdet Ihr wenigstens zehn Jahre lang ins Gefängnis kommen. Habt Ihr das verstanden?«
»Ich habe verstanden«, sagte der erniedrigte Mann.
»Ihr wißt ebenfalls, daß Hio gegenseitige Abkommen mit den Staaten Huron, Suskwahenny, Irrakwa, Pennsylvania und New Sweden geschlossen hat? Und daß Euch dieselbe oder eine ähnliche Strafe erwartet, falls Ihr Euren Beruf dort auszuüben versucht?«
»Ich habe verstanden«, wiederholte er.
»Danke für Eure Hilfe«, sagte der Richter. »Ihr solltet dankbar sein, daß Ihr nur unfähig wart, denn hätte ich Anlaß zu der Annahme gehabt, daß Ihr einen Meineid geleistet habt, hätte dies für Euch Gefängnis und die Peitsche bedeutet. Ich versichere Euch, hätte ich geglaubt, daß Ihr diesen Jungen absichtlich falsch bezichtigt habt, hätte ich Euch keine Gnade erwiesen. Ihr dürft gehen.«
Die anderen hatten offensichtlich verstanden, was er damit sagen wollte. Als der Unglückliche aus dem Gerichtssaal floh, wappneten sich die anderen drei, die einen Jungen genannt hatten, gegen was, was nun kommen würde.
»Sheriff Doggly«, sagte der Richter, »würdet Ihr uns freundlicherweise über die Identität der beiden Jungs in Kenntnis setzen, die drei aus der Gruppe der Sucher genannt haben?«
»Klar, Euer Ehren«, sagte Doggly. »Die beiden da sind Mock Berrys Jungs James und John. Peter ist fast erwachsen, und Andrew und Zebedee sind viel zu klein.«
»Ihr seid Euch ihrer Identität sicher?«
»Sie wohnen schon von Geburt an in Hatrack River.«
»Ist es möglich, daß einer von ihnen das Kind einer entlaufenen Sklavin ist?«
»Unmöglich. Zum einen haut das mit dem Geburtsdatum nicht hin. Sie sind beide viel zu alt – die Berry-Jungs sind immer klein für ihr Alter, ‘ne Art spätblühende Rosen, wenn Ihr wißt, was ich meine. Später schießen sie einfach hoch wie Gras im Frühling, Peter ist der längste Bursche hier in der Gegend. Aber diese Jungs, die waren schon clevere kleine Bengel und überall in der Stadt bekannt, bevor der Sklave, zu dem dieses Siegelkästchen gehört, auch nur geboren wurde.«
Der Richter wandte sich den Suchern zu. »Nun, denn. Ich frage mich, wie es sein kann, daß Ihr diese beiden frei geborenen schwarzen Kinder der Sklaverei zuführen wollt.«
Einer von ihnen ergriff sofort das Wort. »Euer Ehren, ich protestiere gegen diese Prozedur. Wir wurden nicht hierher geholt, damit man über uns Gericht hält, sondern, damit wir unseren Beruf ausüben und …«
Der Hammer landete mit einem lauten Knall auf dem Schreibtisch. »Ihr wurdet hierher gerufen, damit Ihr Euren Beruf ausübt, das stimmt. Euer Beruf bringt mit sich, daß alle Gerichtshöfe davon ausgehen können müssen, daß eine von Euch vorgenommene Identifizierung ehrlich und richtig ist. Ihr wißt genau, wann immer Ihr Euren Beruf ausübt, hier oder im Feld, steht Eure Lizenz auf dem Spiel. Und nun sagt mir sofort, habt Ihr gelogen, als Ihr diese Jungen identifiziert habt, oder Euch nur geirrt?«
»Was, wenn wir nur geraten hätten?« fragte einer von ihnen. Verily hätte fast laut gelacht.
»In diesem Zusammenhang wäre das Raten dem Lügen gleichzusetzen, da Ihr ja geschworen habt, der von Euch genannte Junge würde dem Siegel entsprechen. Und wenn Ihr nur geraten habt, wurde die Übereinstimmung nicht von Euch festgestellt. Habt Ihr geraten?«
Der Mann dachte kurz darüber nach. »Nein,
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