Der Retter von Dent-All
können.
Auf Elektrolus sah man auf einen Blick, daß Geld nicht alles bedeutet. Er konnte die Eingeborenenküche nicht vertragen. Geschmorte Silikonkristalle verstopften nur seinen Magen, wenn sie auch noch so schmackhaft zubereitet waren. Trachs mechanischer Hersteller war Dillinghams einzige Nahrungsquelle. Er mußte das Grünzeug essen, ob es ihm schmeckte oder nicht. Er mußte auch die Gesellschaft seiner Artgenossen entbehren, denn seines Wissens oder seiner Vermutung nach existierte kein menschliches Wesen im Umkreis von hundert oder gar tausend Lichtjahren. Er konnte sich nicht einmal mit einem Fachbuch zerstreuen, denn die Elektrolyten auf diesem Planeten besaßen keine schriftlichen Aufzeichnungen.
Er durfte natürlich die Aussicht bewundern, während er hinter dem rollenden Wesen einherschritt. Sie war atemberaubend. Das Sonnenlicht brach sich in unzähligen Kristallpflanzen. Es war eine berauschende Farbensymphonie. Die Landschaft schien nur aus Juwelen zu bestehen.
Dennoch hätte Dillingham ein Pfund Frummstiche dafür gegeben, wenn er einen grünen Baum oder ein menschliches Gesicht auf diesem Planeten gesehen hätte.
Er fragte sich im stillen, was aus seiner Assistentin, Miss Galland, geworden war. Doch er verdrängte diesen Gedanken sofort wieder. Eine so vorzügliche Kraft wie Miss Galland fand bestimmt sofort eine neue Anstellung. Selbst wenn er morgen schon wieder auf die Erde zurückkehren sollte, war Miss Galland für ihn längst nicht mehr verfügbar.
Trach kannte kein Heimweh. Jeden Tag verließ er schon früh das Haus, um mit wichtigen Persönlichkeiten zu verhandeln, neue Verbindungen zu knüpfen und emsig an der Aufgabe zu basteln, für die Elektrolus ihn engagiert hatte. Dillingham hatte leider keine Mission zu erfüllen. Er mußte abwarten und Trach den Daumen halten, damit er Erfolg hatte. Er wollte ja nicht in den Radiumminen von Ra oder auf noch schlimmeren Planten sein Leben beenden.
Sie waren inzwischen am Ziel angekommen. Dillinghams einheimischer Führer rollte mit Würde in eine höhere Residenz hinein. Dillingham folgte ihm vorsichtig. Er wußte so gut wie nichts von den Sitten und den Errungenschaften dieser Kultur. Er konnte sich auch nicht vorstellen, wie diese gesichtslosen Wesen sich zur Raumfahrt emporentwickelt hatten.
Der Bewohner dieser Höhlenresidenz begrüßte ihn mit den Worten: »Gullenworben, Fähnchenmann! Wollen Sie die Fähnchen schmähen?«
Dillingham blickte seinen Transcoder schief an. Dieser Apparat sollte die Signalwellen der fremden Wesen in verständliches Englisch übersetzen. Wenn dieses Ding jetzt durchdrehte, konnte er sich auf schlimme Folgen gefaßt machen.
»Das ist das Problem. Sie haben es ja gehört«, sagte
Dillinghams Führer. »Ihr Transcoder arbeitet vollkommen einwandfrei.«
»Ah — so! Ihr Artgenosse leidet also an einer Gehirnstörung! Dafür bin ich nicht zuständig...«
»Im Gegenteil, Doktor. Es handelt sich um ein echtes Zahnleiden. Unsere Mediziner sind ratlos. Viele unserer prominenten Persönlichkeiten leiden an dieser Krankheit. Ihr Patient ist sogar ein Mitglied unserer Regierung. Doch niemand kann ihm helfen.«
»Aber ich kann nur Zähne behandeln, keine Sprachstörungen!«
»Natürlich. Deshalb haben wir ja volles Vertrauen zu Ihnen. Ein Zahnarzt, der selbst einen Gleep von Zahnschmerzen befreien kann...«
Sollte er diesen Wesen auseinandersetzen, daß die Behandlung eines hohlen gleepschen Zahnes keine Empfehlung für einen Zahnarzt bedeutet? Höchstens für einen Gießereiarbeiter? Schließlich hatte er nichts anderes getan, als zwanzig Tonnen Gold in eine Form gegossen.
Dillingham seufzte. Hier half nur eine diplomatisch verschlüsselte Ablehnung. Er redete den Patienten an. »Sir, ich weiß nicht, ob ich Ihre Fähnchen schmähen will. Auf jeden Fall — einen guten Morgen.«
Die Oberfläche des Elektrolyten sprühte Funken: »Schmoßartig! Sie verschmähen mich!«
Dillinghams Führer zeigte einen furchenartigen Riß unter der Blockkante. »Sie verstehen ihn?«
»Na ja, nicht so ganz«, erwiderte Dillingham. »Aber ich habe inzwischen einige Erfahrungen mit galaktischen Fremdsprachen gesammelt. Er hat mich offenbar gefragt, ob ich seine Zähne sehen will. Meine Patienten fragen immer so was, wenn sie zum erstenmal auf meinem Behandlungsstuhl sitzen. Und manche Leute haben eben eine sonderbare Aussprache. Man muß sich den Patienten anpassen, sonst haben sie kein Vertrauen zu ihrem Arzt.«
»Ich verstehe.
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