Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Reisende

Der Reisende

Titel: Der Reisende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
Vom Netzwerk:
rief Makepeace.
    Doch einen Augenblick später, nach einigem Kratzen und Scharren, rief der Vorarbeiter der Gräber: »Festes Gestein, Euer Ehren! Soweit wir greifen können. Ist aber auch kein Felsbrocken – fühlt sich wie eine Felssohle an, wenn ich je eine gesehen habe.«
    Hank Dowsers Gesicht lief scharlachrot an. Er ging zu dem Loch und glitt die steile Seite hinab. Mit seinem eigenen Taschentuch wischte er die Erde vom Stein. Nach einer genauen Untersuchung erhob er sich. »Euer Ehren, ich entschuldige mich bei Mr. Smith, so freundlich, hoffe ich, wie er sich vor einem Augenblick bei mir entschuldigt hat. Das ist nicht nur eine Felssohle – die ich nicht gesehen habe, denn ich habe noch nie Wasser unter so einer massiven Felssohle gefunden. Vielmehr kann ich auch alte Kratzspuren auf dem Gestein sehen, was beweist, daß der Lehrjunge tatsächlich hier gegraben hat, wie er behauptet, und auf Gestein gestoßen ist, wie er behauptet.«
    »Das beweist nicht, daß er zuvor kein Gold gefunden hat!« rief Makepeace.
    »Die Plädoyers für die Geschworenen!« rief der Richter.
    »In allen Einzelheiten, die wir überprüfen konnten«, sagte Verily Cooper, »hat Alvin Smith sich als ehrlich und vertrauensvoll erwiesen. Und der Bezirk kann ihm lediglich die unbewiesenen und unbeweisbaren Spekulationen eines Mannes vorwerfen, dessen primäres Ziel es ist, Gold in die Hände zu bekommen. Niemand kann bezeugen – außer Alvin selbst –, wie das Gold zu einem Pflug geformt wurde oder wieso der Pflug aus Gold besteht. Aber wir haben acht Zeugen, ganz zu schweigen von Seiner Ehren, mir selbst und meinem respektierten Kollegen, und natürlich Alvin selbst, die alle beschwören, daß dieser Pflug nicht nur aus Gold ist, sondern auch lebt. Was für einen Besitzanspruch kann Makepeace Smith auf einen Gegenstand erheben, der eindeutig sich selbst gehört und nur zu seinem Schutz bei Alvin Smith bleibt? Ihr habt mehr als nur begründete Zweifel – Ihr habt die Gewißheit, daß mein Klient ein ehrlicher Mann ist, der kein Verbrechen begangen hat, und daß der Pflug bei ihm bleiben sollte.«
    Nun war Marty Laws an der Reihe. Er sah aus, als hätte man ihm zum Frühstück saure Milch vorgesetzt. »Ihr habt die Zeugen gehört, Ihr habt die Beweise gesehen, Ihr seid kluge Männer und könnt diese Sache auch ohne meine Hilfe klären«, sagte Laws. »Gott segne Eure Überlegungen.«
    »Das ist Euer Plädoyer?« fragte Makepeace. »So wird in diesem Bezirk Recht gesprochen? Bei der nächsten Wahl werde ich Euren Gegner unterstützen, Marty Laws! Ich schwöre Euch, Ihr werdet noch von mir hören!«
    »Sheriff, seid so freundlich und verhaftet Mr. Makepeace Smith erneut, diesmal drei Tage wegen Mißachtung des Gerichts, und in Betracht ziehe ich noch eine Anklage wegen versuchter Störung einer Gerichtsverhandlung und versuchter Bedrohung eines tagenden Richters mit der Absicht, das Ergebnis eines Prozesses zu beeinflussen.«
    »Ihr habt Euch alle gegen mich verschworen! Ihr steckt alle unter einer Decke! Was hat er getan, Euer Ehren, Euch bestochen? Euch angeboten, das Gold mit Euch zu teilen?«
    »Schnell, Sheriff Doggly«, sagte der Richter, »bevor ich wütend auf den Mann werde.«
    »Müssen wir zurück zum Gericht latschen«, fragte der Richter die Geschworenen, als Makepeaces Geschrei so leise geworden war, daß man das Verfahren fortsetzen konnte, »und uns stundenlang beraten? Oder sollen wir einfach zurücktreten und Euch die Sache hier klären lassen?«
    Der Sprecher der Geschworenen flüsterte seinen Kollegen etwas zu; sie antworteten flüsternd. »Wir haben ein einstimmiges Urteil gefällt, Euer Ehren.«
    »Was habt Ihr zu sagen, etcetera etcetera?«
    »In allen Anklagepunkten nicht schuldig«, sagte der Sprecher.
    »Wir sind fertig. Ich danke beiden Anwälten für ihre gute Arbeit bei einem schwierigen Fall. Und den Geschworenen danke ich, weil sie diesen Knoten durchtrennt und die Wahrheit gesehen haben. Ihr alle seid gute Bürger. Dieses Gericht vertagt sich bis zum nächstenmal, wenn jemand eine törichte Klage gegen einen Unschuldigen erhebt. Zumindest befürchte ich, daß es dazu wieder kommen wird.« Der Richter betrachtete die Leute, die noch immer um ihn herum standen. »Ihr seid frei und könnt gehen, wohin Ihr wollt, Alvin«, sagte er. »Gehen wir alle nach Hause.«
    Natürlich gingen sie nicht nach Hause; und genau genommen war Alvin auch noch nicht frei. Im Augenblick war er, umgeben von einer Menschenmenge und

Weitere Kostenlose Bücher