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Der Retter von Dent-All

Der Retter von Dent-All

Titel: Der Retter von Dent-All Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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Sie sind uns nicht ohne Grund wärmstens empfohlen worden. Für mich ist fast alles, was er sagt, unverständliches Kauderwelsch.«
    Dillingham blickte den Patienten besorgt an: »Ist der Patient so unempfindlich, daß wir seinen Fall ganz offen in seiner Gegenwart erörtern können?«
    »Er kann uns genausowenig verstehen wie wir ihn. Sonst verhält er sich vollkommen normal. Er scheint kerngesund zu sein — bis auf seine Sprache.«
    Plötzlich fielen Dillingham ähnliche Fälle von der Erde ein. »Kann er sich wenigstens mit den Elektrolyten unterhalten, die von der gleichen Krankheit befallen wurden?« »Nein. Die verstehen sich untereinander genausowenig. Schlimmer noch ...«
    »Das hatte ich mir gedacht. Ich mußte auf der Erde mal eine Frau behandeln, die an Aphasie litt...« Unwillkürlich stockte Dillingham.
    »Aphasie?«
    Wie konnte er diesem Fremdling klarmachen, daß er nicht die Aphasie, sondern die Zähne des Patienten behandelt hatte?
    »Das Sprechvermögen ist gestört. Das Sprachzentrum wird durch einen Unfall oder durch eine Krankheit geschädigt. Der Patient glaubt, er drückt sich vernünftig aus. Dabei sind seine Worte absolut unverständlich. Er muß die Sprache vollkommen neu lernen.«
    »Das ist es!« ertönte es aus dem Transcoder. »Ihr Scharfsinn bei der Diagnose von Krankheiten ist bemerkenswert! Können Sie das Übel rasch heilen?«
    Ein Scharlatan hätte das Geld — oder die Frummstiche — eimerweise verdienen können, so leichtgläubig waren hier die Patienten.
    »Ich fürchte, nein. Ich weiß ja kaum etwas von den Ursachen der Sprachstörungen bei meiner eigenen Rasse. Wie soll ich da etwas heilen, was...«
    »...Sie haben doch die Krankheit bereits erkannt, Doktor!« unterbrach ihn sein Führer.
    »Aber ich bin kein Nervenarzt. Ich bin Dentist und Zahnchirurg. Ich behandle Zähne und sorge für die Gesundheit der Mundhöhle. Sie aber brauchen einen Arzt, der für die geistige Gesundheit Ihrer Artgenossen zuständig ist!«
    »Aber, aber, Doktor, dafür sind doch unsere Zahnärzte zuständig! Wer sollte es denn sonst sein?«
    Natürlich, das war es. Hatten früher auf der Erde nicht auch die Barbiere alles erledigt? Den Aderlaß, die Zähne und so fort? Wenn er sich noch weiter sträubte, konnte er diese Wesen vielleicht tödlich beleidigen und Trachs diplomatische Mission gefährden. Also beschloß er, sich die Zähne wenigstens anzusehen. Bis jetzt hatte er zwar noch keinen Mund erkennen können; aber das war von zweitrangiger Bedeutung.
    »Bitte öffnen Sie den Mund«, sagte Dillingham mit gespielter Gelassenheit. Der Patient hörte auf, Funken zu sprühen.
    »Mund?« wiederholte er.
    »Ihren Zahnbehälter, Ihre Rachenhöhle, Ihre — Ihre Fähnchen!«
    »Ah — meine Fähnchen!«
    Diesmal hatte der Patient nur einen Konsonanten falsch ausgesprochen. Dillingham wandte sich an seinen Führer.
    »Wie setzen Sie Ihre Zähne beim Sprechen ein?«
    »Sie — sprechen eben.«
    »Aber unmöglich auf die gleiche Weise, wie ich es mit den Zähnen tue! Sie verwenden keine Laute beim Sprechen. Sie verständigen sich elektronisch.«
    »Spricht denn nicht jedermann elektronisch?«
    Das kommt davon, wenn man dämlich fragt. Die Elektrolyten hatten keine Vorstellung von einer Lautsprache, von Vokalen und Stimmbändern.
    Aber elektronische Zähne? Dillingham wußte von Elektronik noch viel weniger als von Psychiatrie.
    Inzwischen war der obere Teil des Patienten hochgeklappt wie der Deckel von einer Schachtel, Gaumen aus Keramik wurden sichtbar und ein Dutzend ganz gewöhn-licher Zähne, in zwei aufeinanderpassenden Halbkreisen angeordnet. Jeder Zahn war ein mächtiger Molar, dessen Kaufläche für das Zerkleinern und Zermahlen von harten Kristallen gerüstet war.
    »Ich sehe, daß hier Metalleinlagen gemacht worden sind.«
    »Wie bitte?«
    Diese Elektrolyten waren genauso ahnungslose Patienten wie der durchschnittliche Terraner.
    »Zahnfüllung aus Metall. Scheint gute Arbeit zu sein.«
    »O ja! Nur das Beste vom Besten.« Dillingham untersuchte jetzt die Mundhöhle, ermuntert durch den vertrauten Anblick eines organischen Rachens. Mit geschultem Auge betrachtete er die Kauflächen und zog Rückschlüsse auf den allgemeinen Gesundheitszustand des Patienten, von dessen Stoffwechsel er so wenig wußte.
    »Goldeinlagen. Sehr gute Arbeit. Aber ich sehe Spuren von Zersetzung.«
    »Zersetzung?« wiederholte der Patient. Dillingham wunderte sich, daß diese Wesen mit offenem Mund sprechen konnten. Dann

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