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Der Richter

Der Richter

Titel: Der Richter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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Berkshire Road.«
    »Wie viel sind sie wert?«
    »Nicht so viel, wie meine Verwandten denken.«
    »In welcher Größenordnung bewegen wir uns?«
    »Eine halbe Million, höchstens.«
    »Und Sie sind der rechtmäßige Besitzer?«
    »Sagen wir der Einfachheit halber ja. Sonst müsste ich. Ihnen die Fami-liengeschichte erzählen, und das könnte durchaus die nächsten acht Stunden dauern und mit einer Migräne für uns beide enden.«
    »Na gut.«
    Crawford notierte alles, dann war er so weit, die Sache abzuschließen.
    »Wann können Sie sich ein neues Handy besorgen?«
    »Das werde ich sofort erledigen.«
    »Großartig. Und wann können wir Ihre Wohnung überprüfen?«
    »Jederzeit.«
    Drei Stunden später hatten Crawford und ein Helfer, den er Booty nannte, die Wohnung durchsucht. Rays Telefone waren jungfräulich, sie wurden weder abgehört, noch enthielten sie Wanzen. In den Lüftungsschlitzen waren keine Kameras versteckt. Und auf dem engen Dachboden fanden sie weder Empfänger noch Monitore hinter den Kartons.

    »Sie sind sauber«, sagte Crawford, als er ging.
    Ray fühlte sich allerdings nicht sehr sauber, als er sich auf den Balkon setzte. Wenn man sein Leben vor Fremden ausbreitete - auch wenn sie von einem selbst beauftragt und bezahlt wurden -, fühlte man sich beschmutzt und bloßgestellt.
    In diesem Augenblick klingelte das Telefon.

    Forrest klang nüchtern - kräftige Stimme, verständliche Aussprache. Kaum hatte er »Hallo, Bruderherz« gesagt, versuchte Ray auch schon herauszufinden, wie es um ihn stand. Das tat er inzwischen ganz automatisch, nach Jahren mit Telefongesprächen zu jeder Tages- und Nachtzeit, an die Forrest sich zum Teil gar nicht mehr erinnerte. Forrest sagte, es gehe ihm gut, was bedeutete, dass er nüchtern und clean war, kein Alkohol, keine Drogen, aber er sagte nicht, seit wann. Und Ray würde auch nicht danach fragen.
    Bevor einer der beiden den Richter, den Nachlass, Maple Run oder Harry Rex erwähnen konnte, sprudelte es aus Forrest heraus: »Ich habe einen neuen Job.«
    »Erzähl.« Ray machte es sich in seinem Sessel bequem. Die Stimme am anderen Ende klang aufgeregt. Er hatte viel Zeit zum Zuhören.
    »Hast du schon mal was von Benalatofix gehört?«
    »Nein.«
    »Ich auch nicht. Man nennt es auch ›Skinny Ben‹. Klingelt’s bei dir?«
    »Nie gehört, tut mir Leid.«
    »Das ist eine Diätpille, die von einer Firma namens Luray Products von Kalifornien aus vertrieben wird, ein Großunternehmen in Privatbesitz, das völlig unbekannt ist. Ärzte verschreiben Skinny Ben seit fünf Jahren wie die Wahnsinnigen, weil das Medikament wirkt. Es ist nicht für Frauen gedacht, die schnell mal zehn überschüssige Kilo loswerden wollen, aber bei den richtig Fetten, den wandelnden Fleischklöpsen, kann man damit wahre Wunder bewirken. Bist du noch dran?«
    »Ich höre zu.«
    »Die Dinger haben allerdings einen Nachteil: Nach einem oder zwei Jahren hat man bei diesen bedauernswerten Frauen undichte Herzklappen festgestellt. Zehntausende von ihnen werden deshalb behandelt, und Luray wird in Kalifornien und Florida am laufenden Band verklagt. Die Zulas-sungsbehörde hat vor acht Monaten eingegriffen, und letzten Monat hat Luray Skinny Ben vom Markt genommen.«
    »Und was hat diese Sache mit dir zu tun, Forrest?«
    »Ich bin jetzt medizinischer Berater.«

    »Und was macht ein medizinischer Berater?«
    »Danke, dass du fragst. Heute war ich zum Beispiel in einer Hotelsuite in Dyersburg, Tennessee, und habe einigen dieser schwergewichtigen Damen auf ein Laufband geholfen. Ein Arzt, der von den Rechtsanwälten bezahlt wird, auf deren Gehaltsliste ich stehe, überprüft ihre Herzkapazität, und dreimal darfst du raten, was passiert, wenn unsere kleinen Lieblinge nicht in Form sind.«
    »Du hast eine neue Mandantin.«
    »Genau. Heute haben vierzig Frauen unterschrieben.«
    »Was ist ein Fall durchschnittlich wert?«
    »Etwa zehntausend Dollar. Die Anwälte, mit denen ich zusammenarbei-te, haben inzwischen achthundert Fälle. Das sind acht Millionen Dollar, von denen die Anwälte die Hälfte bekommen - die Frauen werden also schon wieder reingelegt. Willkommen in der Welt der Sammelklagen.«
    »Und was springt dabei für dich raus?«
    »Ein Grundgehalt, ein Bonus für jede neue Mandantin und ein Stück vom großen Kuchen. Es könnten eine halbe Million Fälle werden, und wenn wir sie alle haben wollen, müssen wir uns beeilen.«
    »Das wären Forderungen in Höhe von fünf Milliarden

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