Der Richter
Probleme, die ihnen zurzeit am meisten zu schaffen machten und die fast alle auf die neueste Technik zurückzuführen waren -
vor allem Tintenstrahldrucker und Computer generiertes Falschgeld. Er zeigte Ray einige der besten Fälschungen und wies mit einer Lupe auf die Fehler hin - mangelnde Detailgenauigkeit auf der Stirn von Benjamin Franklin, die fehlenden dünnen Sicherheitsfäden im Hintergrund, die ver-laufene Tinte bei den Seriennummern. »Die Scheine hier sind sehr gut«, sagte er. »Und die Geldfälscher werden immer besser.«
»Wo haben Sie die her?«, wollte Ray wissen, obwohl die Frage völlig irrelevant war. Talbert sah sich den Aufkleber auf der Rückseite des Kartons an, auf dem die Scheine befestigt waren. »Mexiko«, sagte er dann. Das war alles.
Um den Geldfälschern immer einen Schritt voraus zu sein, investierte das Finanzministerium riesige Summen in die Entwicklung eigener Tech-nologien. Druckmaschinen, die den Scheinen ein fast holografisches Aussehen verliehen, Wasserzeichen, farblich variable Tinten, Feinliniendruck, größere Porträts, die nicht mehr auf die Mitte des Scheins gedruckt wurden, Scanner, die eine Fälschung in weniger als einer Sekunde erkennen konnten. Das effektivste Verfahren sei allerdings noch nie angewandt worden.
Man brauche einfach nur die Farbe des Geldes zu ändern, von Grün zu Blau, dann Gelb und schließlich Rosa. Die alten Banknoten würden einge-sammelt werden, die Banken mit neuen Scheinen versorgt, und die Geldfälscher kämen nicht mehr hinterher. Das war jedenfalls Talberts Meinung.
»Aber der Kongress hat es nicht genehmigt«, sagte er kopfschüttelnd.
Ray interessierte sich in erster Linie dafür, wie man Geld zurückverfol-gen konnte, und schließlich kam das Gespräch auch auf dieses Thema. Wie Talbert erklärte, waren die Scheine selbst aus nahe liegenden Gründen nicht markiert: Falls ein Gauner eine Markierung auf den Scheinen bemerkte, würde diese ihren Zweck verfehlen. Markieren bedeutete lediglich, die Seriennummern der Scheine zu erfassen, was früher sehr mühsam gewesen war, da es von Hand gemacht werden musste. Talbert erzählte Ray von einer Entführung, bei der das Lösegeld erst wenige Minuten vor der geplan-ten Übergabe eintraf. Zwei Dutzend FBI-Beamten arbeiteten wie besessen, um die Seriennummern der Hundert-Dollar-Scheine zu notieren. »Das Lö-
segeld betrug eine Million Dollar«, sagte Talbert. »Sie hatten einfach nicht ausreichend Zeit und konnten nur achthundert Seriennummern notieren, aber das genügte. Die Entführer wurden einen Monat später mit einigen der markierten Scheine erwischt, und damit war der Fall gelöst.«
Inzwischen gab es einen Scanner, der das Ganze erheblich vereinfachte.
Er fotografierte zehn Scheine gleichzeitig, einhundert in vierzig Sekunden.
»Wenn die Seriennummern erfasst sind, wie finden Sie dann das Geld?«, fragte Ray, der sich eifrig Notizen machte, denn vermutlich erwartete Talbert das von ihm.
Es gab zwei Möglichkeiten. Wenn man den Verbrecher mit dem regist-rierten Geld erwischte, zählte man einfach zwei und zwei zusammen und nagelte ihn fest. Auf diese Weise ließen DEA und FBI Drogenhändler auf-fliegen. Sie nahmen einen Straßendealer fest, billigten ihm Strafminderung zu, drückten ihm zwanzigtausend Dollar in markierten Scheinen in die Hand, damit er damit Kokain von seinem Lieferanten kaufte, und schnapp-ten sich dann den großen Fisch, der das registrierte Geld hatte.
»Und wenn Sie den Gesetzesbrecher nicht erwischen?«, fragte Ray, der nicht umhin konnte, dabei an seinen verstorbenen Vater zu denken.
»Das ist die zweite Möglichkeit, die allerdings viel mehr Probleme auf-wirft. Wenn die Zentralbank Geld aus dem Verkehr zieht, wird ein Teil davon routinemäßig geprüft. Wird dabei ein markierter Schein gefunden, kann er bis zu der Bank, von der er eingereicht wurde, zurückverfolgt werden. Aber dann ist es zu spät. Gelegentlich gibt jemand, der markiertes Geld besitzt, die Scheine über längere Zeit in der gleichen Region aus.
Auch auf diese Weise haben wir schon ein paar Gauner erwischt.«
»Hört sich nicht sehr Erfolg versprechend an.«
»Da haben Sie Recht«, gab Talbert zu.
»Ich habe vor ein paar Jahren einmal gelesen, dass Entenjäger ein abgestürztes Kleinflugzeug gefunden haben«, sagte Ray beiläufig. Er hatte sich die Geschichte auf dem Weg hierher ausgedacht. »An Bord der Maschine befand sich eine Menge Bargeld, wohl annähernd eine Million Dollar. Die
Weitere Kostenlose Bücher