Der Reisende
obwohl sie nur Hörensagen von sich geben kann!«
Verlegen nahm Marty Laws wieder Platz.
»Sie hat nie was über seine Schmiedearbeit gesagt oder so«, antwortete Anga. »Aber ich weiß, daß Gertie sehr von dem Jungen angetan war. Hat ihr immer geholfen, Wasser für sie geholt, wann immer sie ihn darum bat – das ist die schlimmste Arbeit –, und er war freundlich zu den Kindern und … na ja, hat einfach immer geholfen. Sie hat nie ein böses Wort über ihn gesagt, und ich schätze, sie hatte eine hohe Meinung von seiner Güte.«
»Hat Gertie Euch jemals gesagt, daß er ein Lügner oder Betrüger ist?« fragte Verily.
»Nein, außer wenn Ihr mitzählt, daß er öfter mal insgeheim eine Arbeit gemacht hat, um sie zu überraschen. Wenn das Betrug ist, hat er ein paar Mal betrogen.«
Und damit war die Sache erledigt. Alvin war erleichtert, daß Gertie hinter seinem Rücken nie schlecht über ihn geredet hatte und selbst nach ihrem Tod noch seine Freundin war. Deshalb war er sehr überrascht, wie verdrossen Verily wirkte, als er neben ihm an dem Tisch Platz nahm. Marty rief bereits seinen nächsten Zeugen auf, einen Burschen namens Hank Dowser. Alvin konnte sich problemlos vorstellen, was für eine Geschichte er erzählen würde – das war ein Mann, der einen Groll gegen ihn hegte, und es würde nicht angenehm sein, ihn anzuhören. Aber er hatte auch nichts gesehen, und das Graben des Brunnens hatte ja gar nichts mit dem Pflug zu tun. Was für eine Rolle spielte es also? Wieso schaute Verily so unglücklich drein?
Alvin fragte ihn.
»Weil Laws nicht den geringsten Grund hatte, diese Frau aufzurufen. Sie konnte ihm nur schaden, und das muß er schon vorher gewußt haben.«
»Warum hat er sie also aufgerufen?«
»Weil er auf irgend etwas hinaus will und dafür die Grundlage schaffen mußte. Und da sie während seiner Vernehmung durch ihn nichts Neues gesagt hat, muß dieses neue Fundament während meines Kreuzverhörs gelegt worden sein.«
»Ihr habt Anga doch nur gefragt, ob Gertie dieselbe niedrige Meinung von mir hatte wie ihr Gatte.«
Verily dachte kurz nach. »Nein. Ich habe sie auch gefragt, ob Ihr Gertie je getäuscht habt. Ach, was bin ich doch für ein Narr. Wären diese Worte doch nie über meine Lippen gekommen!«
»Was ist denn los?« fragte Alvin.
»Er muß irgendeinen Zeugen haben, der Euch einen Betrüger nennt, einen Zeugen, der ansonsten für diesen Fall völlig irrelevant ist.«
Mittlerweile sprach Dowser, der Wünschelrutengänger, in einem Zustand äußerster Empörung darüber, wie hochnäsig Makepeaces Lehrling war, und daß er es gewagt hatte, einem Wünschelrutengänger zu sagen, wie er seiner Aufgabe nachzugehen habe. »Er hatte keinen Respekt für das Talent anderer Leute, nur für sein eigenes!«
Verily ergriff das Wort. »Euer Ehren, ich erhebe Einspruch. Der Zeuge kann den Respekt meines Klienten für die Talente anderer oder den Mangel daran nicht beurteilen.«
Dem Einspruch wurde stattgegeben. Hank Dowser lernte schneller als Makepeace; mit ihm gab es in dieser Hinsicht keine Probleme mehr. Er führte schnell aus, daß der Lehrling den Brunnen offensichtlich an einer anderen Stelle ausgehoben hatte als an der, wo man laut Hanks Auffassung Wasser finden konnte.
Verily hatte nur eine Frage an ihn. »Gab es Wasser an der Stelle, an der er den Brunnen gegraben hat?«
»Das ist nicht die Frage!« erklärte Hank Dowser.
»Leider muß ich Euch mitteilen, Mr. Dowser, daß dieses Gericht mich befugt hat, zu diesem Zeitpunkt Fragen zu stellen, und hiermit teile ich Euch mit, daß ich gern diese Frage von Euch beantwortet hätte. Und zwar zu diesem Zeitpunkt.«
»Wie lautete die Frage?«
»Ist mein Klient beim Graben des Brunnens auf Wasser gestoßen?«
»Er hat irgendein Wasser gefunden. Aber im Vergleich mit dem reinen Wasser, das ich gefunden habe, hat er nur eine schlammige, schmutzige, übelschmeckende Brühe gefunden.«
»Das heißt also, Eure Antwort lautet ja?«
»Ja.«
Und damit war auch dieser Zeuge entlassen.
Doch danach rief Marty einen Namen auf, der auf Alvins Nacken eine Gänsehaut erzeugte. »Amy Sump.«
Ein sehr attraktives Mädchen erhob sich im hinteren Teil des Gerichtssaals und schritt den Gang entlang.
»Wer ist die denn?« fragte Verily.
»Ein Mädchen aus Vigor mit einer sehr lebhaften Phantasie.«
»Worüber?«
»Darüber, daß sie und ich etwas getan haben, das ein Mann mit einem so jungen Mädchen eigentlich nicht tun sollte.«
»Habt Ihr
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