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Der Retter von Dent-All

Der Retter von Dent-All

Titel: Der Retter von Dent-All Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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Tür.
    Dillingham wollte lieber nicht erst abwarten, was man mit diesem geschliffenen, gläsernen Gegenstand alles anstellen konnte.
    »Ich habe im Augenblick zu tun!« rief er leicht gereizt, damit seine Assistentin begriff, daß er nicht gestört werden wollte. »Ein dringender Fall. Schicken Sie den nächsten Patienten wieder nach Hause!«
    Ihre Schritte wurden leiser, und der Fremdling senkte das Prismenglas, das er in der Hand hielt. Vielleicht drohte den Menschen von diesem Ding gar keine Gefahr. Doch Dillingham wollte seine Assistentin lieber nicht in diese verrückte Sache hineinziehen.
    Konnten die Fremdlinge überhaupt sprechen? Beim ersten Blick in die Rachenhöhle des >Patienten< kamen Dillingham Zweifel, daß Laute damit geformt werden konnten, wie der Mensch sie beim Sprechen ausstieß. Aber diese Wesen mußten sich doch irgendwie miteinander verständigen!
    Dillingham wandte dem Patienten wieder seine Aufmerksamkeit zu.
    Faszinierend, diese Kiefer; obwohl er mit dem Anblick nicht viel anfangen konnte.
    Vier breite Schneidezähne vorne im Unterkiefer trafen auf fünf Backenzähne im Oberkiefer. So hätte man das ausdrücken können, wenn man diese Beißerchen mit der menschlichen Anatomie verglich.
    Schneidezähne auf Backenzähne? Der Fünfer auf den Vierer?
    Möchte nur wissen, was die kauen! dachte Dillingham.
    Doch das fachliche Interesse an diesem Patienten verdrängte jetzt das übergeordnete Problem, woher das Wesen kam und wie es herkam. Wenn man mit so eigenartigen Zähnen konfrontiert wurde, mußte man davon ausgehen, daß auch der Normalzustand der Mundhöhle nicht mit menschlichen Maßstäben gemessen werden durfte. Wie konnte er demnach einen Schaden feststellen? Und wenn er ihn erkannte, wie konnte er ihn beheben? Er hatte keine Ahnung vom Stoffwechsel dieser Wesen. Vielleicht brachte er den Patienten schon um, wenn er ihn örtlich betäubte. Oder dieses Wesen blutete sich zu Tode, wenn er mit der Nadel ins Zahnfleisch stach. Fragte sich allerdings, ob es überhaupt blutete. Man durfte nichts als bekannt voraussetzen.
    Der Fremde an der Tür hielt immer noch die Glaslinse in der Hand. Er beobachtete jede Bewegung. Vielleicht war das der Kommandant des fremden Raumschiffes, und der Patient auf dem Behandlungsstuhl war sein Erster Offizier oder Bordingenieur oder so was? Vielleicht waren die beiden auf einer interstellaren Entdeckungsreise gewesen und hatten jetzt irgendeinen Maschinenschaden, der sie hinderte, sofort nach Hause zu fliegen. Offenbar war ihr Schiffsarzt ausgefallen und konnte die Behandlung nicht selbst übernehmen.
    Auf jeden Fall hatte der Kommandant des Raumschiffes sich entschlossen, den nächstbesten eingeborenen
    Spezialisten aufzusuchen, anstatt die Behandlung auf später zu verschieben, sobald eigene Ärzte zur Verfügung standen.
    Interessant. Die Gesundheit und das Wohlbefinden des Individuums war diesen Wesen also heilig. Man überwand deswegen sogar die ungeheuer breite Kluft, die zwei vollkommen fremdartige Kulturen voneinander trennte. Ein Raumschiffkommandant vertraute sich einem Wesen an, das er noch nie zuvor gesehen hatte, einem irdischen Zahnarzt, damit er eine heikle und komplizierte Behandlung vornehmen sollte.
    Dieses Wesen war entweder ein kompletter Narr, oder es besaß grenzenloses Vertrauen zu Dillinghams fachlichen Qualitäten.
    Dillingham warf dem >Kommandanten< einen schnellen Blick zu. Nein, dieser Bursche sah nicht aus wie ein Narr. Und die geschliffenen Gläser versprühten kaltes Licht...
    Eine unmögliche Situation. Die Bedrohung mit einer Waffe half ihm auch nicht auf die Sprünge. Auf diese Weise erfuhr er nun mal nichts über den Stoffwechsel der Fremdlinge.
    Der Kommandant machte eine Bewegung mit den Prismen. Sofort beugte Dillingham sich über die Rachenhöhle des Patienten. Er mußte das Unmögliche eben versuchen.
    Der Mund war Dillingham ein einziges Rätsel. Da gab es keine Spitzen oder Kanten, keine entsprechenden Paare im Ober- und Unterkiefer. Er sah nur ebene Flächen, kleine Rampen, in einem bestimmten Schema angeordnet, das aber gewiß nicht zum Kauen taugte. Diese weißen Dinger im Rachen stellten vermutlich Zähne dar, denn sie waren in einem rosigen Zahnfleisch eingebettet.
    Aber was diese Wesen mit ihren Kiefern anstellten, war Dillingham ein Rätsel.
    Dillingham hatte jetzt das Gefühl, als befinde er sich in Hner surrealistischen Traumwelt. Zähne waren Werkzeuge. Die Natur hatte sie als solche geschaffen, gleichgültig,

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