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Der Reisende

Der Reisende

Titel: Der Reisende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
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einem Dutzend bewaffneter Deputies, einigermaßen sicher. Doch als er den Sack mit dem Pflug darin ergriff, konnte er fast das Begehren spüren, das die anderen Männer nach diesem Pflug hatten, diesem warmen und zitternden Gold.
    Daran dachte er jedoch nicht. Er schaute zu Margaret Larner hinüber, die den Arm um die Taille der jungen Ramona gelegt hatte. Jemand sagte etwas zu Alvin – es war Verily Cooper, der ihm gratulierte oder so, da wurde es ihm klar, aber Verily würde es nicht verstehen. Alvin legte eine Hand auf Verilys Schulter, um ihn wissen zu lassen, daß er ein guter Freund war, auch wenn Alvin sich nun von ihm entfernte. Und Alvin ging zu Miss Larner und Ramona hinüber.
    Im letzten Augenblick wurde er schüchtern, und obwohl er den Blick nicht von Margaret nahm, während er sich den Weg durch die Menge bahnte, wandte er sich an Ramona, als er die beiden erreichte. »Miss Ramona, es war tapfer und auch ehrlich von Euch, hierher zu kommen.« Er schüttelte ihre Hand.
    Ramona strahlte, war aber auch ein wenig aufgeregt und nervös. »Ich glaube, die ganze Sache mit Amy war meine Schuld. Sie hat mir diese Geschichten über Euch erzählt, und ich habe daran gezweifelt, weswegen sie nur noch stärker darauf beharrte. Und sie blieb so hartnäckig bei ihrer Geschichte, daß ich eine Zeitlang glaubte, sie sei doch wahr, und meinen Eltern davon erzählte, und dann fing das mit den Gerüchten an, doch als sie mit Thatch unter das Zelt der Freakshow ging und schwanger wieder rauskam, aber behauptete, Ihr hättet ihr das Kind gemacht, na ja, da wußte ich, daß ich eine Chance bekommen hatte, die Dinge wieder in Ordnung zu bringen, nicht wahr? Und dann mußte ich gar nicht aussagen!«
    »Aber du hast es meinen Freunden erzählt«, sagte Alvin, »und deshalb kennen die Leute, an denen mir am meisten liegt, die Wahrheit, und auf diese Weise mußtest du deiner Freundin Amy nicht weh tun.« Doch in seinem Hinterkopf wurde Alvin die bittere Gewißheit nicht los, daß es immer Leute geben würde, die solche Vorwürfe glauben würden, genau wie er überzeugt war, daß Amy selbst niemals widerrufen würde. Sie würde auch weiterhin solche Lügen über ihn erzählen, und zumindest einige Leute würden sie auch in Zukunft glauben, und so würde er weiterhin als Schuft oder Schlimmeres gelten, ganz gleich, was für ein sauberes Leben er führte. Doch daran ließ sich nichts mehr ändern.
    Ramona schüttelte den Kopf. »Ich schätze, sie will nicht mehr meine Freundin sein.«
    »Aber du bist ihre Freundin, ob es ihr nun gefällt oder nicht. Eine so gute Freundin, daß du sie lieber verletzen als zulassen würdest, daß sie einen anderen verletzt. Und dazu gehört schon einiges, zumindest meiner Meinung nach.«
    In diesem Augenblick kamen Mike Fink und Armor-of-God zu ihm. »Sing dieses Lied für uns, das du dir im Gefängnis ausgedacht hast, Alvin!«
    Sofort verlangten mehrere andere laut rufend, daß er es sang – sie waren nun mal in ausgelassener Stimmung.
    »Wenn Alvin es nicht singen will, Arthur Stuart kennt es auch!« sagte jemand, und dann zerrte Arthur an seinem Arm, und Alvin fiel ein und sang es mit ihm gemeinsam. Die meisten Geschworenen waren noch dort, als die letzte Strophe gesungen wurde:
    Ich vertraute auf die Gerechtigkeit.
    Die Geschworenen taten mir Ehre.
    Und schon morgen früh zur Abmarschzeit
    Ich mein Wanderlied so laut hören werde
    Als gäbe ein Sturm ihm Geleit!
    Alle lachten und klatschten. Sogar Miss Larner lächelte, und als Alvin sie ansah, wußte er, dies war der Augenblick, jetzt oder nie. »Ich habe noch eine Strophe, die ich noch nie jemandem vorgesungen habe, aber jetzt möchte ich sie singen«, sagte er. Alle verstummten, um ihm zuzuhören.
    Jetzt flieg ich schnell von diesem Ort
    Über tausend Lande
    Bis ich schlag dann Wurzeln dort
    Wo meiner Liebsten Bande
    Erschaffen uns’ren Liebeshort.
    Er sah Margaret mit aller Bedeutung an, die er auf sein Gesicht legen konnte, und alle johlten und klatschten. »Ich liebe dich, Margaret Larner«, sagte er. »Ich habe dich schon mal gefragt, doch nun sage ich es erneut. Wir werden eine gewisse Strecke gemeinsam zurücklegen, und mir fällt kein guter Grund ein, warum es nicht unsere Hochzeitsreise sein sollte. Laß mich dein Ehemann sein, Margaret. Alles Gute, was in mir ist, gehört dir, wenn du es haben willst.«
    Sie schaute nervös drein. »Du bringst mich in Verlegenheit, Alvin«, murmelte sie.
    Alvin beugte sich näher zu ihr und sprach

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