Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Ring

Der Ring

Titel: Der Ring Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Margroff und Piers Anthony
Vom Netzwerk:
Wahrheit. Die gnadenlose, allüberführende Wahrheit.
    Sein Ankläger stieß nach.
    „Kannten Sie Miss McKissic?“
    „Ja.“
    „Wann haben Sie sie gekannt?“
    „Vor fünfzehn Jahren. Als wir Kinder waren.“
    „Wie haben Sie sie gekannt?“
    Oh Gott, das doch nicht!
    „Wie, habe ich gefragt!“
    Es kam alles aus ihm heraus. Wie blutgesprenkelter Schaum aus dem Mund des Gefolterten: der Traum, der Drang, der Stoß des Phallus.
    „Wir waren in einem Schrank. Die Tür war zu. Sie … sie hat mich angefaßt. Ich war auf diese Art noch nie angefaßt worden. Sie nahm meine Hand. Sie …“
    „Sie haben die Frage mißverstanden, Mister Font. Obwohl ich glaube, daß Ihre Antwort eine eigene Bedeutung hat. Auf Grund eines frühen und normalerweise nicht weiter bedeutsamen Experimentier-Erlebnisses entwickelten Sie also, was man eine Fixation nennt, eine innere Festlegung. Aber mit meiner Frage habe ich gemeint: Wie kam es, daß Sie und Miss McKissic miteinander bekannt waren?“
    „Unsere Väter waren Geschäftspartner …“
    „Verständlich: Daher haben Sie und Miss McKissic miteinander … gespielt. Es wäre fast unnatürlich gewesen, wenn einer oder der andere nicht neugierig auf den Körper seines Spielgefährten geworden wäre. Und als Sie auf Alpha IV waren, da haben Sie dann aus dieser Erinnerung sexuelle Phantasievorstellungen bezogen?“
    „Ja.“ Stumpf, hölzern. Weiterer Schrecken war nicht denkbar.
    „Wenn Sie Miss McKissic statt dieses anderen Mädchens entführt hätten – was meinen Sie: Was hätten Sie mit ihr gemacht?“
    „Ich … ich wollte eine Ablösung für sie verlangen. Kein Geld, sondern ein Geständnis ihres Vaters gegenüber einem Polizeibeamten zur Verwendung vor einem Gericht. Nur um den Namen meines Vaters von dem Makel zu reinigen, habe ich …“
    „Ihre Motive waren sicher lobenswert. Aber was hätten Sie mit Miss McKissic gemacht? Mit Pamela? Ihrer Pammie?“
    Er schauderte. Alice Lang war nur einige Meter weit weg; ihre blassen Gesichtszüge waren in der Mitte dieser trüben Gespenster wie eine Platinmünze. Wie konnte sie das aushalten? Wie konnte irgendeine Frau das aushalten?
    „Ich … wollte sie heiraten. Ich hoffte sie überzeugen zu können …“
    „Sie hätten sie zu intimen Beziehungen gezwungen?“
    Er bemühte sich, es zu bestreiten. Gewalt? Er – Gewalt? Aber alle diese Phantasien waren dagewesen …
    „Ich …“ Er zögerte, biß sich in die Zunge und sagte schließlich: „Nur, wenn sie es von mir gewollt hätte.“
    „ Nur, wenn sie es von Ihnen gewollt hätte! Und in Ihren Augen hätte sie es gewollt. Wie steht es mit Miss Lang? Hätte sie Ihnen für diesen Zweck nicht auch genügt? Hätten Sie sich nicht eingebildet, daß sie es auch ,von Ihnen wollte’?“ Der beißende Tonfall war wie ein Säurebad. Doch er mußte auf die Fragen antworten. Für sein ausgepreßtes Gehirn gab es keinen Weg, ihnen auszuweichen, so sehr er es auch versuchen mochte.
    „Miss Lang … ist sehr attraktiv.“
    „Und hätten Sie sie nicht vergewaltigt?“
    „Nein.“
    „Nein?“ Websters Echo klang enttäuscht. „Nicht einmal, wenn sie es ,von Ihnen gewollt’ hätte?“
    „Nein, nicht Miss Lang. Miss McKissic.“
    Und Miss McKissic saß auch nur einige Meter weit entfernt. Das vollkommene Gesicht voller Ruhe, die schönen Augen niedergeschlagen, die Hände bescheiden im Schoß zusammengefaltet. Wie konnte sie bei alledem stillsitzen? Wie war es möglich?
    Webster räusperte sich. Mit seinen Zügen ging eine Veränderung vor, die sie streng und geschäftsmäßig machten. Seine Stimme war ganz die eines Inquisitors.
    „Was ist also mit Ihrem Exil und dem Ihrer Familie auf Alpha IV? Sehen Sie denn nicht ein, daß es zum eigenen Guten Ihres Vaters war? Daß er ein Todesurteil verdiente und daß die Verbannung gnädig war – für einen Mann, der seinen Weg mit unterschlagenen Geldern gemacht und sich gefälschte Patentrechte verschafft hatte? Daß Ihr Vater die Schwingungsbremse seinem vertrauenden Partner gestohlen hat? Können Sie das nicht wenigstens anerkennen?“
    Jeff bäumte sich gegen seine Arm-Klammern. „NEIN! NEIN, NEIN, NEIN, NEIN, NEIN, NEIN!“
    Webster trat zurück und lächelte. „Danke“, sagte er. „Vielen Dank, daß Sie Ihre Unverbesserlichkeit selbst verkünden.“
    Jeff sank langsam in sich zusammen. Jetzt hatte er das schlimmste getan, sich selbst das allerschlimmste angetan. Er fühlte sich, wie sich Geoffrey Font senior in einem ähnlichen

Weitere Kostenlose Bücher