Der Reisende
Sir, ich habe nicht gelogen. Ich schätze, ich habe mich einfach nur geirrt.«
Ein anderer Sucher versuchte es auf andere Weise. »Woher sollen wir wissen, daß dieser Sheriff nicht lügt?«
»Weil ich all diese Jungs kenne«, sagte der Sheriff, »und auch ihre Eltern, und mir im Bezirksarchiv ihre Geburtsurkunden angesehen habe. Habt Ihr weitere Fragen, bevor ich entscheide, ob Ihr Eure Lizenz verliert oder wegen Meineids den Prozeß gemacht bekommt?«
Die beiden verbliebenen Sucher gestanden schnell ein, daß sie sich geirrt hatten. Alle warteten, während der Richter die Beschränkung ihrer Lizenz eintrug und unterschrieb. »Ihr Gentlemen dürft ebenfalls gehen.«
Sie gingen.
Verily erhob sich. »Euer Ehren, darf ich darum bitten, daß den jungen Männern, die nicht identifiziert wurden, die Kapuzen abgenommen werden. Ich fürchte, allmählich wird ihnen unbehaglich zumute.«
»Unbedingt. Gerichtsdiener, das ist schon längst überfällig.«
Die Kapuzen wurden abgenommen. Alle Jungs wirkten erleichtert. Arthur Stuart grinste.
»Ihr steht noch immer unter Eid«, sagte der Richter zu den drei restlichen Suchern. »Schwört Ihr, daß keiner dieser Jungen zu dem Siegel paßt, das Mr. Cavil Planter gehört?«
Sie alle schworen es.
»Ich lobe Euch für Eure Ehrlichkeit und das Eingeständnis, keine Übereinstimmung gefunden zu haben, während andere eindeutig versucht waren, eine Übereinstimmung zu finden, koste es, was es wolle. Ich finde Euren Beruf verabscheuungswürdig, doch zumindest wird er von Euch dreien ehrlich und mit vernünftiger Kompetenz praktiziert.«
»Danke, Euer Ehren«, sagte einer von ihnen; die anderen schienen jedoch mitbekommen zu haben, daß sie gerade beleidigt worden waren.
»Da diese Verhandlung lediglich eine rechtmäßige Anhörung in Übereinstimmung mit dem Gesetz über entlaufene Sklaven ist, müßt Ihr keine Protokolle oder so unterzeichnen, doch ich würde es begrüßen, wenn Ihr lange genug bliebet, um eine Erklärung zu unterzeichnen, die ausdrücklich bestätigt, daß dieser junge Mann, der Mischling namens Arthur Stuart, eindeutig nicht mit dem Siegel übereinstimmt. Könnt Ihr solch eine Erklärung mit einem Eid auf die Bibel unterzeichnen?«
Sie konnten es. Sie taten es. Sie wurden entlassen.
»Mr. Webster, ich kann mir zwar nicht denken, was in aller Welt Ihr dazu zu sagen habt, doch da Ihr in dieser Angelegenheit Mr. Cavil Planter präsentiert, muß ich Euch fragen, ob Ihr in dieser Sache eine Aussage machen wollt, bevor ich mein Urteil verkünde.«
Webster erhob sich langsam. Verily fragte sich, ob der Mann die Dreistigkeit hatte, angesichts dieser Beweise noch etwas zu sagen – welche winselnde, greinende Beschwerde oder welchen Protest mochte er äußern?
»Euer Ehren«, sagte Webster, »offensichtlich wurde mein Klient Opfer einer Täuschung. Nicht heute, Euer Ehren, denn diese Verhandlung war eindeutig ehrlich. Nein, die Täuschung fand vor über einem Jahr statt, als zwei Sucher, die ein Honorar kassieren wollten, das sie nicht verdient hatten, diesen Jungen als Mr. Planters Besitz bezeichneten und bei dem Versuch, einen freien Jungen zu töten, einen Mord begingen und dann selbst getötet wurden. Da mein Klient an ihre Ehrlichkeit glaubte, versuchte er natürlich, sich die Entschädigung zu sichern, auf die er einen Rechtsanspruch hat. Doch ich kann Euch versichern, sobald mein Klient erfährt, daß er von diesen Suchern hintergangen wurde, wird er genauso entsetzt sein, wie ich es nun bin, fast ein freies Kind versklavt zu haben und, was noch schlimmer ist, einen Auslieferungsantrag gegen den jungen Mann namens Alvin Smith gestellt zu haben, der anscheinend in angemessener Notwehr gehandelt hat, als er den zweiten dieser böswilligen, verlogenen, betrügerischen Männer tötete, die vorgaben, Sucher zu sein.« Webster setzte sich wieder.
Es war eine nette Rede. Websters Stimme war schön anzuhören. Der Mann sollte in die Politik gehen, dachte Verily. Seine Stimme wäre in den Hallen des Kongresses in Philadelphia eine edle Bereicherung.
»Ihr habt meine Zusammenfassung ziemlich gut zusammengefaßt«, sagte der Richter. »Dieses Gericht kommt zum Schluß, daß Arthur Stuart nicht das Eigentum von Mr. Cavil Planter ist, und die Sucher, die versucht haben, ihn nach Appalachee zurückzubringen, daher nicht rechtmäßig handelten. Demzufolge war der Widerstand, den Margaret Guester und Alvin Smith ihnen boten, unter den gegebenen Umständen rechtmäßig
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