Der Reiz des Verbotenen - Page, S: Reiz des Verbotenen
ihre Brust. „Auch meine Geheimnisse stehen darin. Und ich habe es gefunden.“
Würde er es ihr aus den Händen reißen müssen?
Aus dem Augenwinkel sah er den Schatten einer Bewegung. War jemand auf dem Balkon über ihnen?
Er reckte den Hals, um nachzusehen. Der Wind ließ kurz nach, und da hörte er es. Den leisen Klang von Metall. Einen entscheidenden Moment lang war er wie versteinert. Über ihnen stand eine große Metallvase, deren Boden über den Rand des Balkons hinausragte. Zu weit hinausragte …
Er griff nach Venetias Arm und riss sie an sich, während er gleichzeitig zurücksprang. Sein eigener Schwung riss ihn rückwärts zu Boden, sodass Venetia auf ihm landete. In genau diesem Augenblick raste neben ihnen ein dunkler Schatten durch die Luft und fiel mit lautem Scheppern auf die Bodenplatten. Die Steine zerbrachen, Dreck stob auf, Scherben flogen umher, und Marcus presste Venetias Kopf an seine Brust und betete, dass nichts sie treffen möge. Etwas Hartes prallte gegen sein Bein und er fühlte einen dumpfen Schmerz unter dem Schaft seines dicken Lederstiefels.
Dann herrschte, bis auf das Rauschen von Wind und Regen, wieder Ruhe. Venetia hob das Gesicht von seiner Brust und atmete tief ein.
„Bist du verletzt?“ Er fragte im Flüsterton, damit ihr Angreifer ihn nicht hörte.
„Nein“, hauchte sie. „Was zur Hölle war das?“ Sie versuchte, sich auf ihm umzudrehen, um nachzuschauen.
Obwohl es wichtig war, leise zu sein, ertappte er sich dabei, wie er unterdrückt lachte – auf die Art, wie manche Männer lachten, wenn sie dem Tod ins Gesicht sahen. Doch sein Humor rührte von seiner Erleichterung her. „Süße, nur du kannst so etwas fragen.“
Er hätte sie verlieren können. Wenn er nicht nach oben gesehen hätte …
Seine Brust schmerzte. So sanft, wie er nur konnte, schob er sie von sich herunter. Seine rechte Wade tat weh, war aber wohl nur zerschrammt. Er hievte sich in eine sitzende Position und griff nach ihrem Handgelenk. „Warte. Er könnte noch dort oben sein.“
„Du hast jemanden gesehen? Hat jemand das Ding geworfen?“
Schützend legte er seinen Arm um sie. Dann benutzte er seinen Körper als Schild, während er ihr erst half, sich hinzuhocken, dann, sich gebückt hinzustellen, sodass er sie zu den geschlossenen Türen führen konnte.
„Ich glaube tatsächlich, dass jemand beim Sturz der Vase nachgeholfen hat“, sagte er dann. „Jemand, der weiß, dass wir Lydias Buch haben.“
„Aber warum hat er versucht, uns zu zerschmettern?“ Venetia kreuzte ihre Arme unter der Brust. Sie zitterte immer noch, selbst hier, in Marcus‘ warmem und sicherem Schlafzimmer, nachdem sie sich trockene Kleider angezogen hatte.
Marcus saß auf der Kante seines Bettes. Er streckte den Arm nach ihr aus. „Das kann ich dir nicht sagen. Vielleicht um uns davon abzuhalten, ihre oder seine Geheimnisse zu lesen. Oder um uns beide zu verletzen und dann das Buch zu stehlen. Wahrscheinlich sah der Mörder eine Chance und ergriff sie. Oder er glaubte, wenn er mich tötete …“
Sie trat in seine Umarmung, zwischen seine gespreizten Schenkel. Er zog sie an sich, und sie verschränkte die Arme hinter seinem Nacken. Ihre Scham und ihre Röcke schmiegten sich an die Wölbung seines Schwanzes, der eine dicke Beule in seiner Hose bildete, jedoch nicht hart war. Seine Arme glitten um ihren Rücken und zogen sie noch näher. Die Seide und die Knöpfe seiner Weste drückten sich gegen ihre Wange.
Sie fühlte einen Druck auf ihrem Kopf – seine Lippen.
Venetia erschauerte. Welche Chance hätte sie allein gegen jemanden gehabt, der fähig war, eine Frau zu erdrosseln?
„Die Vase war voller Erde und Blumen“, sagte Marcus und strich ihr über das Haar. „Sie war sehr schwer.“
Sie erinnerte sich, wie beeindruckt er gewesen war, als sie darauf bestanden hatte, sofort hinaus auf den Balkon zu gehen. Sie waren vorsichtig gewesen, aber es hatte keine Anzeichen gegeben, dass der Täter in der Nähe war. Schrammen auf der Balustrade zeigten, dass die Vase gestoßen worden war. Es war definitiv kein Unfall gewesen.
Der Schock hatte Mut in ihr freigesetzt. So viel war nach dem Anschlag geschehen. Ein Diener war ihnen zur Hilfe geeilt. Dann waren sie auf den oberen Balkon gelaufen, wo sie aber außer den Spuren auf der Balustrade nichts Verdächtiges mehr gefunden hatten. Ihre Gastgeber hatten unterschiedlich reagiert. Lord Chartrand war wütend geworden und hatte die Zigeuner beschuldigt. Lady
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