Der Retter von Dent-All
Bohrgerät und die beiden Transcoder daneben auf.
»Rufen Sie uns, wenn Sie fertig sind!« kauten sie zum Abschied.
Dillingham tastete nach dem elektronischen Signalgeber in seiner Tasche. Den durfte er nicht verlieren, sonst endete er unweigerlich im Speisesaft des Magens. Inzwischen setzte sich das U-Boot wieder in Bewegung. Dillingham blieb allein in der Rachenhöhle des Ungeheuers zurück.
Nun — er befand sich ja nicht zum erstenmal in einer schwierigen Lage. Er schluckte, hielt die Notlaterne über den Kopf und kletterte die Leiter hinauf.
Die Bißfläche des Zahns mußte einen Durchmesser von mindestens drei Metern haben. Sie war leicht konkav und vom vielen Kauen glattgeschmirgelt. Im Mittelpunkt der Kaufläche war ein dunkler Graben aufgebrochen, ungefähr sechzig Zentimeter breit und einen Meter lang. Hier befand sich offensichtlich die Quelle der Schmerzen.
Dillingham beugte sich über den Graben. Ein bestialischer Gestank schlug ihm entgegen. Ja — hier saß der Fäulnisherd. Am Rand war das Zahnbein ungefähr einen Meter tief verfault. In der Mitte fehlten fast zwei Meter. Wie wollte er mit seiner kleinen Instrumentensammlung gegen so einen gewaltigen Herd ankommen? Er mußte auf jeden Fall die Ausdehnung des Schadens feststellen. Sicher verzweigten sich die faulen Stellen im Zahnbein, so daß der Fäulnisherd ausgedehnter war, als man von oben erkennen konnte.
Er zwang sich, regelmäßig zu atmen, obwohl sich ihm dabei fast der Magen umstülpte. Er hielt sich die Nase zu und trat in den Graben hinein.
Bis zu den Knöcheln versank er in einem Sumpf. Er kauerte sich nieder und nahm seine ganze Willenskraft zusammen, ehe er die Finger von der Nase nahm. Er kratzte im Schlamm und stieß auf festen Untergrund, der ihn an gestampften Lehm erinnerte. Das waren offen bar Speisereste. Das feste Zahnbein mußte noch viel tiefer liegen.
Er wühlte an einer trockenen Stelle mit dem Schuh. Ein paar dunkle Fladen lösten sich. Dillingham richtete sich wieder auf und trat mit der Schuhspitze mit aller Macht gegen die Grabenwand.
Ein entsetzliches Donnern folgte. Dillingham hielt sich mit beiden Händen die Ohren zu. Der Luftdruck verstärkte sich rapide. Im nächsten Moment steckte er bis zum Bauch im Sumpf, während frischer Schlamm auf ihn herabregnete. Fleisch und Felsen im Gewicht von mehreren hundert Tonnen rauschten herunter. Die Kiefer schlossen sich.
Dillingham klingelten die Ohren von dem plötzlichen Druckanstieg. Er schwankte wie bei einem Erdbeben. Gottlob war die Sturmlampe heilgeblieben. Auch seine Knochen waren noch an Ort und Stelle. Er wühlte sich aus dem Schlamm und leuchtete um sich. Er saß jetzt in einer Falle — im Zahnloch zwischen geschlossenen Kiefern!
Verzweifelt drückte er auf den Signalgeber. Als er schon glaubte, in der Höhle ersticken zu müssen, hob sich der gewaltige Oberkiefer wieder. Schweißgebadet kletterte Dillingham aus dem Zahn heraus.
Seine Instrumententasche hatte dran glauben müssen. Sie lag als dünner Farbklecks auf der Kaufläche.
»Tadellose Bißform«, dachte Dillingham laut.
Die Leiter war verschwunden. Dillingham erschien die Kaufläche des Zahns als Standort zu gefährlich. Eben setzte er zum Sprung nach unten an, als eine gigantische Masse von Tentakeln nach seinem Bohrgerät griff, das am Fuß des Zahns lag. Jeder Tentakel war mindestens zehn Meter lang und so dick und muskulös wie eine Pythonschlange.
Die Kaufläche war also doch nicht unbedingt der schlechteste Platz. Dillingham sah regungslos zu, wie sein Bohrgerät in der dunklen Rachenhöhle verschwand.
Ein paar Minuten später kam das Amphibienfahrzeug in Sicht. Der Fahrer sprang heraus, biß auf einen Stock und reichte ihn Dillingham auf den Zahn hinauf. Der Transcoder der Enens hatte den Biß des Wals nicht überlebt. Dillingham hatte nur noch den Gleep-Übersetzer zur Verfügung.
Vielleicht hatte der gleepsche Walprinz etwas Wichtiges gesagt? Dillingham führte den Stock in die Maschine ein.
»Aua!« übersetzte die gleepsche Sprechmaschine.
Die nächsten Stunden waren ziemlich verwirrend. Dillingham konnte sich mit den Enens jetzt nur noch indirekt verständigen, mit über dem Muck-o-Muck von Gleep als zwischengeschalteten Dolmetscher. Er hatte die Enens zu einer Lagebesprechung zusammenrufen lassen. Die Konferenz fand in der Nachrichtenabteilung des Riesen statt.
Diese Nachrichtenabteilung war nichts anderes als ein organischer Seitensproß der gleepschen Lunge, der sich tief
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