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Der Retter von Dent-All

Der Retter von Dent-All

Titel: Der Retter von Dent-All Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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Tatsache, daß der Zahn-arzt spurlos verschwunden war. Jetzt hing ihr die phantastische Geschichte von den Außerirdischen nach, verfolgte sie wie ein Raubvogel, der sich auf jede Chance stürzt wie auf ein Beutetier, so daß Judy keine Anstellung in ihrem Beruf mehr fand. Jedenfalls nicht in dieser Gegend.
    Hätte sie eine Geschichte von einem Gangster erzählt, der Dr. Dillingham ermordet und seine Leiche anschließend mit einem Betonblock an den Füßen im Meer versenkt hatte, wären ihr keine Hindernisse in den Weg gestellt worden. Aber die Wahrheit hatte sie ruiniert. Fremde aus dem Weltall? Verrückt!
    Der Bus hielt jetzt an einer Station, die nur wenige hundert Meter von der angegebenen Adresse entfernt sein konnte. Sie kannte diese Gegend nicht. Nur zögernd stieg sie aus dem Bus. Es war ein verwahrloster Bezirk, eine schauderhafte Wohngegend. Bierdosen lagen im Rinnstein. Ein Betrunkener setzte sich schwankend in Bewegung, als er sie erblickte. Der Bus tuckerte wieder davon, hüllte sie zum Abschied in eine blauschwarze Abgaswolke.
    Auf dem Grundstück, das in der Anzeige angegeben war, stand ein mehrstöckiges Gebäude mit spitzem Dach. Die Mauern schienen aus Aluminium oder aus einem anderen Metall zu bestehen, und die Architektur war überraschend modern, wenn man die Umgebung berücksichtigte. Doch im Garten wucherte das Unkraut, und man konnte das Gebäude nur über einen Bohlensteg erreichen.
    Sie wollte schon umkehren. Irgend etwas Unheimliches schwebte über diesem Gebäude und diesem Grundstück. Die Bewohner hatten bestimmt keine Verwendung für eine erfahrene medizinische Assistentin.
    Doch die grimmige Realität ihrer Situation zwang sie auf den Bohlensteg. Der Bus war fort, und der Betrunkene war bereits bis auf zwanzig Meter herangekommen. Judy hatte noch drei Dollar in ihrer Handtasche, und ihr Sparkonto war nur noch dreistellig. Sie mußte entweder nehmen, was ihr geboten wurde, oder sich in einem anderen Beruf als Hilfsarbeiterin verdingen. Sie sah sich schon im Geiste als Babysitter, Zimmermädchen und Putzfrau. Die namenlose Adresse erschien ihr plötzlich in einem viel günstigeren Licht.
    Sie klopfte an die Tür des zylinderförmigen Hauses. Hier hatte der Architekt die Einstiegsluke eines Schiffes kopiert. Die modernen Stilisten halten sich nicht mehr an Traditionen, dachte sie und bestaunte die Zugbrückenkonstruktion des Eingangs. Die Türfüllung wurde zur Gangway. Sie fand sich in einem Vorraum wieder, in dem nicht mal ein Stuhl stand.
    »Name?« fragte eine Stimme. Judy schrak zusammen. Für einen Moment hatte sie geglaubt, Dr. Dillinghams Stimme wiederzuerkennen. Doch es handelte sich hier um eine automatische Anlage, deren Tonbandstimme zufällig Ähnlichkeit mit dem Organ ihres ehemaligen Chefs hatte. Offensichtlich sollte sie nicht gleich ihrem Arbeitgeber gegenübertreten, solange ihre Anstellung nicht geklärt war.
    Sie beantwortete die Routinefragen ganz automatisch. Diese Stimme entnervte sie und vertiefte nur noch ihre Depression. Sie hatte Dr. Dillingham nie Einblick in ihr Seelenleben nehmen lassen; aber ihr Respekt gegenüber Dr. Dillinghams technischer und ethischer Qualifikation hatte sich mit den Jahren zu einem innigen Gefühl der Zuneigung für den Mann vertieft. Und selbst...
    Sie merkte erst jetzt, daß die Fragen aufhörten. Ein Schott glitt zur Seite. »Sie haben die Stelle, Miss Galland«, tönte es vom Band.
    Eine Gestalt trat durch das Schott.
    Judy war kein hysterischer Typ. Doch diesmal hallten ihre Schreie von den Metallwänden wider.

3
    Dr. Dillinghams seelische Verfassung war nicht sehr gut. Wochen waren vergangen, seit er zum letztenmal die Sonne gesehen, festen Boden betreten und frische Luft im Freien geatmet hatte. Und der schwimmende Riese, in dem er wohnte, hatte ihm sogar seinen Transcoder weggenommen, damit er sich nicht dauernd beschweren konnte.
    Seine Wohnung indes war relativ bequem. Zumindest betrachteten die Gleeps sie als für seine Zwecke ausreichend. Man hatte ihm ein Bett, einen Stuhl, eine Werkbank und eine Auswahl von Laborgeräten und Werkzeugen in die Wohnung gestellt. Auch über ein Wasserklosett verfügte er. Trotzdem befand er sich in einer Art Gefängniszelle. Er verwendete die meiste Zeit darauf, mit seinen Geräten Gegenstände aus reinem Gold herzustellen. Doch dieser Zeitvertreib genügte ihm nicht. Er sehnte sich nach der Gesellschaft eines Artgenossen und nach seinen Fachzeitschriften.
    In einer Stunde würde er mit

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