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Der Rikschamann

Der Rikschamann

Titel: Der Rikschamann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Schroeter
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hatte er vielleicht noch! Schon fischte Max sein Telefon aus der Hosentasche und wählte.
    Jemand nahm den Anruf an. Ohne etwas zu sagen.
    »Oleg? Hallo?«
    Nur Atmen.
    Max beugte sich angespannt vor, als würde er am liebsten per Kopfsprung durch die imaginäre Leitung hüpfen. »Oleg? Ich bin es – Max!«
    Atmen.
    Aufgelegt.
    »Das war der Scheißkerl!« Der Riese legte das billige Prepaid-Handy ratlos vor sich auf dem Tisch ab. »Dieser Max! Ob der was weiß?«
    »Und ob der was weiß, du Idiot!« Donalds Stimme klang auch unverzerrt unangenehm schneidend. »Du sorgst doch selbst dafür! Er hat die Leiche gefunden! Und Olegs Handy bestimmt auch! Du warst ja leider zu blöd dafür…«
    »Oleg hatte ein Handy bei sich – das da!« wehrte sich der Riese und zeigte auf das Billigteil. »Da hab’ ich gedacht… Wer rennt schon normalerweise mit zwei Handys herum?«
    »Wenn du das Denken anfängst! Die Leiche stückweise zu versenken war ja wohl auch ein echter Geniestreich.«
    »Ahnt doch kein Mensch, dass die ausgerechnet dann das Scheiß-Fleet leer laufen lassen…« maulte der Riese. »Normalerweise fallen kleine Portionen viel weniger auf als so’n komplettes Stück Aas!«
    »Das kann uns die Million kosten.« Donald ließ erbittert die geballte Faust auf die vor ihm liegende Zeitung krachen. Sie landete genau auf dem Foto von Nastjas Leichengesicht.
    Der Riese grinste zuversichtlich. »Westheim wird schon blechen. Der hat zuviel Schiss!«
    »Eben. Viel zuviel Schiss. Wie lange dauert es wohl, bis sich irgendjemand daran erinnert, dieses tote Mädchen zusammen mit Piet West gesehen zu haben? Und wie lange, glaubst du wohl, hält Weichei-Piet durch, wenn die Bullen ihn durch die Mangel drehen?«
    Betroffen nagte der Riese an seiner Unterlippe.
    »Dann haben sie ihren Mörder«, versetzte Donald schneidend, »und wir gucken in die Röhre!«
    »Aber was sollen wir denn machen?« klagte der Riese ratlos.
    Donald wuchtete sich aus seinem Sessel hoch. »Wir müssen abkassieren. Und zwar so schnell wie möglich!«
    »Was ist mit Max? Und… Oleg?«
    Donald verzog sein Gesicht zu einem freudlosen Haifischgrinsen. »Alles zu seiner Zeit! Erst die Kohle…«

9.
    Klick – Splash. Leertakt. Klick – Splash. Leertakt.
    Scheiß-Dusche. Scheiß-Klempner. Scheiß-Überhaupt. »Klick« kam immer noch auf Kammerton A. Pieter Westheim fühlte sich eher wie »Splash«. Auseinandergeplatzt und im Nichts geendet.
    Leertakt.
    Das Bier und die Frikadelle in der Eckkneipe hatte er unangerührt stehen lassen und bloß auf die Titelseite der Nachtzeitung gestarrt, bis sogar die stummen Stammsäufer genug hatten und die Tresenfee hinter ihnen das Licht ausknipste. Danach war Pieter im BMW ziellos herumgefahren, bis die Sonne aufging. Sonntag, Sonnenaufgang und nicht mal besoffen. Unerträglich konfrontiert mit der Ausweglosigkeit seiner Lage, vor der er schließlich resignierte. Es blieb nichts weiter, als auf die nächste Entwicklung der Dinge zu warten. Und das könnte er auch zu Hause tun. Allerdings nicht im Bett, gefangen in Albträumen und neben sich die ahnungslose Elena. Die Müdigkeit fühlte Pieter merkwürdigerweise sowieso nicht mehr, trotz durchwachter Nacht. Also hatte er den Wagen in der Garage abgestellt, sich ins Poolhaus geschlichen und aufs Rattanmöbel gelegt. Fast wie gestern, aber doch ganz anders.
    Klick – Splash. Leertakt.
    Wer würde den nächsten Schritt unternehmen? Die Polizei? Irgendeiner der anderen Gäste oder eine von Nastjas Kolleginnen aus dem »Hell on Earth« würde früher oder später der Kripo erzählen, dass die flotte Kellnerin noch am Vorabend ihres Todes beim berühmten Piet West auf dem Schoß saß. Oder die Erpresser? Sie würden sich wieder melden und das Geld einfordern. Dabei ließ sich nur spekulieren, ob zuerst Entenhausen-Donald oder Brikettfrisur-Oleg am Drücker wäre. Und er stünde all dem machtlos gegenüber. Ganz allein. Wie im Western, wo sich der Held den Weg freischießen muss. Drüben in der Villa, im hintersten Winkel seines privaten Tonstudios, besaß er sogar eine Pistole – die hatte er sich mal auf Elenas Drängen besorgt, als eine Einbruchsserie die Gegend unsicher machte. Leider siegten im Western immer die Guten. Und Pieter zweifelte daran, noch zu den Guten zu zählen. Für sein Problem gab es einfach keine schlichte Lösung.
    Trotzdem tat es gut, hier im Poolhaus zu liegen. Für Pieter war dies schon immer ein Ort der Entspannung, und das verfehlte auch jetzt

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