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Der Retter von Dent-All

Der Retter von Dent-All

Titel: Der Retter von Dent-All Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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innen im Körper des Wals befand. Es handelte sich dabei um eine gewaltige Luftblase, aus deren Wände empfindliche Tentakel wuchsen. Auf diese Weise hatte die beherrschende Rasse dieses Wasserplaneten bewegliche Zusatzorgane geschaffen, die sich zu komplizierten Werkzeugen und Apparaten entwickelt hatten. Sie stellten eine hochgezüchtete organische Technologie dar. Nur befand sie sich nicht im freien Raum — sondern in den riesenhaften Körpern der Wale.
    »Ich brauche also ein Betäubungsmittel«, fuhr Dillingham in seinem Vertrag fort, »das für diesen Riesenorganismus ausreicht. Außerdem Sauerstoffflaschen für mich, damit ich richtig atmen kann. Der automatische Bohrer muß Fels bis zu einer Tiefe von einem halben Meter bewältigen können. Dazu benötige ich einen Vorschlaghammer, ein Dutzend Keile und Meißel, einen Flaschenzug oder Hebekran, ein paar Tonnen Kolloid...« Dillingham las eine lange Liste herunter.
    Die Tentakel des Transcoders bewegten sich schwingend hin und her. Eine andere Gruppe von Tentakeln antwortete nach kurzer Verzögerung »Es wird alles geliefert.«
    »Noch etwas«, fuhr Dillingham fort. »Ich möchte gern eine Abbildung vom inneren Aufbau Ihres Backenzahns haben.«
    »Innerer Aufbau?« Die Tentakel reagierten verwirrt.
    »Nur eine schematische Skizze, wie Zahnschmelz, Zahnbein, Nerv und Blutgefäße verteilt sind. Und ein Querschnitt durch die Wurzel. Vor allem lege ich auf die Verästelung des Nervs wert. Der Zahn ist schmerzempfindlich. Das bedeutet, daß der Nerv noch nicht abgestorben ist. Ich möchte von dem Zahn so viel wie möglich retten, verstehen Sie?«
    »Wir besitzen keine Querschnittskizzen von unseren Zähnen.«
    Dillingham war entsetzt. »Sie kennen den anatomischen Aufbau Ihrer Zähne nicht? Hat denn bei euch noch nie ein Arzt die Zähne behandelt?«
    »Wir hatten bisher noch nie Schwierigkeiten mit unseren Zähnen. Wir kennen keine Zahnärzte. Deshalb ließen wir Sie ja rufen.«
    Dillingham lief in der Luftblase auf und ab. Wie war es nur möglich, daß diese intelligenten, mächtigen Wesen die Gesundheitspflege so sträflich vernachlässigten? Nie Schwierigkeiten mit den Zähnen — pah! Dieser Fäulnisherd im Zahn bestand sicher schon seit einigen Jahren. Doch so sträflichem Leichtsinn begegnete er ja auch in seiner irdischen Praxis alle Tage.
    »Ich muß mich also auf meinen Instinkt und meine Erfahrung verlassen«, murmelte er schließlich. »Selbstverständlich werde ich mein Bestes tun; aber ich kann Ihnen nicht garantieren, daß der Zahn zu retten ist.«
    »Ich verstehe«, sagte der Muck-o-Muck von Gleep ein bißchen beleidigt.
    Man hatte dem >Kleinen< gründlich eingeschärft, ja nicht das Maul zuzumachen, auch wenn die Sache unangenehm wurde. Und so kletterte Dillingham, bis an die Zähne bewaffnet, zum Fäulnisherd zurück. Er trug eine Gesichtsmaske, Atemgerät, lange Gummihandschuhe und Anglerstiefel. Jetzt begann die schwerste Arbeit seines Lebens. Sie stellte keine hohen intellektuellen Anforderungen und verlangte keine besondere Geschicklichkeit. Sie war physisch hart - Schwerstarbeit. Er mußte die verrottete Schicht von den Wänden der Zahnhöhlung entfernen. Das geschah mit einem dreißig Pfund schweren Laserbohrer, der das faule Zeug verdampfte. Nach einer halben Stunde glaubte Dillingham, die Arme fielen ihm vom Rumpf.
    Selbstverständlich hatte sich die Karies auch seitlich in die Wände hineingefressen. Er mußte diese fauligen Adern bis in die kleinste Verästelung hinein verfolgen. Dabei war es unvermeidlich, daß Dillingham den Laserbohrer auch seitlich verkantete, und er stand Todesängste
    aus, der Strahl könne abgleiten und seinen eigenen Körper streifen. Dillingham spielte buchstäblich mit dem Feuer. Eine falsche Bewegung — und der Laser schnitt ihm den Arm ab oder verwandelte ihn zu Dampf.
    Etwas Gutes hat das aber für sich, dachte Dillingham, während er sich den Schweiß von den Lippen leckte. Er brauchte wenigstens nicht mit einem Preßluft- oder Vorschlaghammer zu arbeiten. Als er den Bohrer bestellt hatte, schwebte ihm so etwas wie ein Preßlufthammer vor, wie man sie auf der Erde verwendet, um die Straßen aufzureißen. Für die Gleeps war ein Steinbohrer oder Schlaghammer nichts anderes als ein zugespitzter Laserstrahl. Zweifellos war dieses Werkzeug einem mechanischen Bohrer um Längen voraus. Dafür war es aber auch tödlich. Nach stundenlanger Schwerstarbeit war es endlich geschafft. Steile Wände aus Zahnbein

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