Der Reisende
Peggy.
Makepeace war kein sehr guter Zeuge für seine eigene Sache. Verdrossen und nervös – keine einnehmende Kombination, wie Verily wußte. Aber deshalb hatten Laws und Webster ihn als ersten in den Zeugenstand gerufen, damit die Geschworenen den negativen Eindruck, den er vermittelte, nach der Aussage freundlicherer – und glaubwürdigerer – Zeugen wieder vergaßen.
In diesem Fall war Verily am besten beraten, Makepeace seinen Spruch aufsagen zu lassen – so einprägsam wie möglich, so negativ wie möglich. Also erhob er keinen Einspruch, als Makepeace seinen Vortrag mit Verleumdungen über Alvins Charakter pfefferte. »Er war der faulste Lehrling, den ich je hatte.« – »Ich konnte den Jungen nie dazu bringen, nix zu tun, wenn ich ihm nicht immer über die Schulter sah und ins Ohr brüllte.«
»Er war schwer von Begriff, das hat jeder gewußt.«
»Er hat wie ein Schwein gefressen, auch an Tagen, an denen er nicht den kleinsten Finger gerührt hat.« Der Ansturm der Verleumdungen hielt so stetig an, daß allen anderen unbehaglich zumute wurde – selbst Marty Laws, der immer wieder zu Verily hinüberschaute, um herauszufinden, warum der keinen Einspruch erhob. Aber warum sollte Verily Einspruch erheben, wenn die Geschworenen unruhig auf ihren Sitzen hin und her rutschten und jedesmal von Makepeace wegschauten, wenn der zu einem neuen Angriff gegen Alvin ansetzte? Sie alle wußten, daß es sich um Lügen handelte. Wahrscheinlich war kein einziger von ihnen nicht wenigstens einmal mit der Hoffnung zur Schmiede gekommen, daß Alvin und nicht sein Meister den Auftrag erledigen würde. Alvins Geschick war berühmt; das wußte Verily aufgrund von beiläufigen Gesprächen, die er bei den Abendmahlzeiten im Gasthof zufällig mitgehört hatte. Makepeace schadete also lediglich seiner eigenen Glaubwürdigkeit.
Der arme Marty steckte jedoch in der Zwickmühle. Er konnte Makepeace Smith’ Aussage ja schlecht unterbrechen; schließlich beruhte sein gesamter Fall auf ihr. Also ging es weiter mit den Fragen, und den Antworten, und den Beleidigungen.
»Er hat einen Pflug aus einfachem Eisen gemacht. Ich habe es gesehen, und auch Pauley Wiseman, der damals Sheriff war, und Arthur Stuart, und die beiden toten Sucher. Ich richtete gerade die Werkbank ein, als sie zu mir kamen und mich baten, Handfesseln für den Jungen zu machen. Aber ich wollte keine Handfesseln machen, nein, Sir! Das ist keine anständige Arbeit für einen Schmied, Fesseln zu machen, mit denen ein freier Junge in die Sklaverei geführt wird. Und was glaubt Ihr, Alvin persönlich, der behauptet, er sei ein guter Freund von Arthur Stuart, er kommt zu uns und sagt, er würde die Fesseln machen. So ein Junge war er damals und ist er auch noch heute – keine Treue, überhaupt kein Anstand!«
Alvin beugte sich zu Verily hinüber. »Ich weiß, es ist böse von mir, Verily«, flüsterte er ihm ins Ohr, »aber ich würde dem alten Makepeace gern einen schlimmen Fall von rektalem Juckreiz geben.«
Verily hätte fast laut aufgelacht.
Der Richter warf ihm einen Blick zu, aber nicht, weil er fast gelacht hätte. »Mr. Cooper, wollt Ihr wegen dieser belanglosen Kommentare über den Charakter Eures Klienten nicht Einspruch erheben?«
Verily stand langsam auf. »Euer Ehren, ich bin sicher, die Geschworenen wissen genau, was sie von Mr. Makepeace Smith’ Aussage zu halten haben. Ich bin absolut zufrieden damit, wenn sie sich sowohl an seine Bosheit als auch an seine Ungenauigkeit erinnern.«
»Nun, vielleicht wird das in England so gehandhabt, aber ich werde die Geschworenen anweisen, Mr. Smith’ Bosheit zu ignorieren, da man unmöglich sagen kann, ob sie eine Folge der Ereignisse ist, über die er berichtet hat, oder ihnen vorausging. Des weiteren werde ich Mr. Smith anweisen, keine weiteren Verunglimpfungen über den Charakter des Angeklagten zu äußern, da es sich dabei um eine Meinung und nicht um Tatsachen handelt. Habt Ihr mich verstanden, Makepeace?«
Makepeace schaute verwirrt drein. »Schätze schon.«
»Fahrt fort, Mr. Laws.«
Marty seufzte und tat wie geheißen. »Also habt Ihr den eisernen Pflug gesehen, und Alvin hat die Handfesseln gemacht. Was dann?«
»Ich hab ihm gesagt, er soll die Handfesseln als sein Gesellenstück machen. Ich dachte, es wäre nur angemessen für einen verräterischen Schurken wie ihn, wenn er sein ganzes Leben lang daran denken mußte, daß die Handschellen, die er für seinen Freund gemacht hat, sein…«
Der
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