Der Reiz des Verbotenen - Page, S: Reiz des Verbotenen
Du wirst sein Gesicht nicht sehen und seinen Namen nicht erfahren. Er wird dich erniedrigen. Er wird brutal sein, doch du wirst dich nicht wehren. Hast du verstanden?“
Juliette leckte über ihre dünnen Lippen. Sie machte einen Knicks. „ Oui , Madame.“
Juliette war weder hübsch noch jung. Graue Strähnen durchzogen das dünne, schwarze Haar, das sie wie immer zu einem festen Dutt zusammengesteckt trug. Mit ihrem spitzen Gesicht, dem scharfen Blick und dem dünnen, strengen Mund war sie nicht der Typ Frau, der Männer anzog. Doch sie wollte Männer – und hatte eine Vorliebe für Sex mit einem maskierten Rohling.
Lydia lächelte dem Spiegelbild ihrer Zofe zu. Was für eine amüsante Vorstellung, dass unter dem strengen schwarzen Kleid das Herz einer perversen Frau schlug. Sie wusste von den groben Männern, die sie bezahlt hatte, von Juliettes eigenartigen, unappetitlichen Gelüsten. Es kostete nicht viel, solche Männer zu kaufen. Aber es erforderte einen erfahrenen Blick, jenen aus dem Weg zu gehen, die das Spiel zu weit treiben würden.
Und das alles, um die Fäden in der Hand zu behalten.
Juliette zog den Stuhl zurück, und Lydia schlenderte zu ihrem Sekretär. Ihr Nachtkleid lag auf ihrem Bett und wartete dort auf sie. Pfirsichfarbene Seide, ihr Lieblingshemd. Sie war nicht wie andere Kurtisanen, die Flanellnachthemden bevorzugten, wenn sie keine Männer bei sich hatten. Sie umgab sich bei allen Gelegenheiten mit Schönheit.
Hinter ihr raschelte Juliettes schwarze Wolle, als die Zofe das Zimmer verließ. Die Tür schnappte zu. Sie würde sie abschließen, bevor sie sich schlafen legte.
Lydia nahm ein Blatt Papier aus der Schublade, dann sank sie auf den mit Plüsch bezogenen Stuhl. Nachdenklich schrieb sie eine Liste nieder, die aus den Namen verschiedener Gentlemen bestand. Brude. Chartrand. Montberry. Trent. Wembly. Sie tauchte ihre Feder ins Tintenfass. Dann fügte sie mit kratzender Feder einen weiteren Namen hinzu.
Swansborough . Er hatte von ihr verlangt, dass sie ihm die Arme fesselte und heißes Wachs auf seine Brust tropfen ließ. Er hatte vor Schmerz schreien wollen … dann hatte er sie ebenfalls zum Schreien gebracht. Er hatte sie gedrängt, Dinge zu tun, auf die sie sich bei einem anderen Mann niemals eingelassen hätte. Nicht einmal bei Rodesson.
Doch Swansborough war zu finster gewesen. Zu beunruhigend. Rodessons Spiele lagen ihr viel mehr. Aber Lord Swansborough erwies sich als ein großes Rätsel. Es gelang ihr nicht, herauszufinden, was ihn dazu brachte, solche Torturen zu genießen. Er ging vorsichtig mit seinen Geheimnissen um. Ähnlich wie Trent. Doch im Unterschied zu Trent hatte Swansborough keinen geschwätzigen Vater. Obwohl der kürzlich verstorbene Lord Trent sie eher erdrosselt als bezahlt hätte …
Sie tippte sich mit der Feder gegen die Lippe und dachte über die infrage kommenden Frauen nach. Jene, die für sie von Interesse waren. Lady Yardley. Rosalyn Rose. Lady Chartrand.
Sich ebenso an Lady Chartrand wie an ihren Gatten zu wenden hatte sich als lukrative Strategie erwiesen. Die Lady hatte sie von ihrem Nadelgeld, dem Geld, das ihr für kleinere Ausgaben wie Kleidung zur Verfügung stand, bezahlt. Was Rosalyn betraf … sie würde in ihrem Buch nicht barmherzig mit Rosalyn umgehen, doch für eine gewisse Summe würde sie für sich behalten, dass der Duke of Thorndale nicht der Vater von Rosalyns Kind war. Thorndale verhielt sich seinen Bastarden gegenüber sehr großzügig. Zwei von ihnen lebten in seinem Londoner Haus, andere wurden angeblich in seinem Testament bedacht. Leider war sie während ihrer Affäre mit dem großen Duke nicht schwanger geworden.
Und Lady Yardley würde nachgeben. Schon bald. Ihr Zorn war ein Zeichen dafür, dass sie fällig war. Alles, was Lydia tun musste, war, einen kühlen Kopf zu bewahren.
Das barsche Klopfen an der Tür erschreckte sie, und sie kleckste Tinte auf die Seite.
„Mrs. ,arcourt, Ma’am?“ Die lang gezogenen Vokale und das tiefe Timbre halfen ihr, Toms Stimme zu erkennen.
Erleichterung durchströmte sie. Er war ein Verbündeter im Haus der Feinde. Es war klug von ihm gewesen, sich eine Stelle als Chartrands Angestellter zu erschummeln.
Nicht, dass sie Tom jemals für die geeignete Besetzung der Rolle eines Schutzengels gehalten hätte.
Das Silber und das Scharlachrot seiner Livree betonten sein dunkles Haar, seine braune Haut und seine tiefblauen Augen. Zwei Jahre jünger als sie, war Tom zweifellos ein gut
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