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Der Richter

Der Richter

Titel: Der Richter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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abgestürzt, und die Hersteller-firma hatte Schadenersatz bezahlt. Er war dreißig Meter tief im Wasser gefunden worden, in den Sicherheitsgurten hängend. Beide Flügel des Flugzeugs waren entzweigebrochen. Ray hatte den Unfallbericht im Internet recherchiert. Bei dieser Gelegenheit war er auch auf die Akten des Gerichts in Rhode Island gestoßen, wo sie geklagt hatte. Bei einem Vergleich waren vier Millionen Dollar sofort und fünfhunderttausend jährlich für die nächsten zwanzig Jahre für sie herausgesprungen. Ray hatte diese Informationen für sich behalten.
    Nachdem sie in den ersten beiden Jahren an der juristischen Fakultät Jagd auf Jungs gemacht hatte, war sie inzwischen hinter den Männern her.
    Ray wusste von mindestens zwei anderen Juraprofessoren, denen sie dieselbe Aufmerksamkeit zuteil werden ließ wie ihm. Nur einer von ihnen war verheiratet, doch offenbar waren beide ebenso vorsichtig wie Ray.
    Sie schlenderten auf den Haupteingang der Fakultät zu und sprachen beiläufig über die Abschlussprüfung. Bei jedem persönlicheren Gespräch machte sie sich ein wenig mehr an ihn heran.
    »Ich hätte mal Lust zu fliegen«, verkündete sie.
    Alles, nur nicht fliegen. Ray dachte an ihren jungen Ehemann und dessen schrecklichen Tod und hatte einen Augenblick lang keine Ahnung, was er sagen sollte. Schließlich schlug er mit einem Lächeln vor: »Dann kaufen Sie sich doch ein Flugticket.«
    »Nein, nein, mit Ihnen, in einem kleinen Flugzeug. Ach kommen Sie, fliegen wir irgendwohin!«
    »Zu einem bestimmten Ziel?«
    »Nein, nur ein bisschen herumschwirren. Ich denke darüber nach, Flugstunden zu nehmen.«
    »Ich dachte eher an etwas Traditionelleres, vielleicht ein gemeinsames Mittag- oder Abendessen, sobald Sie Ihr Examen in der Tasche haben.« Sie war dicht an ihn herangetreten, so dass jeder, der in diesem Moment vorbeikäme, denken musste, dass Professor und Studentin ein ernstes Gespräch unter vier Augen führten.
    »Die Prüfungen sind in siebzehn Tagen, sagte sie, als könnte sie es nicht mehr erwarten, endlich mit ihm in die Kiste zu springen.
    »Dann werde ich Sie in achtzehn Tagen zum Essen einladen.«

    »Nein, verletzen wir die Regeln jetzt, solange ich noch Studentin bin.
    Gehen wir zusammen abendessen, bevor ich ‘die Prüfung gemacht habe. «
    Fast hätte er ja gesagt. »Tut mir Leid, aber Gesetz ist Gesetz. Wir sind hier, weil wir es respektieren.«
    »Oh, ja, richtig. Fast hätte ich’s vergessen. Wir sind also verabredet?«
    »Nein. Wir werden uns verabreden.«
    Sie schenkte Ray noch ein Lächeln und ging. Er gab sich redlich Mühe, ihr nicht auf den Hintern zu starren, aber es war vergeblich.

    Der gemietete Lieferwagen stammte von einer Speditionsfirma im Norden der Stadt und kostete sechzig Dollar pro Tag. Ray versuchte es mit dem Halbtagstarif, weil er ihn nur ein paar Stunden brauchen würde, aber um die sechzig Dollar kam er nicht herum. Er fuhr damit exakt 0,6 Kilometer zu Chaney’s Self-Storage, um ein Lagerabteil zu mieten. Auf dem von Maschendraht und blitzblankem Stacheldraht umzäunten Gelände standen zahlreiche neue, containerartige Klötze aus Stahlbeton. Videokameras auf Laternenpfählen verfolgten jede seiner Bewegungen, als er den Wagen parkte und das Büro betrat.
    Es stand jede Menge Platz zur Verfügung. Ein Lagerabteil von drei mal drei Meter Größe kostete achtundvierzig Dollar im Monat, ohne Heizung oder Belüftung, dafür mit einem verschließbaren Rolltor und jeder Menge Licht.
    »Ist es brandsicher?«, erkundigte sich Ray.
    »Absolut«, versicherte Mrs. Chaney höchstpersönlich. Beim Ausfüllen der Formulare fächelte sie sich den Rauch vor dem Gesicht weg, der von der Zigarette in ihrem Mundwinkel aufstieg. »Die Dinger bestehen aus reinem Beton.« Bei Chaney’s war alles sicher. Sie hätten ein elektronisches Überwachungssystem, führte sie aus und zeigte auf vier Monitore, die links von ihr auf einem Regal standen. Rechts von ihr bemerkte Ray einen kleinen Fernseher. Dort lief eine Sendung, in der sich Leute anbrüllten - eine jener Talkshows, die mehr einer Schlägerei als einer Diskussion glichen.
    Ray hatte keinen Zweifel, welchem Bildschirm hier die meiste Aufmerksamkeit zuteil wurde.
    »Vierundzwanzig-Stunden-Überwachung«, fügte sie hinzu, ohne den Blick von ihrem Blatt Papier zu heben. »Die Tore sind immer abgeschlossen. Hat noch nie einen Einbruch gegeben, und wenn’s doch mal einen gibt, haben wir alle möglichen Versicherungen … Hier

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