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Der Ring

Der Ring

Titel: Der Ring Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Margroff und Piers Anthony
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zur Person.
    Czechlich, der homosexuelle Geschäftsführer von der Maschinenmenschen-A.G. stand auf. „Ist das die Angeklagte?“
    Ahnungslosigkeit kannte keine Klassenunterschiede! „Bisher gibt es keine Angeklagten, Mister Czechlich“, sagte Crater mit vergnüglicher Herablassung, wobei er an seine eingegangene Rose dachte. „Der Polizeicomputer setzt die Fälle an, wie sie sich im Lauf des Tages ergeben. Ich habe selbst nicht das Vorrecht, Einzelheiten im voraus zu erfahren. Ich weiß nur, daß die Anklagebank mit Sicherheit immer besetzt sein wird, und daß diese Fälle zum Teil Ihre Mitwirkung erfordern können.“
    Er drehte sich zu dem letzten Anwesenden um. „Der Herr zu meiner Linken ist Harry Webster, der Gerichtspsychologe.“ Auf der Geschworenenbank wandten sich wie auf Kommando die verschiedenen Köpfe dem verdrossenen Mann zu. „Sollten Sie Dienst tun, werden Sie ihn noch öfter sehen.“ Aber sie verloren schnell das Interesse, weil sie einen Funktionär erkannten, wenn er ihnen vor Augen kam.
    Janet Hworp, das taoistische Zimmermädchen, stand auf. „Tut Wahr-Wahr nicht weh?“
    Richter Crater versagte es sich, auf die Bedeutungslosigkeit der Frage hinzuweisen. Die Unterklasse war vor Wahr-Wahr besonders auf der Hut; die Armen konnten sich, wie es treffend hieß, Ehrlichkeit selten leisten. „Ich versichere Ihnen, daß Wahr-Wahr, wenn es richtig angewandt wird, harmlos und schmerzlos ist. Es entspannt lediglich die Kontrollzentren des Gehirns und veranlaßt den Verhörten, jede Frage akkurat zu beantworten. Es gibt keine Nebenwirkungen oder Nachwirkungen. Unser Mister Webster ist ein Fachmann. Verhöre, die er in diesem Gericht betreut, sind völlig human.“
    „Sie meinen, es tut nicht weh?“ fragte sie unsicher.
    „Nicht auf die Art, wie Sie meinen. Es ähnelt Schlafnol mehr als allem anderen.“
    „Oh“, sagte sie zufriedengestellt. Weitere Fragen gab es nicht.
    „Sollten Sie inzwischen irgendwelche persönlichen Bedürfnisse haben, können Sie den Robot-Wachtmeister rufen.“
    Die Geschworenen dieses Tages waren eingesetzt, und es hatte weniger als eine Stunde gedauert. Crater blickte noch einmal in dem mit Pseudoholz getäfelten Gerichtssaal umher und entließ die Bürger in ihren Aufenthaltsraum. Die Chancen standen vier zu eins dagegen, daß diese Gruppe amtlich tätig werden mußte, aber man konnte andererseits nie wissen, wann die Geschworenen aufgerufen wurden. Hin und wieder verlangte ein Angeklagter eben doch, von Menschen abgeurteilt zu werden.
    Nachdem der Saal leer war (er ging nicht gern als erster hinaus, was man vielleicht als seine persönliche Eigentümlichkeit ansehen kann), nahm er seinen Browning und zog sich in seine Räume zurück. Eine gute halbe Stunde konnte er sich noch entspannen, bevor der erste Fall vorgeführt würde. Mit etwas Glück bekam er eine Routinesache, so daß er die meiste Kleinarbeit der Maschine überlassen konnte.
     
    Langsam hob sie einen Arm vor das Gesicht, als die schwachen Strahlen der Sonne das schmutzige Fenster des Hotelraumes erhellten. Das war ein seltsamer Ort, an dem sie sich da wiederfand – dem Aussehen nach zu schließen ein Haus der Lust-A.G. Sie konnte sich nicht erinnern, wie sie hierher gekommen war.
    „Sie, schöne Dame, sind in Schwierigkeiten“, hatte er gesagt; und das war alles, was sie sicher wußte. Jetzt lehnte dieser Mann an der schmierigen Wand und starrte sie an. Er war hochgewachsen, und der lange schwarze Umhang, den er trug, konnte nicht die muskulöse Statur, die Männlichkeit seines Körpers verbergen. Das Gesicht unter dem dichten braunen Haar war jung und sah recht gut aus. Aber die Furchen um Augen und Mund, mehr noch als die Weltraumbräune, ergaben das Bild einer tierhaften Wachsamkeit. Ein Mann, der lange genug im Weltraum gelebt hatte, um so braun zu sein … Und wie diese Muskeln sich unter dem Umhang bewegten. In plötzlichen Sprüngen, als ob er die Bewegungen aus Gründen veränderter Schwerkraft übersteuerte. Die Erinnerung kam ihr, daß Menschen, die ihre Jugendjahre auf Welten mit hoher Schwerkraft zubrachten, große Muskeln entwickelten; sogar die Frauen.
    Wie er sie ansah! Als ob er lange Zeit keine Frau gesehen hatte. Seit allzu langer Zeit hatte kein wirklicher Mann diesen Blick auf sie gerichtet. Sie fand, daß er ihr gefiel – seine fremdartige Vitalität, sogar seine Wildheit, obwohl er ihr auch Angst machte.
    Er wartete. Schweigend. Grimmig.
    Sie sah weg. Sie wußte, daß ihre

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