Der Reisende
Schädel einschlagen.«
»Ich sag’s Euch ja nur, Al«, fuhr der Sheriff fort. »Laßt Euch nicht auf ein gefährliches Spiel mit mir ein. Es gibt noch einen offenen Auslieferungsantrag für den Mörder eines gewissen toten Sklavensuchers.«
Plötzlich veränderte sich Horaces bislang freundliches Verhalten abrupt, und mit einer schnellen Bewegung drückte er den Sheriff so fest gegen den Türpfosten, daß es aussah, als würde er ewig in dieser Haltung verharren. »Po«, sagte Horace, »du bist seit vielen Jahren mein liebster Freund. Wir haben im Dunkel der Nacht getan, was uns am hellen Tag umbringen würde, und uns dabei unser Leben anvertraut. Solltest du jemals Anklage erheben oder auch nur versuchen, diesen Jungen auszuliefern, weil er den Sklavensucher getötet hat, der meine Margaret in meinem eigenen Haus getötet hat, werde ich mit meinen eigenen zwei Händen etwas Gerechtigkeit üben.«
Po Doggly kniff die Augen zusammen und sah den Gastwirt an. »Ist das eine Drohung, Horace? Verlangst du, daß ich deinetwegen meinen Amtseid breche?«
»Wie kann das eine Drohung sein?« sagte Horace. »Du weißt, daß ich es so nett wie möglich gemeint habe.«
»Kommt einfach mit ins Gefängnis, Alvin«, sagte Doggly. »Ich schätze, wenn die Ladies unserer Stadt Euch nichts kochen, wird Horace Euch jeden Abend etwas vom Eintopf des Gasthofs bringen.«
»Ich behalte den Pflug?« fragte Alvin.
»Ich geh nicht mehr in die Nähe dieses Dings«, sagte der Sheriff. »Falls es ein Pflug ist. Falls es aus Gold ist.« Doggly bedeutete ihm, durch die Tür und auf den Korridor zu treten. Alvin gehorchte. Der Sheriff folgte ihm durch den schmalen Gang in den Gemeinschaftsraum, in dem etwa zwei Dutzend Leute standen und darauf warteten, endlich herauszufinden, worauf der Sheriff es abgesehen hatte. »Alvin, schön, dich zu sehen«, wurde er von einigen begrüßt. Ihnen schien es peinlich zu sein, daß Alvin in Gewahrsam genommen wurde. »Kein großartiges Willkommen, was?« sagte Ruthie Baker mit grimmigem Gesicht. »Ich schätze, Makepeace Smith wird sich an diesem Unsinn ganz gewaltig die Zähne ausbeißen.«
»Bringt mir nur etwas zu essen ins Gefängnis, woran ich mir die Zähne nicht ausbeiße«, sagte Alvin. »Ich habe mich schon auf dem ganzen Weg nach Eurer Küche gesehnt.«
»Ihr könnt darauf wetten, daß die Ladies sich den ganzen Tag lang streiten werden, wer Euch füttern darf«, sagte Ruth. »Ich wünschte nur, die liebe alte Peg wäre hier, um Euch zu begrüßen.« Sofort brach sie in sentimentale Tränen aus. »Ach, ich wünschte, ich würde nicht so schnell weinen!«
Alvin umarmte sie schnell und sah dann den Sheriff an. »Sie wird mir keine Feile zuschieben, mit der ich dann die Gitterstäbe durchsäge«, sagte er. »Ist es also in Ordnung, wenn …«
»Ach, haltet die Klappe, Alvin«, sagte Sheriff Doggly. »Verdammt, warum seid Ihr überhaupt hierher zurückgekommen?«
In diesem Augenblick schwang die Tür auf, und Makepeace Smith persönlich kam herein. »Da ist er! Der Dieb wurde endlich festgenommen! Sheriff, er soll mir meinen Pflug geben!«
Po Doggly sah ihm in die Augen. Makepeace war ein großgewachsener Mann mit gewaltigen Armen und Beinen wie Baumstämme, doch als der Sheriff ihn anstarrte, verwelkte Makepeace wie eine Blume. »Makepeace, geht mir sofort aus dem Weg.«
»Ich will meinen Pflug haben!« beharrte Makepeace – trat aber rückwärts zur Tür hinaus.
»Es ist nicht Euer Pflug, bis das Gericht sagt, daß es Euer Pflug ist, falls es das jemals tun sollte«, sagte der Sheriff.
»Es ist nicht Euer Pflug«, warf Horace Guester ein, »bis Ihr uns gezeigt habt, wie man so einen macht!«
Aber Alvin selbst sagte nichts zu Makepeace. Er ging einfach aus dem Gasthof und blieb nur auf der Schwelle stehen, um Horace aufzutragen: »Du läßt Arthur Stuart mich so oft besuchen, wie er will, hörst du?«
»Er wird mit dir in der Zelle schlafen wollen, Alvin, das weißt du doch!«
Alvin lachte. »Ich wette, er paßt zwischen den Gitterstangen durch, so mager ist er.«
»Ich hab diese Stangen gemacht!« rief Makepeace Smith. »Und sie stehen zu eng zusammen, als daß irgendwer hindurchpassen könnte!«
»Na ja«, rief Ruth Baker genauso laut zurück, »wenn Ihr diese Stangen gemacht habt, kann der kleine Arthur sie ja zweifellos verbiegen und hindurchschlüpfen!«
»Jetzt hört schon auf, Leute«, sagte Sheriff Doggly. »Ich nehm hier nur eine kleine Verhaftung vor. Geht also beiseite
Weitere Kostenlose Bücher