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Der Ring

Der Ring

Titel: Der Ring Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Margroff und Piers Anthony
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Körper befreite.
    Die heutigen Inquisitoren hatten das höchste erreicht: Sie schändeten die Seele selbst.
    Sie drängten sich zur Tür seines Selbst herein, diese zweihändigen Maschinen, diese Ausdruckslosen, Gefühllosen. Dicht. Zu dicht.
    „Ich verlange eine Geschworenenverhandlung!“ schrie er und klammerte sich damit an das wenige, was er von den Gebräuchen auf der Erde wußte. „Einen Gerichtshof aus Menschen! Keine Maschinen!“
    Die Antwort entging ihm im Schlafnol-Nebel, aber die Metallgespenster schienen sich für eine Weile zurückzuziehen. Er wurde einer menschlichen Folterkammer gewahr.
    Der Aufseher näherte sich ihm mit einem weißglühenden Schwert. Sadismus zuckte um die schmalen grauen Lippen, um den spitz zulaufenden Bart. Die Hände waren langfingerig und weibisch. Die Klinge kam näher, dünn und böse; sie versengte die Haare am Körper des Opfers mit ihrer ausstrahlenden Hitze. Sie berührte ihn …
    Und ließ seinen Körper unangetastet, während sie sich in sein innerstes Wesen versenkte: ein Sprühstrahl aus einer Injektionsspritze, der sein körperliches System durchdrang und nach seinem Gehirn griff. Wahr-Wahr!
    Er wollte schreien und konnte nicht. Die Droge durchweichte seine Widerstände; jetzt war er qualvoll angespannt. Und still. Verschwommen fragte er sich in dem gesunden Teil seines Gehirns, ob jene, die in die Welt des Wahr-Wahr eintauchten, sich nicht manchmal die Zungen abbissen oder ihre Kiefer so hart zusammenpreßten, daß der Zahnschmelz zersprang. So sehr weit hergeholt schien es nicht.
    „Wie ist Ihr Name?“
    Jeff Font! brüllte die Droge, aber er hielt die Zähne zusammengebissen und unterdrückte den Impuls. Wenn es ihm verwehrt war, zu handeln – gar nichts zu tun, war ihm nicht verwehrt.
    „Ich habe noch nie jemanden so dagegen kämpfen sehen“, sagte jemand – vor einer Minute oder vor einem Jahrhundert.
    „Geben Sie ihm einen verstärkten Schuß. Schaden kann er nicht davon nehmen.“
    Sechs Menschen saßen auf einem Regal und blickten auf ihn herunter. Eine barbusige Frau, ein weißhaariger Alter, ein junges Negermädchen, ein schwabbeliger Direktoren-Typ, eine Frau aus Guundorf – Gunnardorf, korrigierte er sich flüchtig, oder die Droge korrigierte ihn: Gunnardorf, so genannt nach dem Helden aus der nordischen Sage, dem Ehemann der Brunhild – und ein Mann des Weltraumdienstes. Geschworene! Sein Verlangen hatte dieses Dämonengericht doch nicht beendet.
    Ein Weltraum-Mann. Wenigstens hatte er einen auf seiner Seite. Nein. Auf der Seite der Gerechtigkeit, berichtigte ihn die Droge. Und die Droge brach ihm auch den Mund auf.
    „Name?“
    „Geoffrey Font junior, gewöhnlich genannt Jeff oder Jeffrey.“
    „Beruf?“
    „Vormals voll tauglicher Weltraum-Mann.“
    Das väterliche Gesicht und die schwarze Robe des Richters fügten sich aus dem Irgendwo zusammen. „Na, das hat doch gar nicht weh getan – oder doch, Mister Font?“
    „Es hat nicht weh getan, Euer Ehren.“
    „Sehen Sie wohl, Mister Font“, lächelte der Richter. „Die Wahrheit kann nicht weh tun. Wahr-Wahr kann nicht schmerzen.“
    „Körperlich“, ergänzte der Ankläger.
    Ihre Gesichter schwammen um ihn herum – wirkliche Gesichter, Menschengesichter, die sich in seiner Vorstellung mit dem Illusionären vermischten.
    Webster stand vor ihm. „Mister Font, was hatten Sie vor, als Sie in den McKissic’schen Wohnsitz eindrangen?“
    „Ich …“ Glühende Zangen auf der Zunge, explodierende Augäpfel … „wollte Pamela fortbringen.“
    „Sie wollten sie entführen . Aber warum haben Sie dann statt dessen das Mädchen entführt, das eindeutig nicht Miss McKissic war?“
    „Ich … wußte nicht, daß sie nicht Pamela war. Sie hat eine Perücke getragen.“
    „Aber nachdem Sie Ihren Fehler entdeckt hatten – was hatten Sie dann mit ihr vor?“
    „Ich … ich …“
    In Jeffs unwirklichen Vorstellungen streckte Webster eine glühende Zange aus. „Was hätten Sie vielleicht mit diesem Mädchen getan, wenn Sie Gelegenheit dazu gehabt hätten?“
    Oh Gott, dachte er. Gibt es denn hier keinen Verteidiger? Keinen, der dieser inneren Verstümmelung Einhalt gebietet, dieser totalen, aufgezwungenen Aushöhlung meiner geheimen Gedanken?
    „Ich wäre mit ihr ins Bett gegangen. Ich hätte mit ihr geschlafen.“
    Niemand rief „Einspruch!“ Ließ Entsetzen über die Art erkennen, in der er gezwungen wurde, sich selbst zu belasten. In diesem Verfahren gab es keine Polemiken. Nur die

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