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Der Reisende

Der Reisende

Titel: Der Reisende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
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und sah zu, wie Calvin hinausstürmte.
    Calvin, der amerikanische Schöpfer, und Honore Balzac, der ärgerlich ehrgeizige junge Schriftsteller … beide verließen das Land am selben Tag. Und der Schmerz der Gicht hatte ihn nun für immer verlassen.
    Ich muß vorsichtig sein, wenn ich in die Badewanne steige. Ich könnte mich verbrühen, ohne es zu merken. Jemand muß vor mir ins Wasser steigen. Ich glaube, ich weiß, welches junge Dienstmädchen die Aufgabe übernehmen sollte. Ich werde sie vorher abschrubben lassen, damit sie mein Wasser nicht verschmutzt. Es wird ganz interessant sein, einmal herauszufinden, wieviel vom Vergnügen des Bades von dem leichten Schmerz herrührt, den das heiße Wasser verursacht. Und war Schmerz nicht auch Teil des sexuellen Vergnügens? Es wäre ärgerlich, wenn der Junge auch daran herumgepfuscht hätte. Wenn der Junge ihm diese Freude verdorben hatte, würde Napoleon ihn aufspüren und töten lassen.
    Es dauerte nicht lange, bis in Hatrack River die Stimmzettel ausgezählt waren – um neun Uhr am Freitagabend verkündete der Wahlleiter den eindeutigen Sieg Tippy-Canoes, des alten Red Hand Harrison, in diesem Bezirk. Einige Leute hatten schon während des gesamten Wahltags getrunken, doch jetzt begann der Schnaps erst recht in Strömen zu fließen. Da Hatrack eine Bezirksstadt war, waren zahlreiche Farmer aus dem Hinterland und den kleineren Dörfern gekommen, für die Hatrack – mit fast eintausend Einwohnern – die nächste größere Ansiedlung war. Um zehn Uhr am Abend befanden sich fast doppelt so viele Menschen dort. Als aus allen Nachbarbezirken und auch aus einigen auf der anderen Flußseite bekannt wurde, daß Tippy-Canoe auch dort gewonnen hatte, riskierten die Leute schon mal einen Schuß in die Luft und auch eine große Klappe, was zu Faustkämpfen und einem regen Besuch des Gefängnisses führte.
    Po Doggly kam gegen halb elf herein und fragte Alvin, ob er etwas dagegen habe, auf sein Ehrenwort entlassen zu werden und die Nacht im Gasthof zu verbringen – Horace Guester verbürgte sich für ihn, und würde er einen feierlichen Eid schwören etcetera etcetera, weil das Gefängnis jetzt gebraucht wurde, um jede Zelle mit zehn betrunkenen Unruhestiftern zu füllen. Alvin leistete den Eid, und Horace und Verily führten ihn über Hinterhöfe zum Gasthaus. In dem Gemeinschaftsraum wurde zwar viel getrunken und getanzt, aber dort ging es noch lange nicht so rabaukenhaft zu wie an einigen anderen Orten oder auf der Straße, wo Leute, die Schnaps aus Pferdewagen verkauften, ein ziemlich gutes Geschäft machten. Horaces Feier wurde – wie immer – von Einheimischen von der zivilisierteren Sorte besucht. Trotzdem war es nicht ratsam, daß Alvin dort sein Gesicht zeigte und damit Gerüchte in die Welt setzte, vor allem, da ein paar Leute von denen, die in Hatrack River eingefallen waren, nicht unbedingt Freunde von Alvin waren – eben jene, die sich besonders dicke mit Makepeace standen. Ganz zu schweigen davon, daß es immer ein paar Freunde von einer Menge Gold gab, das man sich vielleicht mit Verstohlenheit oder Gewalt aneignen konnte. Obwohl Alvin also die Hintertreppe hinaufgeführt wurde, hielt er den Kopf gesenkt und sagte kaum ein Wort.
    Oben in Horaces Schlafzimmer, in dem Arthur Stuart und Measure bereits Pritschen aufgestellt hatten, schritt Alvin durch den Raum, berührte die Wände, das weiche Bett, die Fenster, als hätte er so etwas noch nie gesehen. »Selbst hier oben eingepfercht zu sein«, sagte er, »ist besser, als in einer Zelle zu sitzen. Ich hoffe, ich muß nie wieder an einen solchen Ort zurück.«
    »Weiß nicht, wie du es so lange ausgehalten hast«, sagte Horace. »Ich war schon nach einer Woche übergeschnappt.«
    »Wer sagt denn, daß er das nicht ist?« sagte Measure.
    Alvin lachte und pflichtete ihm bei. »Ich weiß, es war verrückt von mir, Verily zu untersagen, seine Pläne umzusetzen«, sagte er.
    »Nein, nein«, sagte Verily. »Ihr hattet recht, Ihr kamt mit Eurer eigenen Verteidigung durch.«
    »Aber was, wenn ich nicht herausgefunden hätte, wie ich die Stimme des Salamanders hörbar machen kann? Ich habe seit gestern ununterbrochen darüber nachgedacht. Was, wenn ich es nicht getan hätte? Die Anklage hat gesprochen, als wäre mir alles möglich, als könnte ich fliegen oder auf dem Mond Wunder vollbringen, wenn ich nur daran denke. Ich wünschte, ich könnte es. Manchmal wünschte ich, ich könnte es. Es ist mit den Geschworenen noch

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