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Der Reisende

Der Reisende

Titel: Der Reisende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
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sinnlos, es abzustreiten. Dieser Wünschelrutengänger würde nichts aussagen, das Alvin nicht von sich aus freimütig eingestanden hätte. Sollten sie also ihre Ränke schmieden. Alvin hatte die Wahrheit auf seiner Seite, und das mußte bei zwölf Geschworenen, die unter den Leuten von Hatrack River ausgesucht wurden, genügen.
    Lediglich Arthurs Besuche heiterten ihn wirklich auf. Zwei oder drei Mal pro Tag stob der Junge vom Dorfplatz aus herein wie ein Blatt, das von einem Windstoß durch eine offene Tür geweht wurde. »Du mußt diesen John Binder einfach mal kennenlernen«, sagte er bei einem dieser Besuche. »Ein Seilmacher. Einige Leute reißen schon Witze drüber, wenn sie dich aufhängen wollen, wird er wohl den Strick machen, aber er brüllt sie sofort zusammen, du müßtest ihn mal hören, Alvin. ›An einem meiner Stricke wird kein Schöpfer baumeln‹, sagt er. Selbst wenn du ihn nie kennenlernen solltest, zähle ich ihn also zu unseren Freunden. Aber ich sag dir, es heißt, seine Taue fransen nie aus, scheuern nicht mal durch, ganz gleich, wo man sie schneidet. Ist das nicht ein tolles Talent?«
    Und später am gleichen Tag erzählte er dann über eine ganz andere Person. »Ich hab Alfreda Matthews gesucht, das ist die, die in dieser Hütte unten am Fluß wohnt, aber der Fluß ist lang und gewunden, und ich könnt sie nicht finden, und es wurde allmählich dunkel, und um die Wahrheit zu sagen, ich hatte mich ein wenig verirrt, und dann stehe ich plötzlich diesem Captain Alexander gegenüber, er ist Schiffskapitän, aber wieso wohnt er so weit vom Meer weg? Aber er lebt hier als Kesselflicker und repariert dann und wann mal was, und Vilate Franker sagt, er muß ein schreckliches Verbrechen begangen haben, daß er sich jetzt vor dem Meer verbergen muß, oder vielleicht hat ein großes Seeungeheuer sein Schiff verschluckt und nur ihn am Leben gelassen, und jetzt wagt er sich wegen des Ungeheuers nicht mehr aufs Meer zurück – sie nennt es La Vaya Than, und Goody Trader sagt, das sei Spanisch und würde ›Ist das nicht ‘ne verdammte Lüge?‹ heißen, kennst du Goody Trader?«
    »Hab sie schon kennengelernt«, sagte Alvin. »Sie hat mir ein paar Hustenbonbons gebracht. Die schrecklichsten Bonbons, die ich je gegessen habe, aber ich schätze, wenn man Husten hat, tun sie wohl ganz gut. ‘ne seltsame Lady. Sie hockte ‘ne ganze Weile neben der Tür und dachte nach, bis sie dann schließlich aufstand und sagte: ›Hmpf, Ihr seid der erste Mann, der mir je begegnet ist und der nichts braucht, und jetzt sitzt Ihr im Gefängnis. ‹«
    »Es heißt, das sei ihre Begabung, zu wissen, was ein Körper braucht, sogar wenn er selbst es nicht weiß«, sagte Arthur. »Obwohl Vilate Franker behauptet, Goody Trader sei ein Schwindel, genau wie der Alligatorjunge in der Freakshow in Dekane, in die ich nicht reingehn durfte, weil du gesagt hast, wenn der Junge echt ist, ist es grausam, ihn so anzustarren, und …«
    »Ich weiß noch, was ich gesagt habe, Arthur Stuart. Du brauchst mit mir nicht über mich zu klatschen.«
    »Worüber habe ich überhaupt gerade gesprochen?«
    »Du hast im Wald nach der alten betrunkenen Freda gesucht.«
    »Und da bin ich diesem Schiffskapitän begegnet, und er sieht mir in die Augen und sagt: ›Folge mir‹, und ich gehe ihm etwa zehn Schritt hinterher, und er setzt mich mitten auf einen Wildwechsel und sagt: ›Geh da lang, und wenn du den Fluß wieder erreichst, gehst du etwa drei Ruten weit flußaufwärts.‹ Und weißt du was? Ich hab getan, was er sagte, und weißt du was?«
    »Du hast Freda gefunden.«
    »Alfreda Matthews, und sie war natürlich stockbetrunken, aber ich hab ihr etwas Wasser ins Gesicht gespritzt und getan, was du mir immer gesagt hast, ich hab ihren Krug ausgeschüttet, und Junge, war die stocksauer, ich mußte schneller hüpfen als der Teufel, um nicht von den Steinen getroffen zu werden, die sie auf mich warf!«
    »Arme Lady«, sagte Alvin. »Aber das wird ihr nicht helfen, solange es Leute gibt, die ihr einen neuen Krug geben.«
    »Kannst du mit ihr nicht das machen, was du mit dem Roten Propheten gemacht hast?«
    Alvin blickte ihn scharf an. »Was weißt du denn davon?«
    »Nur, was deine eigene Mama mir in Vigor Church darüber erzählt hat, wie du aus einem trunksüchtigen, einäugigen Roten einen Propheten gemacht hast.«
    Alvin schüttelte den Kopf. »Nein, Sir, das hat sie falsch verstanden. Er war schon vorher ein Prophet. Und er war nicht auf die

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