Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Retter von Dent-All

Der Retter von Dent-All

Titel: Der Retter von Dent-All Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
Vom Netzwerk:
wie viele verwirrende Arten von Zähnen sie auch hervorgebracht haben mochte. Zähne waren Werkzeuge, die zum Reißen, Zerschneiden und Zermahlen von Nahrung dienten — von Sonderentwicklungen einmal abgesehen, wie sie für die Vögel zutrafen, zum Beispiel. Zähne verfehlten ihren Zweck, wenn sie diese Funktionen nicht erfüllten, und die Natur war in diesem Punkt sehr konsequent. Sie hatte keinen Sinn für überflüssige Organe. Die Zähne dieses Fremdlings mußten also einen wichtigen Zweck erfüllen, wenn Dillingham ihre Funktion auch schleierhaft war.
    Wie sollte er da einen Schaden feststellen? Er sah keine faule Stelle, keine Abnützung, kein abgesplittertes Eckchen. Der Zahnschmelz schimmerte in strahlendem Weiß. Obwohl er sich außerstande sah, eine vollständige Diagnose zu stellen: Es deutete alles auf Gesundheit hin.
    Mit dem Mundspiegel klopfte er probeweise gegen einen Schneidezahn. Solider Klang. Nichts wackelte. Warum war dieses Wesen überhaupt zu ihm gekommen?
    Dillingham legte Spiegel und Spatel auf den Instrumententisch zurück und schüttelte den Kopf. »Ich kann Ihnen nicht helfen«, sagte er, wobei er die Linsenwaffe hartnäckig ignorierte. Er hoffte, daß der Tonfall seiner Stimme den Sinn der Worte einigermaßen wiedergab.
    Der Patient schloß den Mund, verließ den Behandlungsstuhl und ging zur Tür. Der Kommandant übergab ihm die Prismenwaffe und näherte sich jetzt selbst dem Behandlungsstuhl. Dillingham wartete nervös.
    Der Kommandant lehnte sich im Stuhl zurück und öffnete den Mund. Hatten die Fremdlinge sich nur unter Menschen gewagt, um eine Routineuntersuchung vornehmen zu lassen?
    Dillingham zuckte die Achseln, wusch sich zum zweitenmal die Hände und wechselte die Instrumente. Er mußte sich wohl oder übel den Launen dieser Fremdlinge fügen. Schließlich waren es außerirdische Wesen, und wenn man sie verärgerte, konnte das gefährlich werden. Dillingham betrachtete die Mundhöhle des Raumschiffkommandanten. Plötzlich begriff er.
    Kiefer und Zähne des ersten Patienten waren gesund gewesen. Das traf in diesem Fall nicht zu. Er sah die gleichen Ebenen und Rampen, die gleichen asymmetrischen Anordnungen und Unterkiefer - doch ein paar linke hintere Backenzähne sahen schlimm aus. Der Schmelz war weg, das Zahnbein eine faulende Ruine.
    Die Besucher hatten offenbar Dillinghams Schwierigkeiten vorausgesehen. Deswegen hatten sie ihm zuerst ein gesundes Gebiß gezeigt. Als Modell sozusagen. Jetzt besaß er wenigstens eine Vorstellung davon, was dem Patienten fehlte.
    »Dr. Dillingham!«
    Der Fremde an der Tür drehte sich blitzschnell herum, um seine Prismenwaffe dorthin zu richten, wo Miss Gallands Stimme ertönte. War die halbe Stunde schon vorbei?
    »Ein dringender Falll« rief Dillingham. »Ich werde den ganzen Nachmittag dazu brauchen. Disponieren Sie um! Ich überlasse das ganz Ihnen!«
    »Jawohl, Doktor.« Nur ein leiser Vorwurf schwang in ihrer Stimme mit. Dabei war sein Verhalten ziemlich ungewöhnlich. Ein dringender Fall verlangte in der Regel die Anwesenheit der Praxishilfe im Behandlungszimmer. Miss Galland war eine vorzügliche Kraft, eine erstklassige zahnmedizinische Assistentin. Doch hatte Dillingham seine Assistentin in jüngster Zeit vorwiegend mit den Aufgaben einer Empfangsdame betraut, weil sie eine beruhigende Wirkung auf wehleidige Patienten ausübte. Als kompetente Kraft hätte sie es eigentlich verdient gehabt, auch einmal ein außerirdisches Gebiß betrachten zu dürfen. Aber Dillingham wagte nicht, sie der Willkür dieser fremden Wesen auszusetzen.
    Vorsichtig untersuchte er mit der Nadel die Doppelzacke — um einen anschaulichen Ausdruck zu gebrauchen — des ersten schadhaften Backenzahnes. Der Kommandant zuckte zusammen. Kein Zweifel, der Nerv reagierte empfindlich. Der Zahn sah aus, als habe hochprozentige Säure den Schmelz und einen erheblichen Teil des Zahnbeines weggefressen, um die Situation mit irdischen Begriffen zu umreißen. Das konnte erst vor kurzem geschehen sein; denn ein Fäulnisherd war nicht festzustellen. Offenbar rief dieser Schaden große Schmerzen hervor und gefährdete den gesamten Organismus.
    Dillingham entdeckte auch eine Entzündung der Rachenhöhle. Nur mit einer Röntgenaufnahme ließ sich feststellen, ob auch die Wurzel oder der Kiefer angegriffen waren. Röntgenstrahlen konnte er aber bei einer fremdartigen Anatomie nicht riskieren. Das war in der Tat ein schwieriger Fall.
    Vielleicht konnte er den Schaden notdürftig

Weitere Kostenlose Bücher