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Der Richter

Der Richter

Titel: Der Richter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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gerade keine da. Ray war zehn Minuten zu früh, aber Crawford wartete schon auf ihn. Er war Ende drei-
    ßig, groß, hager, mit einem kahl geschorenen Kopf und einem gut geschnit-tenen Gesicht, in dem nicht die Spur eines Lächelns zu entdecken war. Sein teurer Anzug saß wie angegossen, und in dem schwarzen Lederholster an seinem Gürtel steckte eine große Pistole.
    »Ich glaube, ich werde verfolgt«, begann Ray.
    »Geht es um eine Scheidung?« Sie saßen sich in einem winzigen Büro, das auf die Straße hinausging, an einem kleinen Tisch gegenüber.
    »Nein.«
    »Wer könnte Ihrer Meinung nach einen Grund haben, Sie zu verfolgen?«
    Ray hatte sich etwas ausgedacht und erzählte von Ärger mit seiner Familie in Mississippi, einem verstorbenen Vater, ein paar zu vererbenden Gegenständen, eifersüchtigen Geschwistern - eine ziemlich vage Geschichte, von der Crawford kein Wort zu glauben schien. Bevor er Fragen stellen konnte, informierte Ray ihn über Dolph, der am Flugplatz nach ihm gefragt hatte, und gab ihm dessen Beschreibung.
    »Klingt wie Rusty Wattle«, sagte Crawford.
    »Wer ist das?«

    »Ein Privatdetektiv aus Richmond, aber kein sehr guter. Er hat hier in der Gegend ein paar Auftraggeber. Nach dem, was Sie mir erzählt haben, glaube ich nicht, dass Ihre Familie jemanden aus Charlottesville anheuern würde. Die Stadt ist klein.«
    Wattles Name wurde in Rays Gedächtnis gespeichert.
    »Wäre es möglich, dass die bösen Jungs in Mississippi es darauf angelegt haben, dass Sie Ihren Verfolger bemerken?«, fragte Crawford.
    Ray sah so verblüfft aus, dass Crawford erklärte, was er meinte.
    »Manchmal wird ein Privatdetektiv damit beauftragt, jemanden einzuschüchtern und ihm Angst zu machen. Für mich hört sich das so an, als hätte Wattle - oder wer immer es auch war - dafür gesorgt, dass Ihre Freunde am Flugplatz eine gute Beschreibung von ihm geben können. Vielleicht hat er noch andere Spuren hinterlassen.«
    »Das wäre möglich.«
    »Was soll ich tun?«
    »Stellen Sie fest, ob mich jemand verfolgt. Falls ja, möchte ich wissen, wer es ist und wer ihn bezahlt.«
    »Nummer eins und zwei sind vermutlich recht einfach. Nummer drei könnte unmöglich sein.«
    »Versuchen Sie es.«
    Crawford schlug eine dünne Akte auf. »Mein Honorar beträgt einhundert Dollar pro Stunde«, sagte er. Sein Blick bohrte sich in Rays Augen und suchte nach einem Zögern. »Plus Spesen und zweitausend Vorschuss.«
    »Ich ziehe es vor, in bar zu bezahlen«, erwiderte Ray, der Crawfords Blick standhielt. »Wenn das kein Problem für Sie ist.«
    Auf Crawfords Gesicht erschien der erste Anflug eines Lächelns. »In meiner Branche ist Bargeld immer gern gesehen.«
    Crawford füllte ein paar Leerstellen in einem Vertrag aus.
    »Könnte es sein, dass diese Leute mein Telefon abhören oder so etwas Ähnliches unternehmen?«
    »Das werden wir alles überprüfen. Besorgen Sie sich noch ein Handy, ein digitales, und lassen Sie es nicht auf Ihren Namen registrieren. Die Kommunikation mit mir wird fast völlig über Handy laufen.«
    »Warum überrascht mich das nicht?«, murmelte Ray, dann nahm er den Vertrag, überflog ihn kurz und unterschrieb.
    Crawford steckte den Vertrag wieder in die Akte und warf einen Blick auf seine Notizen. 4n der ersten Woche koordinieren wir Ihren Alltag. Alles wird geplant. Machen Sie das, was Sie sonst auch tun, aber informieren Sie uns rechtzeitig, damit wir genügend Leute in Stellung bringen können. «

    Ich werde einen Verkehrsstau hinter mir herschleppen, dachte Ray.
    »Mein Leben ist ziemlich langweilig. Ich jogge, gehe zur Arbeit, manchmal fliege ich ein Flugzeug. Ich bin allein, habe keine Familie.«
    »Sonst noch was?«
    »Manchmal gehe ich Mittag essen oder Abend essen. Ein Frühstückstyp bin ich nicht.«
    »Ich schlafe gleich ein.« Crawford lächelte beinahe. »Frauen?«
    »Schön wär’s. Vielleicht eine oder zwei, die interessiert wären, aber nichts Ernstes. Wenn Sie eine finden, können Sie ihr gern meine Telefonnummer geben.«
    »Die bösen Jungs in Mississippi - die suchen doch nach etwas. Wonach?«
    »Unsere Familie ist sehr alt und besitzt viele Erbstücke. Schmuck, seltene Bücher, Kristall und Silber.« Es klang völlig normal, und dieses Mal nahm Crawford ihm die Geschichte ab.
    »Jetzt kommen wir der Sache schon näher. Diese Erbstücke befinden sich in Ihrem Besitz?«
    »Das ist richtig.«
    »Haben Sie die Sachen hier?«
    »In einem Container in Chaney’s Self-Storage in der

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