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Der Report der Magd

Der Report der Magd

Titel: Der Report der Magd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Atwood
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als die Dinge wieder der Norm der Natur anzupassen.
     
    Die Betvaganzen der Frauen sind normalerweise der Rahmen für Gruppenhochzeiten wie diese. Bei denen der Männer werden militärische Siege gefeiert. Das sind die Ereignisse, die wir am meisten bejubeln sollen. Manchmal geht es für die Frauen allerdings auch um eine Nonne, die widerruft. Das geschah früher häufiger, als sie systematisch zusammengetrieben wurden, doch auch jetzt werden immer noch welche ausgehoben, aus dem Untergrund geholt, wo sie sich versteckt gehalten haben, wie Maulwürfe. So sehen sie auch ein wenig aus: schwachsichtig, überwältigt von zu viel Licht. Die alten werden schnurstracks in die Kolonien geschickt, aber die jungen, fruchtbaren versucht man zu konvertieren, und wenn dieser Versuch Erfolg hat, kommen wir alle hierher, um zuzuschauen, wie sie sich der Zeremonie unterziehen, ihr Zölibat widerrufen, es dem Wohl der Gemeinschaft opfern. Sie knien, und der Kommandant betet, und dann nehmen sie den roten Schleier, wie wir anderen es auch getan haben. Sie dürfen allerdings keine Ehefrauen werden; sie gelten nach wie vor als zu gefährlich für solche Machtpositionen. Ein Geruch von Hexe haftet ihnen an, etwas Rätselhaftes und Exotisches; es bleibt – trotz des Schrubbens und der Striemen an ihren Füßen und der Zeit, die sie in Einzelhaft verbracht haben. Stets haben sie diese Striemen, das ist etwas, was sie immer durchgemacht haben: Das Gerücht sagt, sie lösen sich nicht leicht. Viele von ihnen entscheiden sich statt dessen für die Kolonien. Keine von uns bekommt gern eine von ihnen als Einkaufspartnerin zugeteilt. Sie sind stärker gebrochen als wir; es ist schwer, sich in ihrer Gegenwart wohl zu fühlen.
     
    Die Mütter haben die weißverschleierten Mädchen zu ihrem Platz geleitet und sind zu ihren Stühlen zurückgekehrt. Ein paar Tränen, gegenseitiges Tätscheln und Händehalten, und der demonstrative Gebrauch von Taschentüchern. Der Kommandant fährt mit dem Gottesdienst fort:
    »So will ich nun, daß die Weiber in zierlichem Kleid mit Scham und Zucht sich schmücken«, sagt er, »nicht mit Zöpfen oder Gold oder Perlen oder köstlichem Gewand.
    Sondern, wie sich's ziemt den Weibern, die da Gottseligkeit beweisen wollen durch gute Werke.
    Ein Weib lerne in der Stille mit aller Untertänigkeit.« Hier schaut er über uns hin. »Mit aller«, wiederholt er.
    »Einem Weibe aber gestatte ich nicht, daß sie lehre, auch nicht, daß sie des Mannes Herr sei, sondern stille sei.
    Denn Adam ist am ersten gemacht, darnach Eva.
    Und Adam ward nicht verführt; das Weib aber ward verführt und hat die Übertretung eingeführt.
    Sie wird aber selig werden durch Kinderzeugen, so sie bleiben im Glauben und in der Liebe und in der Heiligung samt der Zucht.«
    Selig werden durch Kinderzeugen, denke ich. Was haben wir in der Zeit davor geglaubt, was uns selig machen würde?
    »Das sollte er den Ehefrauen erzählen«, murmelt Desglen, »wenn sie sich über den Sherry hermachen.« Sie meint den Teil über die Zucht. Es ist jetzt wieder ungefährlich, zu reden, der Kommandant hat das Hauptritual beendet, und sie tauschen jetzt die Ringe, wobei sie die Schleier heben. Ha! denke ich bei mir. Schaut nur gut hin, jetzt ist es zu spät. Die Engel werden berechtigt sein, Mägde zu haben, später, vor allem, wenn ihre neuen Ehefrauen keinen Nachwuchs hervorbringen können. Aber ihr Mädchen sitzt jetzt drin. Das, was ihr jetzt seht, das habt ihr nun, mitsamt den Pickeln. Aber es wird auch nicht von euch erwartet, daß ihr ihn liebt. Das werdet ihr noch früh genug herausfinden. Tut ihr nur schweigend eure Pflicht. Wenn ihr Zweifel habt, während ihr flach auf dem Rücken liegt, könnt ihr an die Decke schauen. Wer weiß, was ihr da oben alles seht? Beerdigungskränze und Engel, Staubkonstellationen, stellare oder andere, die von Spinnen hinterlassenen Rätsel. Es gibt immer etwas, um die fragenden Gedanken zu beschäftigen.
    Ist irgendwas nicht in Ordnung, Liebes? hieß es in dem alten Witz.
    Nein, warum?
    Du hast dich bewegt.
    Bewegt euch eben nicht.
    Was wir anstreben, sagt Tante Lydia, ist ein Geist der Kameradschaftlichkeit unter den Frauen. Wir müssen alle an einem Strang ziehen.
    Kameradschaftlichkeit! Scheiße! sagt Moira durch das Loch in der Toilettenkabine. Nur weiter so, Tante Lydia, du geiler Feger, wie man früher sagte. Wetten, daß sie Janine schon in die Knie gezwungen hat? Was glaubst du, was die da treiben, in ihrem Büro? Ich

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