Der Rikschamann
Sauna.
Elena schüttelte den Kopf. »Ich zieh’ nur schnell ein paar Bahnen! Gleich kommt Frau Müller, und dann will ich noch eine Freundin besuchen.«
Sehr gut, dachte Pieter, hab’ ich Ruhe. »Na dann…« Er öffnete die Saunatür, ein Strom elend heißer Luft quoll ihm entgegen.
»Ist der Porsche da?« fragte Elena.
»Nimm den BMW! Den Porsche hole ich nachher selber.«
»Pieter…«
Er drückte demonstrativ die Tür wieder zu und wandte sich zu Elena um.
Die druckste etwas. »Pieter, im Garten liegt der Papierkorb aus deinem Büro – und der sieht echt unappetitlich aus… Was war denn mit dir los gestern?«
»Dasselbe wie heute. Gar nichts. Ich schmeiß’ den Papierkorb nachher in die große Tonne, okay?«
Keine großen Erklärungen jetzt – bloß rein in die Sauna und Tür zu…
Elena sah, wie sich die dunkle Rauchglastür hinter Pieter schloss, stellte die fragile Befestigung ihres minimalistischen Bikini-Tops mit nonchalantem Schulterzucken auf ernste Zerreißprobe und tauchte nach elegantem Kopfsprung in den eisblauen Pool. Für eine gute Viertelstunde pflügte sie mit dem Tempo einer Olympionikin durchs Becken. Sport war schon immer ihr Ding gewesen. Danach stemmte sie sich wieder ins Trockene, wickelte sich in ein großes Frotteetuch und verließ das Poolhaus, um sich drüben in ihrem privaten Badezimmer dem Sonntagsstyling zu widmen. Hinter ihr platzte Pieter aus der Sauna, krebsrot und am Rande der Selbstauflösung.
Aber für ein bisschen Ruhe erschien ihm kein Opfer zu groß.
Nachdem ihn die Dusche auf Normaltemperatur heruntergekühlt hatte, griff er sich einen Bademantel und machte es sich wieder auf der Rattanliege bequem. Einfach abwarten. Nachher irgendwann per Taxi losfahren und den Porsche einsammeln. Und innerlich gewappnet sein, falls die Kripo aufkreuzte. Umso besser, wenn Elena dann unterwegs wäre.
Eine halbe Stunde später schreckte Pieter aus dösigem Halbschlaf auf, mit dem sicheren Gefühl, etwas Wichtiges vergessen zu haben. Die Plastiktüte! fiel ihm plötzlich ein. Die Tüte aus dem Penthouse, mit den Klamotten von gestern. Sie lag noch im Kofferraum des BMW, wo sie Elena garantiert finden würde, denn Elena kaufte unterwegs immer irgendwas ein, sogar sonntags. Und das schmiss sie dann in den Kofferraum, weil sie Unordnung im Wagen hasste. Er hatte ihr gestern erzählt, seine Kleidung in die Schmutzwäsche geworfen zu haben. Sie würde die Sachen sofort erkennen, denn Elena wusste immer, was Pieter wann getragen hatte – meist genauer, als er es selber rekonstruieren konnte. Das könnte Komplikationen geben, und noch mehr Komplikationen wollte er nun überhaupt nicht.
Er sprang auf, kramte sein Handy hervor und sah auf die Uhr. Er hatte nur eine halbe Stunde gedöst. Elena ist garantiert noch nicht aus der Maske, überlegte Pieter und zog sich schnell an. Das schaffe ich noch!
Tatsächlich stand der BMW noch da, als Pieter in der geräumigen Garage Licht anknipste. Rasch entriegelte er den Kofferraum und schnappte sich den Plastikbeutel. Gerade wollte er den Deckel zuknallen, da trat Elena durch die Verbindungstür zur Villa – ausgehfertig aufgebrezelt, offenbar in Rekordzeit. Pieter drückte den Beutel ertappt an sich.
»Brauchst du den Wagen doch?« schmollte sie.
Pieter schüttelte den Kopf.
Elena näherte sich mit einem raschen Schritt und peilte interessiert in die Tüte. »Für mich? Hey, das sind ja deine…«
Pieter entzog ihr die Tüte rasch. »Überraschung ist später! Aber jetzt nicht.«
Elena widmete ihre Aufmerksamkeit bereits etwas Anderem – sie beugte sich tief in den offenen Kofferraum des BMW und zog die Stirn kraus. »Warst du gestern damit in der Werkstatt?«
Pieter ließ die Hand mit der Tüte unauffällig hinter seinem Rücken verschwinden. »Nö, wieso?«
»Der Stoffbezug im Kofferraum war gestern noch silbergrau! Das hier ist eindeutig dunkler.«
Pieter sah jetzt auch hin. Mit Farben hatte er es nicht so, aber diesen Unterschied erkannte er. Das war ein anderer Stoff, Elena hatte Recht. Aber was immer das bedeuten mochte – er würde alles abstreiten. Energisch drückte er den Kofferraum zu, Elena brachte gerade noch ihren Kopf in Sicherheit.
»Hey!«
Pieter küsste seine Frau sanft auf die Wange, um nicht das Make-up zu ruinieren. »Liegt bestimmt am Neonlicht! Dann mal tschüs, Süße. Ich muss noch mit dem Choreographen telefonieren.«
Bevor sie noch Einwände machen konnte, eilte er samt Tüte aus der Garage. Elena sah
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