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Der Ring

Der Ring

Titel: Der Ring Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Margroff und Piers Anthony
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Gerichtssaal gefühlt haben mußte, Auge in Auge mit dem Ausforscher. Wie Jeff, so hatte auch sein Vater das schlimmste preisgegeben, das in ihm steckte – wegen einer Fingerprise Wahrheitsdrogen. Wahrheitsdrogen – welch eine betrügerische Bezeichnung!
    „Ihre Mutter“, fuhr Webster unbarmherzig fort, „hat sich ihre Fahrkarte in die Verbannung mit einer Säurephiole eingehandelt, die sie in George McKissics Gesicht schleudern wollte. Und weil das Gesetz gerecht ist, weil es niemanden unterdrückt, wurde Ihnen gestattet, bei Ihren Eltern zu bleiben, bis Sie das gesetzlich vorgeschriebene Mindestalter zum Eintritt in den Weltraumdienst erreicht hatten. Alles schulden Sie der Justiz der Erde – und der Großzügigkeit, die der ehemalige Geschäftspartner Ihres Vaters gezeigt hat.“
    Ja, ich schulde! dachte Jeff. Ich schulde – aber nicht Großzügigkeit. Ich weiß, daß George McKissic den Schuldspruch gekauft hat.
    George McKissic war da, er saß neben seiner Tochter und hörte unbewegt zu. Gab es in ihm ein geheimes Frohlocken?
    Kostete er es aus, den Sohn da zu sehen, wo der Vater gewesen war?
    Die Wahr-Wahr-Wirkung klang langsam ab und ließ Stumpfheit zurück.
    „Hatten Sie wirklich vor, von George McKissic das Geständnis einer Verschwörung gegen Ihren Vater zu erlangen?“
    „Ja.“ Ja, tausendmal.
    „Haben Sie erwartet, daß das Gericht ihn unter Wahr-Wahr setzen würde?“
    „Ich habe es zuversichtlich erwartet.“
    „Warum?“
    „Ich wollte ihn unter dem gleichen rigorosen Verhör sehen, dem Sie mich unterziehen. Ich wollte, daß er enthüllt, wie er die Unterschrift meines Vaters und seine Fingerabdrücke gefälscht, und wie er damit die belastenden Papiere behandelt hat. Ich wollte, daß er gesteht, wie er meinen Vater in der Firma abgeschossen und in die Verbannung befördert hat. Ich wollte Ihnen sagen, wie Geoffrey Font in einer Gruben-Implosion ums Leben kam, und daß George McKissic indirekt dafür verantwortlich war. Ich wollte …“
    „Wenn Sie so begierig darauf waren, auszusagen, warum sind Sie dann nicht von selbst hergekommen? Warum mußten Sie zum Verbrecher werden?“
    „Weil die bloße Bekundung dessen, was wahr ist, nach der Prozeßordnung eine unzulässige Einlassung darstellt. Aber jetzt ist es nicht genug, daß nur ich sage, was wahr ist – George McKissic muß aussagen. Er muß mit der gleichen Droge vollgepumpt werden, unter der ich stehe.“
    „Das“, sagte Webster, „ist unmöglich. Sie bringen eine Meinung vor, keinen Beweis, und der Ausdruck einer Meinung hat kein juristisches Gewicht. Ein Mann kann glauben, daß es eine Verschwörung gegen ihn gegeben hat, er kann das auch unfundiert glauben. Mister McKissic ist kein gesunder Mann, und es wäre dumm von ihm, sich der Wahr-Wahr-Behandlung zu unterziehen, solange es keinen Beweis gibt, der ihn mit einem Verbrechen in Verbindung bringt. George McKissic steht nicht vor Gericht. George McKissic wird keines Vergehens beschuldigt.“
    Außer von mir, dachte Jeff. Und es ist leicht zu sehen, was meine Anschuldigung wert ist.
    „Sie dagegen wurden immerhin bei der Begehung eines Schwerverbrechens festgenommen.“
    Festgenommen, festgenommen, sangen seine inneren Dämonen.
    „Nun haben Sie uns Ihr Motiv genannt, aber was war das wirkliche Motiv? Wollten Sie etwa nicht dasjenige verderben, was George McKissic das Liebste war? War das nicht Ihr Motiv?“
    „Nein – ich habe sie geliebt.“
    „Sie geliebt? Nach ihr gegiert, meinen Sie. Sie hätten Sie als Gefangene gehalten, sie gezwungen, mit Ihnen intim zu sein. Sie hätten sich eingeredet, sie wolle es von Ihnen. Daß es aus Liebe geschehe. Aus Liebe – und um Ihres lieben, toten, unschuldigen Vaters willen.“
    Webster stach eine Nadel in seinen Arm. Die Injektion verfestigte die Wirklichkeit, bezwang die Phantasien und brachte ihm den freien Gebrauch der Zunge zurück. Jetzt konnte er sprechen – sprechen, wie er wollte. Was immer ihm das noch nutzen mochte.
    Webster hielt ein Glas Wasser an Jeffs Lippen. Jeff schluckte, verschluckte sich und beobachtete, wie das leere Glas sich von ihm fortbewegte. Webster holte einen Cottonit-Tupfer hervor und wischte den Schweiß von Jeffs Gesicht. Das Verhör war vorbei.
    Jeff durfte zu Alice hinübersehen, zu Pamela, zu George McKissic, zu den stummen Geschworenen. Sein Mund kam ihm trotz des Wassers trocken vor.
    „Stehen Sie auf und wenden Sie sich dem Gericht zu“, wies ihn Webster an; jetzt, da die Qual vorbei war,

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