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Der Richter

Der Richter

Titel: Der Richter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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beobachteten, machten sie es so gut, dass sie keine Spuren hinterließen. Nachdem Corey Crawford sechs Tage lang versuchte hatte, die Verfolger seines Auftraggebers aufzuspüren, war er der Meinung, dass niemand Interesse an Ray hatte. Ray drückte ihm drei-tausendachthundert Dollar in bar in die Hand und versprach anzurufen, wenn er wieder einen Verdacht hatte.
    Unter dem Vorwand, noch mehr alte Sachen verstauen zu müssen, fuhr Ray jeden Tag zu Chaney’s Self-Storage, um nach dem Geld zu sehen. Er schleppte Kartons mit, die er mit allem voll stopfte, was er in seiner Wohnung entbehren konnte. Sowohl 14 B als auch 3 7 F sahen zunehmend wie ein alter Dachboden aus.
    Einen Tag, bevor er die Stadt verließ, ging er in das Büro des Lagerhauses und fragte Mrs. Chaney, ob 18 R frei geworden sei. ja, vor zwei Tagen.
    »Ich würde es gern mieten«, sagte er.
    »Das wären dann schon drei«, erwiderte sie.
    »Ich brauche den Platz.«
    »Warum mieten Sie nicht einfach eines unserer größeren Abteile?«
    »Vielleicht später. jetzt reichen erst einmal die drei kleinen.«
    Mrs. Chaney war es egal. Ray mietete 18 R auf den Namen Newton Aviation und bezahlte die Miete für sechs Monate im Voraus und bar. Als er sicher war, dass ihn niemand beobachtete, holte er das Geld aus 37 F und brachte es in 18 R, wo er bereits neue Kartons hingestellt hatte. Sie waren aus Aluminium beschichtetem Kunststoff und feuersicher bis zu hundertfünfzig Grad Celsius. Außerdem waren sie wasserdicht und ließen sich abschließen. Das Geld passte in fünf Kartons. Sicherheitshalber warf er noch ein paar Federbetten, Decken und Kleidungsstücke über die Kartons, damit alles etwas natürlicher aussah. Er wusste nicht genau, wen er mit der sorgfältig arrangierten Unordnung in seinem kleinen Lagerabteil beeindrucken wollte, fand es aber trotzdem besser, wenn alles etwas verwahrlost aussah.
    Vieles von dem, was er zurzeit tat, galt einem anderen. Ein neuer Weg von seiner Wohnung zur Juristischen Fakultät. Eine neue Joggingstrecke. Ein anderes Café. Eine andere Buchhandlung im Stadtzentrum, in der er sich längere Zeit aufhielt. Und immer achtete er darauf, ob er etwas Ungewöhnliches sah, ständig hatte er den Blick im Rückspiegel, urplötzlich schlug er eine andere Richtung ein, wenn er spazieren ging oder joggte, oder sah sich verstohlen um, nachdem er ein Geschäft betreten hatte. Er spürte, dass er von jemandem beobachtet wurde.
    Ray hatte beschlossen, mit Kaley essen zu gehen, bevor er für einige Ta-ge in den Süden flog - und bevor aus ihr eine ehemalige Studentin wurde.
    Die Prüfungen waren gelaufen, daher war eigentlich nichts dabei. Sie wür-de den Sommer über hier bleiben, und er war fest entschlossen, sich mit ihr einzulassen - allerdings nicht, ohne sehr vorsichtig dabei zu sein. Zum einen, weil er sich jeder Frau gegenüber so verhielt. Zum anderen, weil er glaubte, dass es mit dieser Frau etwas werden könnte.
    Aber gleich der erste Anruf bei ihr war eine Katastrophe. Eine männliche Stimme antwortete, eine jüngere Stimme, wie Ray dachte. Wer immer es auch war, er war nicht sehr erfreut über den Anruf. Als Kaley ans Telefon kam, war sie kurz angebunden. Ray fragte, ob er später noch einmal anrufen solle. Sie verneinte und sagte, sie werde sich bei ihm melden.
    Er wartete drei Tage, dann schrieb er sie ab, was für ihn so einfach war, wie den nächsten Monat im Kalender aufzuschlagen.
    Und so ließ er nichts Unerledigtes zurück, als er abreiste. In vier Stunden flog er mit Fog neben sich in der Bonanza nach Memphis, wo er ein Auto mietete und sich auf den Weg zu Forrest machte.

    Sein erster und bislang einziger Besuch im Haus von Ellie Crum hatte aus einem ähnlichen Grund stattgefunden wie der jetzige. Damals war Forrest durchgedreht und einfach verschwunden, und seine Familie fragte sich, ob er tot war oder irgendwo im Gefängnis saß. Der Richter war noch nicht im Ruhestand, und die Jagd nach Forrest gehörte zu ihrem Alltag. Natürlich war der Richter viel zu beschäftigt gewesen, um nach seinem jüngsten Sohn zu suchen, und warum sollte er auch? Schließlich konnte Ray das ja übernehmen.
    Ellie wohnte in einem Haus im viktorianischen Stil, das am Rand der Innenstadt von Memphis lag. Sie hatte es von ihrem Vater geerbt, der einmal sehr wohlhabend gewesen war. Außer dem Haus hatte es dann allerdings nicht viel zum Vererben gegeben. Forrest hatte auf Treuhandfonds und Familienvermögen spekuliert, aber die Hoffnung nach

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