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Der Reisende

Der Reisende

Titel: Der Reisende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
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mir, wenn deine Wanderschaft beendet ist. Mal sehen, ob wir uns dann noch gegenseitig brauchen.«
    »Also gestehst du ein, daß wir uns gegenseitig gebraucht haben.«
    »Ich werde jetzt nicht mit dir debattieren, Alvin. Ich gestehe gar nichts ein, und kleine Widersprüche werden weder aufgeklärt noch miteinander in Einklang gebracht.«
    »Diese Männer sind meine Zeugen, Margaret. Ich werde dich immer lieben. Die Familie, die wir gemeinsam gründen, wird unsere beste Schöpfung sein, besser als der Pflug, besser als die Kristallstadt.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Sei ehrlich zu dir, Alvin. Wenn du sie richtig baust, wird die Kristallstadt ewig bestehen. Aber unsere Familie wird in ein paar Lebenszeiten wieder verschwunden sein.«
    »Also gestehst du ein, daß wir eine Familie haben werden.«
    Sie grinste. »Du solltest dich um ein Amt bewerben, Alvin. Du würdest verlieren, aber die Debatten wären sehr interessant.« Sie drehte sich zur Tür um, als diese geöffnet wurde, ohne daß jemand angeklopft hätte. Po Doggly stürmte mit weit aufgerissenen Augen herein und sah sich im Raum um, bis er Alvin ausfindig machte. »Was sitzt Ihr einfach so da, und niemand in diesem Zimmer ist bewaffnet!«
    »Ich wollte sie nicht ausrauben, und sie wollten mich nicht ausrauben«, sagte Alvin. »Wir haben nicht daran gedacht, Waffen mitzunehmen.«
    »Das Gefängnis wurde gestürmt. Ein Mann, der behauptete, Amy Sumps Vater zu sein, hat die Leute aufgehetzt, und etwa dreißig Mann sind ins Gerichtsgebäude eingedrungen, haben Billy Hunter überwältigt und ihm seine Schlüssel abgenommen. Sie haben jeden verdammten Gefangenen rausgeschleppt und verprügelt, um aus ihnen herauszukriegen, wer von ihnen Alvin Smith ist. Ich war da, bevor sie jemanden umbringen konnten, und hab sie verscheucht, aber sie können noch nicht weit sein, und irgend jemand wird ihnen bestimmt verraten, wo Ihr seid, und deshalb möchte ich, daß ihr alle heute nacht mit Waffen schlaft.«
    »Macht Euch darüber keine Sorgen«, sagte Miss Larner. »Sie werden in dieser Nacht nicht hierher kommen.«
    Po sah zuerst sie und dann Alvin an. »Bestimmt nicht?«
    »Stellt nicht mal einen Wachposten auf, Po«, sagte Miss Larner. »Das würde nur Aufmerksamkeit auf den Gasthof ziehen. Die Männer, die Alvin töten sollen, sind in Wirklichkeit allesamt Feiglinge und mußten sich betrinken, damit sie den Versuch wagen. Sie werden heute nacht ihren Rausch ausschlafen.«
    »Und danach weggehen?«
    »Sorgt dafür, daß das Gericht gut bewacht wird, und wenn Alvin danach freigesprochen wird, wird er Hatrack verlassen, und Eure Alpträume sind vorbei.«
    »Sie haben mein Gefängnis gestürmt«, sagte Doggly. »Ich weiß nicht, wer Eure Feinde sind, Junge, aber an Eurer Stelle würde ich diesen goldenen Pflug schnell loswerden.«
    »Es ist nicht der Pflug«, sagte Alvin. »Obwohl einige von ihnen wahrscheinlich glauben, er wäre es. Aber Pflug oder kein Pflug, diejenigen, die mich tot sehen wollen, würden auf jeden Fall solche Jungs auf mich ansetzen.«
    »Und Ihr wollt meinen Schutz wirklich nicht?« fragte Doggly.
    Sowohl Alvin als auch Miss Larner versicherten ihm, daß sie ihn nicht benötigten.
    Als Po sich verabschiedete und gehen wollte, legte Miss Larner den Arm auf den seinen. »Bringt mich bitte nach unten und auf das Zimmer, das ich mit meiner neuen Freundin Ramona teile.« Sie sah nicht einmal zu Alvin zurück, als sie ging.
    Measure johlte einmal laut auf – nachdem die Tür geschlossen war. »Alvin, will sie dich auf die Probe stellen? Dafür sorgen, daß du deine Frau niemals schlagen wirst, ganz gleich, wie sehr sie dich provoziert?«
    »Ich habe das Gefühl, daß ich noch gar keine Provokation gesehen habe.« Aber Alvin lächelte, als er das sagte, und den anderen dämmerte, daß er gar nichts dagegen hatte, mit Miss Larner dann und wann die Klinge zu kreuzen – natürlich nur mit Worten, mit Worten und Blicken und einem Zwinkern und einem häßlichen Grinsen.
    Nachdem die Kerzen ausgeblasen waren und der Raum dunkel und ruhig war und sie alle in den Betten lagen und schlafen wollten, murmelte Alvin: »Ich frage mich, was sie mit mir angestellt hätten.«
    Niemand fragte, was er damit meinte; Measure mußte das auch nicht. »Sie wollten dich töten, Alvin. Spielt es eine Rolle, was für eine Methode sie benutzt hätten? Hängen. Bei lebendigem Leib verbrennen. Ein Dutzend Musketenkugeln. Interessiert es dich wirklich, auf welche Weise du gestorben

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