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Der Reisende

Der Reisende

Titel: Der Reisende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
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schreckliche Dinge?«
    »Habt Ihr falsche Zähne oder nicht?«
    Marty Laws sprang auf. »Euer Ehren, ich sehe nicht ein, welche Bedeutung für diesen Fall falsche Zähne haben können.«
    »Mr. Cooper, das kommt mir in der Tat etwas belanglos vor«, sagte der Richter.
    »Euer Ehren Ihr habt der Anklage erlaubt, weit abzuschweifen, um die Aufrichtigkeit meines Klienten in Zweifel zu ziehen. Ich bin der Ansicht, daß der Verteidigung derselbe Spielraum zusteht, um die Glaubwürdigkeit derer in Zweifel zu ziehen, die behaupten, mein Klient sei ein Betrüger.«
    »Falsche Zähne sind doch etwas persönlich, meint Ihr nicht auch?«
    »Ist es etwa nicht persönlich, meinem Klienten vorzuwerfen, sie verführt zu haben?« fragte Verily.
    Der Richter lächelte. »Einspruch abgelehnt. Ich bin der Ansicht, die Anklage hat die Tür für solche Fragen weit genug aufgestoßen.«
    Verily wandte sich wieder Vilate zu. »Habt Ihr falsche Zähne, Miss Franker?«
    »Ich habe keine!« sagte sie.
    »Ihr steht unter Eid«, sagte Verily. »Habt Ihr nicht mit dem oberen Teil des Gebisses gewackelt, als Ihr Alvin gesagt habt, er sei ein wunderschöner junger Mann?«
    »Wie kann ich mit einem Gebiß wackeln, das ich nicht habe?« fragte sie.
    »Da Ihr als Zeugin geladen wurdet, Miss Franker, möchte ich Euch fragen, ob Ihr bereit seid, ohne die vier Amulette, die Ihr tragt, vor Gericht zu erscheinen, und ohne das Schultertuch mit den eingenähten Hexagrammen?«
    »Ich muß hier nicht sitzen und …«
    Alvin beugte sich vor und zog an Verilys Frackschößen. Verily wollte ihn ignorieren, weil er wußte, daß Alvin ihm verbieten würde, in dieser Richtung weiterzumachen. Doch er konnte einfach nicht so tun, als habe er eine so deutliche Bewegung, die im ganzen Gerichtssaal zu sehen war, nicht bemerkt. Er drehte sich zu Alvin um, ignorierte Vilates Protest und ließ sich von Alvin ins Ohr flüstern.
    »Verily, Ihr wißt doch, ich will nicht …«
    »Es ist meine Pflicht, Euch so gut zu verteidigen, wie ich …«
    »Verily, fragt sie nach dem Salamander in ihrer Handtasche. Wenn es Euch irgendwie möglich ist, sorgt dafür, daß sie ihn hervorholt.«
    Verily war überrascht. »Ein Salamander? Aber was soll uns das helfen?«
    »Sorgt nur dafür, daß er hervorkommt«, sagte Alvin. »Legt ihn auf einen Tisch. Er wird nicht davonlaufen. Auch wenn sie vom Unschöpfer besessen sind, sind Salamander noch sehr dumm. Ihr werdet sehen.«
    Verily wandte sich wieder der Zeugin zu. »Ms. Franker, würdet Ihr uns freundlicherweise die Echse in Eurer Handtasche zeigen?«
    Alvin zerrte wieder an seinen Frackschößen. »Salamander sind keine Echsen«, flüsterte er ihm ins Ohr. »Sie sind Amphibien, keine Reptilien.«
    »Verzeihung, Miss Franker. Keine Echse. Eine Amphibie. Ein Salamander.«
    »Ich habe kein solches …«
    »Euer Ehren, bitte klärt die Zeugin auf, welche Konsequenzen es hat, wenn sie unter Eid lügt …«
    »Falls solch ein Geschöpf in meiner Handtasche sein sollte, habe ich keine Ahnung, wer es dort hineingetan hat oder wie es dort hineingekommen ist«, sagte Vilate.
    »Dann habt Ihr nichts dagegen, daß der Gerichtsdiener in Eure Tasche schaut und alle Amphibiengeschöpfe herausholt, die er dort findet?«
    Vilate überwand ihre Unsicherheit. »Nein, nicht das geringste.«
    »Euer Ehren, wer steht hier unter Anklage?« fragte Marty Laws.
    »Ich glaube, hier geht es um die Wahrheitstreue«, sagte der Richter, »und ich finde diese Übung faszinierend. Wir haben zugesehen, wie Ihr einen Skandal aufdeckt. Und jetzt würde ich gern eine Amphibie sehen.«
    Der Gerichtsdiener durchstöberte die Handtasche, heulte plötzlich auf und sprang zurück. »Verzeihung, Euer Ehren, er ist meinen Ärmel hinaufgekrochen!« sagte er und versuchte, seine Fassung zu bewahren, während er sich wand und zuckte.
    Mit einer großspurigen Geste fegte Verily seine Papiere von seinem Tisch und stellte diesen mitten in den Gerichtssaal. »Wenn Ihr den kleinen Burschen wiedergefunden habt«, sagte er, »setzt ihn doch bitte hierher.«
    Alvin lehnte sich auf seinem Stuhl zurück, die Beine ausgestreckt und übereinander gelegt, und sah für alle Welt aus wie ein Politiker, der gerade eine Wahl gewonnen hat. Unter seinem Stuhl lag der Pflug noch immer in seinem Sack.
    Als einzige im Saal schenkte Vilate dem Salamander nicht die geringste Beachtung. Sie saß einfach da wie in Trance; aber nein, das beschrieb es nicht genau. Sie saß da, als wäre sie auf einer Soiree, auf

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